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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Gedanken verbannen, solange du mit mir sprichst?« Ich konnte es kaum glauben – Dio war eifersüchtig? »Macht es dir etwas aus, Preciosa? «
    »Es sollte mir gleichgültig sein, aber das ist es nicht.« Ihr Gesicht wurde plötzlich ernst. »Ich glaube, es würde mir nichts ausmachen, wenn … wenn sie dich liebte … aber ich will nicht, dass du verletzt wirst. Ich glaube nicht, dass du alles über Callina weißt.«
    »Und du weißt es natürlich?«
    Dio erklärte: »Ich war es, die in den Comyn-Turm gehen sollte, um als Asharas … Surrogat ausgebildet zu werden. Ich wollte aber keine Marionette Asharas sein. Ich hatte eine der … eine ihrer anderen Unter-Bewahrerinnen kennen gelernt. Und so sorgte ich dafür, dass ich …« – sie zögerte und errötete ein bisschen – »… disqualifiziert wurde.«
    Ich verstand. Es wird heute nicht mehr gefordert, dass eine Bewahrerin Jungfräulichkeit gelobt, abgesondert und den Menschen fast wie eine Göttin fern lebt. Aus guten Gründen bleiben sie ohne Mann, solange sie als Bewahrerin in einem Kreis arbeiten, das aber nicht in der alten, abergläubischen, rituellen Art. Es hat einmal eine Zeit gegeben, als eine zur Bewahrerin erwählte Frau zu lebenslänglicher Keuschheit und Einsamkeit verurteilt wurde; das ist heute anders. Aber aus irgendeinem Grund suchte sich Ashara ihre Unter-Bewahrerinnen nur unter denen aus, die ihre Ausbildung als Jungfrau beendeten, und Dios Methode, dem Urteilsspruch zu entgehen, war so gut wie jede andere gewesen.
    Jetzt war mir klar, warum Callina mich zurückgestoßen hatte. Die Heirat mit Beltran würde eine leere Zeremonie aus politischen Gründen sein; Callina hatte nicht die Absicht, ihren Posten als Bewahrerin und Asharas Stellvertreterin aufzugeben. Ich hätte mich geschmeichelt fühlen sollen – sie war sich genau bewusst, dass ich diese Art der Trennung nicht hinnehmen würde. Ich war ihr nicht gleichgültig, und sie hatte es mich wissen lassen. Und deshalb wagte sie nicht, mich ihr näher kommen zu lassen.
    Eine umso größere Torheit war es, die mir verbotene Frau zu lieben. Doch der Gedanke, sie könne Beltran in die Hände fallen, ängstigte mich. Würde er sich wirklich mit einer Scheinehe zufrieden geben, in der er dem Namen nach ihr Gatte war und sonst keine Rechte hatte? Callina war eine schöne Frau und Beltran nicht gleichgültig …
    »Lew, du bist so weit von mir entfernt, als seist du wieder auf Vainwal«, bemerkte Dio gereizt und griff nach dem Fruchtgetränk, das ich für sie eingegossen hatte. Ich betrachtete sie und fragte mich, was als Nächstes kommen würde. Welch ein Dummkopf war ich, dass ich auch nur für einen Augenblick an Callina dachte, die mir verboten war, die sich selbst aus meiner Reichweite entfernt hatte … Ob sie Bewahrerin war oder nicht, als Beltrans Frau war sie unantastbar für mich. Ich war geschworener Comyn, und man hatte ihm die Comyn-Immunität gewährt. Das war eine Tatsache, und ich konnte weder über sie hinwegklettern noch sie umgehen. Und diese Sache mit Dio stellte sich zwischen mich und jedes Leben, das ich mir aufbauen mochte. Die Einsicht, dass es nicht an mir war, zu sagen, ich will diese oder jene Frau, sondern dass es darauf ankam, welche von beiden mich haben wollte, war demütigend. Ich schien gar keine Stimme zu haben, und so oder so war ich für eine Frau kein Hauptgewinn. Verstümmelt, verdammt, von Geistern verfolgt … Ich bezwang das scheußliche Selbstmitleid und sah Dio an.
    »Ich darf nicht unhöflich gegen meine Pflegeschwester sein – willst du mit mir kommen?«
    Dio meinte schulterzuckend: »Warum nicht?«, und folgte mir. Ein halb telepathisches quälendes Unbehagen überfiel mich. Ich sah Callina mit Beltran tanzen und wandte den Blick entschlossen ab. Sollte sie ihren Willen haben! Aus purer Bosheit hoffte ich, er werde versuchen, sie zu küssen. Lerrys? Dyan? Wenn sie hier waren, dann bis zur Unkenntlichkeit kostümiert. Die halbe terranische Kolonie konnte heute Abend hier sein, ohne dass ich etwas merkte.
    Aber Linnell tanzte mit jemandem, den ich nicht erkannte, und ich wandte mich der Ecke zu, wo Merryl Aillard und Derik müßig miteinander plauderten. Derik sah erhitzt aus, und er lallte mit schwerer Zunge: »’n Abend, Lew.«
    »Derik, hast du Regis Hastur gesehen? Was für ein Kostüm trägt er?«
    »Weisch nich«, murmelte Derik. »Ich bin Derik, mehr weiß ich nicht. Is schwer genug, mir zu merken. Muttu mal versuchen.«
    »Ein schönes

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