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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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bitter. »Sie wird ihn auf jeden Fall erleiden.« Aber es gelang mir, sie mit einer Hand aufzuheben; sie war zart und leicht, wie Linnell. Callina ging mir voran, zog Vorhänge zurück, zeigte mir, wo ich sie in einem kleinen, kahlen Zimmer auf eine Couch legen sollte. Vermutlich legten sich die jungen Leute, die in den Relais arbeiteten, hier manchmal für kurze Zeit hin, statt in ihre eigenen Zimmer zurückzukehren. Ich deckte sie zu, denn es war kalt.
    »Woher sie wohl kommen mag?«, murmelte Callina.
    »Von einer Welt mit etwa der gleichen Schwerkraft wie Darkover, was die Auswahl ein bisschen einschränkt«, wich ich aus. Ich konnte mich nicht mehr an den Namen der Krankenschwester erinnern, es waren irgendwelche barbarischen terranischen Silben gewesen. Ob sie mich wieder erkennen würde? Das alles sollte ich Callina sagen. Aber ihr Gesicht war gefurcht von der Erschöpfung. Sie sah ausgehöhlt und doppelt so alt aus, wie sie war. »Gehen wir, damit sie den Schock ausschlafen kann – und wir selbst auch etwas Schlaf bekommen.«
    Wir stiegen ins Erdgeschoss des Turms hinunter. Callina blieb mit mir im Eingang stehen. Ihre Hände ruhten leicht in meiner Hand. Sie wirkte ausgemergelt und mitgenommen, aber mich dünkte sie nach der geteilten Gefahr, der Intimität der Matrix-Arbeit, die Menschen enger verbindet als Familienangehörige, als Liebende, schön zu sein … Ich beugte mich nieder und küsste sie, doch sie wandte den Kopf, so dass mein Kuss nur das weiche, feine, süß duftende Haar traf. Ich bedrängte sie nicht. Sie hatte Recht. Es wäre Wahnsinn gewesen; wir waren beide erschöpft. Sie flüsterte, als beende sie einen von mir angefangenen Satz: »… und ich muss nachsehen, ob mit Linnell wirklich alles in Ordnung ist …«
    Also hatte auch sie das über Linnell schwebende Verhängnis wahrgenommen? Ich schob sie sanft zur Seite und verließ den Turm, aber ich begab mich nicht auf mein Zimmer, um zu schlafen, wie ich vorgehabt hatte. Stattdessen lief ich im Hof umher wie ein gefangenes Tier und kämpfte mit unerträglichen Gedanken, bis die rote Sonne aufging und der Festtag in Thendara begann.

 
9
     
    Der Morgen des Festtags war rot und neblig. Regis Hastur, der keine Ruhe hatte finden können, beobachtete den Sonnenaufgang und beauftragte seinen Leibdiener, Javanne Blumen schicken zu lassen.
    Ich sollte auch den Müttern meiner Kinder Geschenke senden …
    Es wäre so einfach gewesen, dafür zu sorgen, dass sie Obstkörbe und Blumen erhielten, aber er fühlte sich zutiefst deprimiert und paradoxerweise einsam.
    Ich brauchte nicht einsam zu sein. Großvater würde nur zu gern eine Heirat für mich arrangieren, und ich könnte mir jede Frau in Thendara zur Gattin wählen und dazu noch so viele Konkubinen haben wie ein Trockenstädter. Niemand würde mich kritisieren, nicht einmal, wenn ich daneben noch einen oder zwei männliche Favoriten aushielte.
    Doch vermutlich bin ich allein, weil ich es vorziehe, allein und für niemanden verantwortlich zu sein …
    … außer für die ganze verdammte Bevölkerung der Domänen! Mein Leben gehört mir nicht … und ich will nicht heiraten, nur um die Erwartungen der Leute zu erfüllen!
    Es gab nur einen Menschen in Thendara, sann er, dem er wirklich gern ein Geschenk geschickt hätte, doch Brauch und Sitte hinderten ihn daran. Er wollte das, was zwischen Danilo und ihm war, nicht dadurch herabsetzen, dass er sich wie bei einer konventionelleren Bindung verhielt. An seinem hohen Fenster sitzend, sah er hinaus über die Stadt und dachte über das gestrige Ende der Ratssitzungen nach. Es ängstigte ihn, dass er das Feuerbild vor ihnen allen hatte erscheinen lassen. Irgendwie war er – mit nicht mehr als der notdürftigsten Grundausbildung, bei der er gelernt hatte, sein Laran zu benutzen, ohne krank zu werden – in den Besitz einer neuen Gabe gelangt, von der er überhaupt nichts geahnt hatte. Auch wusste er nicht, was er damit anfangen sollte. Ihm war nur sehr wenig über die Hastur-Gabe bekannt, und er vermutete, seinem Großvater kaum mehr.
    Wenn nur Kennard noch am Leben gewesen wäre! Dann hätte er den freundlichen Verwandten, den er »Onkel« nannte, aufgesucht und ihm sein Problem dargelegt. Kennard war jahrelang in Arilinn gewesen und wusste alles, was über die Comyn-Kräfte bekannt war. Aber Kennard war tot, gestorben unter einer weit entfernten, fremden Sonne, und Lews Kenntnisse schienen nicht viel weiter zu reichen als seine eigenen. Außerdem

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