Sharpes Sieg
Wall aus Kakteen mit einem Dutzend hölzerner Plattformen. Innerhalb des Walls befand sich ein Exerzierplatz, wo ein entrindeter Baumstamm als Flaggenmast diente, und der Paradeplatz war von drei Kasernengebäuden umgeben, deren Dächer mit Palmenblättern bedeckt waren, einem Küchengebäude, Zelten für die Offiziere und einem steinernen Magazin, in dem die Munition der Garnison lagerte. Die Sepoys hatten ihre Angehörigen im Fort, und so war es von Frauen und Kindern überlaufen, doch Sharpe hatte festgestellt, wie verdrossen sie wirkten.
Crosby war anscheinend einer dieser boshaften Offiziere, die nur glücklich waren, wenn es allen ringsum erbärmlich ging.
»Ich nehme an, Sie erwarten, dass ich Ihnen die Ochsenkarren besorge?«, sagte Crosby empört.
»Dafür werde ich selbst sorgen, Sir.«
»Sie sprechen Marathi, wie?«, schnaubte Crosby. »Sie sind ein Sergeant, Bankier und Übersetzer, wie?«
»Ich habe einen Übersetzer mitgebracht, Sir«, sagte Sharpe. Womit er ein bisschen übertrieb, denn Davi Lal war erst dreizehn, ein Straßenbengel aus Seringapatam. Er war ein gerissenes, schelmisches Kind, das von Sharpe beim Stehlen in einem Küchengebäude erwischt worden war. Nachdem er dem Jungen ein paar Ohrfeigen gegeben hatte, um ihm Respekt vor dem Besitz Seiner britannischen Majestät beizubringen, hatte Sharpe ihn zu Lalis Haus gebracht, um ihm ein ordentliches Essen zu geben, und Lali hatte mit dem Jungen gesprochen und erfahren, dass seine Eltern tot waren, dass es keine Verwandten gab, von denen er wusste, und dass er sich mehr oder wenig ehrlich durchs Leben schlug. Er war auch verlaust.
»Du musst ihn loswerden«, hatte sie Sharpe geraten, doch er hatte in Davi Lal etwas gesehen, das ihn an seine Kindheit erinnert hatte, und ihn runter zum Kaveri-Fluss geschleppt, wo er ihn anständig abgeschrubbt hatte. Danach war Davi Lal Sharpes Botenjunge geworden. Er hatte gelernt, Koppel und Stiefel zu putzen und seine eigene Version von Englisch zu sprechen, die, weil sie von den niedrigen Rängen kam, die Engländer und die kultivierten Inder leicht schockieren konnte.
»Sie werden drei Karren benötigen«, sagte Crosby.
»Jawohl, Sir«, erwiderte Sharpe. »Danke, Sir.« Er hatte genau gewusst, wie viele Karren er brauchen würde, doch er wusste ebenso, dass es dumm wäre, dieses Wissen bei einem Offizier wie Crosby preiszugeben.
»Dann suchen Sie Ihre verdammten Karren«, blaffte Crosby, »und lassen Sie mich wissen, wann Sie zum Aufladen bereit sind.«
»Sehr gut, Sir. Danke, Sir.« Sharpe stand still, machte eine Kehrtwendung und marschierte aus dem Zelt, um sich auf die Suche nach Davi Lal und den sechs Privates, einfachen Soldaten der königlichen Armee, zu machen, die im Schatten eines der Kasernengebäude warteten.
»Wir werden zu Mittag essen«, sagte Sharpe, »und am Nachmittag einige Karren beschaffen.«
»Was gibt es zum Essen?«, erkundigte sich Private Atkins.
»Was immer Davi aus dem Küchenbau klauen kann«, sagte Sharpe. »Aber seid schnell damit, klar? Ich will morgen früh aus diesem verdammten Fort verschwinden.«
Ihr Job war es, achtzigtausend Musketenpatronen zu holen, die aus dem Arsenal der East India Company in Madras gestohlen worden waren. Die Patronen waren von der besten Qualität, die man in Indien bekommen konnte, und die Diebe wussten genau, wer ihnen den höchsten Preis für die Munition bezahlen würde.
Die Fürsten der Marathen-Konföderation waren ständig im Krieg gegeneinander oder überfielen die benachbarten Staaten, aber jetzt, im Sommer 1803, drohte eine Invasion von britischen Streitkräften. Die Bedrohung der Invasion hatte zwei der größten Marathen-Herrscher dazu gebracht, eine Allianz zu schließen, die jetzt ihre Truppen zusammenzog, um die Briten zurückzuschlagen, und diese Fürsten hatten den Dieben für die Patronen eine Riesensumme in Gold versprochen. Doch einer der Diebe, der geholfen hatte in das Arsenal in Madras einzubrechen, hatte sich geweigert, seinen Bruder in die Bande aufzunehmen und mit ihm den Profit zu teilen, und so hatte der Bruder die Bande an die Spione der Company verraten.
Zwei Wochen später war die Karawane, die die Patronen durch Indien transportierte, nicht weit von Chasalgaon von Company-Sepoys aus dem Hinterhalt überfallen worden. Die Diebe waren getötet worden oder geflüchtet, und die wiedereroberte Munition war zur sicheren Verwahrung in das kleine Magazin des Forts gebracht worden. Jetzt sollten die
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