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Sharpes Lösegeld

Sharpes Lösegeld

Titel: Sharpes Lösegeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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musste, und doch nagte das Gefühl der Gefahr noch immer an ihm. Auf dieses Gefühl konnte er sich verlassen, das wusste er, seit es ihm auf unzähligen spanischen Äckern das Leben gerettet hatte. Er überlegte, das Gewehr zu laden, dann entschied er, dass es dazu zu spät war. Wenn die Wanderer den Hof überfallen hatten, waren sie zu viele für eine Gewehrkugel. Außerdem hätten sie ihn bereits unter Beobachtung, und es war das Beste, sich keine Feindseligkeit anmerken zu lassen.
    Am besten wäre es, dachte er, zuzusehen, dass er hier wegkam, und das Haus aus der Ferne zu beobachten, bis er wusste, ob eine Gefahr bestand oder nicht. Ihm blieb jedoch keine Wahl, denn Lucille und sein Sohn waren auf dem Hof, und er musste zu ihnen, auch wenn all seine Instinkte ihm zuschrien, bloß Abstand zu halten. »Komm, Nosey«, sagte er und ging weiter, überquerte den Graben auf der Brücke und malte sich aus, wie dumm er sich vorkommen würde, wenn er die Küchentür öffnete und entdeckte, dass Lucille am Tisch Patrick fütterte, Marie Rüben hackte und im Herd fröhlich die Flammen züngelten.
    Der Krieg hat mich nervös gemacht, sagte er sich, nervös, schreckhaft, scheu und zu Angst neigend, und es war alles Unsinn. Nichts war geschehen. Morgen war Weihnachten und auf der Welt war alles gut, nur dass die Welt wieder aufgebaut werden musste.
    Er öffnete die Küchentür. »Hab einen von den Halunken«, verkündete er fröhlich und schwenkte den buschigen Fuchsschwanz, dann wurde er sehr still. Ein kleiner Mann mit Brille saß Lucille gegenüber, während ein anderer Mann hinter ihr stand und die Mündung einer Pistole auf ihren schwarzen Haarschopf richtete.
    Marie kauerte auf dem Stuhl in der Ecke, neben sich einen großen Mann mit Sharpes altem schweren Säbel, den er von seinem Platz an der Wand über dem Gewürzregal genommen hatte. Zwischen seinen Husarenzöpfen war ein Gesicht zu sehen, das so hart wie aus Horn wirkte.
    Der große Mann trat Sharpe entgegen. »Erinnern Sie sich an mich?«, fragte er. »Denn ich erinnere mich an Sie.«
    Er streckte den Säbel vor, bis dessen Spitze Sharpe am Hals berührte. »Ich erinnere mich sehr gut an Sie, Major Sharpe«, sagte er, »wirklich sehr gut. Willkommen zu Hause.«
    Sharpe setzte sich neben Lucille an den Küchentisch. Ein Mann mit einer Pistole stellte sich hinter ihn, während Sergent Guy Challon mit Sharpes Säbel in die Tischkante schlug.
    »Eine grobe Waffe«, sagte er verächtlich.
    »Sie wirkt bei Franzosen besser als bei Tischen«, erwiderte Sharpe milde.
    »Legen Sie den Säbel weg, Sergent!«, befahl der kleine Mann. »Legen Sie ihn auf den Haufen. Jemand wird dafür schon ein paar Francs bezahlen.«
    Der kleine Mann sah zu, wie der Sergent die Waffe auf den Haufen aus Silbergeschirr und anderen kleinen Wertsachen warf, der neben der Küchentür angewachsen war. Die gesammelte Beute umschloss Lucilles wenigen Schmuck, zu dem ein großer Rubin gehörte, der aus Napoleons Schatzkisten stammte. Der Bebrillte hatte den Edelstein an sich genommen und hob ihn vor seine Augen, betrachtete ihn, genoss den Anblick, und als Sharpe sich gesetzt hatte, hielt er den Stein dem Engländer hin, als beweise er Sharpes Reichtum. »Mein Name«, sagte der kleine Mann, »ist Maître Henri Lorcet. Ich bin Anwalt und hatte die Ehre, den letzten Willen von Commandant Pierre Ducos abzufassen. Das ist das Testament«, sagte er und zog ein Dokument hervor, das er auf dem Küchentisch glatt strich. Mit dem Rubin klopfte er auf das Schriftstück, als verliehe es seiner Anwesenheit Rechtmäßigkeit.
    »Das Testament erwähnt die Existenz eines Goldschatzes«, fuhr Lorcet fort, »eines Schatzes, der einmal Napoleon Bonaparte gehört hat. Commandant Ducos war so freundlich, den Schatz mir und Sergent Challon zu vererben.« Er nickte dem grimmigen Husaren zu, der sich mit Sharpes Säbel vergnügt hatte. »Commandant Ducos deutete weiterhin an, dass Sie wüssten, wo das Gold zu finden sei.« Er schwieg kurz. »Wissen Sie von dem Gold, Major Sharpe?«
    Lucille wollte auffahren und Lorcet sagen, dass er Unsinn redete, doch Sharpe legte ihr eine Hand auf den Arm. »Ich weiß davon«, gab er zu. Zwei Jahre zuvor, als Napoleon nach Elba verbannt worden war, hatte Sharpe geholfen, den Schatz des Kaisers zu retten, der auf seiner Reise zu der Insel verloren gegangen war. Pierre Ducos hatte das Gold gestohlen, und Sergent Challon war Ducos’ Komplize gewesen. Obwohl Ducos längst tot war, musste sein

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