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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ließe, oder als hielte ich mir einen parfümierten Jungen, wie es die Trockenstädter tun …«
    »Ruhe! Wie kannst du es wagen, von solchen Dingen zu mir zu sprechen?« Hastur wies auf den Frühstückstisch. »Setz dich hin und iss; du wirst zu spät zur Sitzung kommen.« Als Regis zögerte, befahl er trocken: »Tu, was dir gesagt wird, Junge. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für einen Koller.«
    Regis ballte die Fäuste. Der Zorn machte ihn beinahe schwindelig. Er erklärte kalt: »Sir, Ihr habt das letzte Mal mit mir gesprochen, als sei ich ein Kind!« Er drehte sich um und ging hinaus, ohne auf das schockierte »Regis!« seines Großvaters zu achten.
    Er lief durch die labyrinthischen Flure der Comyn-Burg, und ihm war, als drücke ihm ein schweres Gewicht die Brust ein. Früher oder später hatte es so kommen müssen. Seit Jahren hatte sich dieser Streit aufgebaut, und es war ganz gut, dass es einmal offen heraus gesagt war.
    In allem außer diesem bin ich ein gehorsamer Enkel gewesen. Ich habe alles getan, was er von mir verlangte. Ich habe geschworen, ihm als Oberhaupt der Domäne zu gehorchen. Aber ich lasse mir nicht gefallen, dass er mit mir redet, als sei ich zehn Jahre alt – niemals wieder . Als er die Ardais-Räume betrat, kämpfte er immer noch mit einer für ihn ganz uncharakteristischen Wut. Der Diener, der ihn einließ, begann mit einem automatischen » Su serva, Dom …« und unterbrach sich selbst mit der Frage: »Seid Ihr krank, Sir?«
    Regis schüttelte den Kopf. »Nein – aber frage Lord Danilo, ob er mich sofort empfangen will.«
    Die Botschaft wurde überbracht und von Danilo selbst beantwortet, der ins Vorzimmer hinauskam. »Regis! Was tust du hier?«
    »Ich wollte fragen, ob ich an eurem Frühstück teilnehmen darf«, antwortete Regis mit mehr Ruhe, als er empfand. Dyan tauchte im Eingang auf, bereits in die Zeremonienfarben Schwarz und Silber gekleidet, und sagte schnell: »Ja, komm und iss mit uns, mein lieber Junge! Ich habe sowieso nach einer Gelegenheit gesucht, mit dir zu sprechen.«
    Er kehrte in das Frühstückszimmer zurück, und Danilo fragte leise: »Was ist passiert?«
    »Das erzähle ich dir später, wenn du gestattest. Großvater und ich hatten einen Wortwechsel«, flüsterte Regis. »Frag jetzt bitte nicht weiter.«
    »Noch ein Gedeck für Dom Regis«, befahl Dyan. Regis nahm Platz. Danilo sandte ihm einen kurzen, fragenden Blick zu, als er eine Serviette entfaltete, sagte jedoch nichts, und Regis war ihm dankbar dafür.
    Er muss wissen, warum ich mit Großvater gestritten habe . Er blieb schweigsam, nur dass er Dyan ein Kompliment über das Essen machte. Dyan selbst aß mäßig, ein bisschen Brot und Obst, aber er hatte eine Auswahl an warmem Brot, gekochtem Fleisch und Pfannkuchen auftragen lassen. Als Danilo eine Bemerkung darüber machte, meinte er mit komischem Nachdruck: »Ich habe ziemlich viel Erfahrung darin, den … Appetit … junger Männer einzuschätzen.« Dabei fing er Regis’ Blick ein, und Regis sah auf seinen Teller nieder.
    Als sie fertig waren und sich noch beim Obst verweilten, sagte Dyan: »Ja, Dani, ich bin froh, dass Regis sich uns angeschlossen hat; es war mein Wunsch, mit euch beiden zu reden. Die Ratssitzungen sind fast vorbei; heute findet die letzte statt, und wegen der Trauer um Kennard ist alles auf diese letzte Sitzung verschoben worden. Und es gibt viel zu tun. Die Erbfolge von Alton muss geregelt werden …«
    »Ich dachte, das habe sich dadurch erledigt, dass Lew zurückgekommen ist«, warf Regis ein. Das Herz sank ihm, denn er merkte, auf was Dyan hinauswollte.
    Dyan seufzte. »Ich weiß, er ist dein Freund, Regis, aber betrachte einmal die Tatsachen ohne Sentiment, ja? Es ist ein Jammer, dass Kennard gestorben ist, ohne ihn offiziell zu enterben …«
    »Warum hätte er das tun sollen?«, fragte Regis kriegerisch.
    »Sei nicht dumm, Junge! Du weißt ebenso gut wie ich, dass die Comyn ihn wegen dieser Sharra-Geschichte als Verräter angeklagt hätten, wenn er nicht lebensgefährlich verwundet und krank gewesen wäre. Und das Urteil hätte auf Verbannung gelautet. Ich habe nichts gegen ihn …« – aber Dyan wandte voll Unbehagen den Blick ab, als Regis ihn ansah – »… und es ist nicht mein Wunsch, dass Kennards Sohn verstoßen oder seines Reichtums und seiner Macht beraubt wird. Lew hat keinen Sohn und wird nach dem, was ich gehört habe – nein, fragt mich nicht, wo –, wahrscheinlich nie einen haben. Es könnte ein

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