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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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angestellt, um die braungoldenen Sommersprossen auf ihren Wangen zu verbergen. Sie sah rosig und gesund aus, war nicht mehr die bleiche, erschöpfte, hysterische Frau, die ich in dem Krankenhaus auf Vainwal zum letzten Mal gesehen hatte. Sie wartete eine Minute, und dann fragte sie, wie sie gefragt hatte, als wir uns zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht begegnet waren: »Wollt Ihr nicht mit mir tanzen, Dom Lewis?«
    Ich blinzelte. Ich muss mit meinem offenen Mund wie ein Tölpel dagestanden haben. »Ich wusste nicht, dass du in Thendara bist.«
    »Warum sollte ich nicht hier sein?«, gab sie zurück. »Hältst du mich für leidend? Wo sonst sollte ich zur Zeit der Ratssitzungen sein? Aber du hast mir nicht einmal einen Höflichkeitsbesuch gemacht oder mir am Festmorgen Blumen gesandt! Bist du so böse auf mich, weil ich dich enttäuscht habe?«
    Ein tanzendes Paar wirbelte einen halben Schritt von uns vorbei, und eine fremde Frau fragte gereizt: »Müsst ihr die Tanzfläche blockieren? Wenn ihr nicht tanzt, steht den anderen wenigstens nicht im Weg herum!«
    Ich nahm – nicht besonders sanft – Dios Ellbogen und steuerte sie auf die Seite. »Es tut mir Leid – ich wusste nicht, dass du von mir hättest Blumen haben wollen. Ich wusste nicht, dass du in Thendara bist.« Plötzlich überwältigte mich die Bitterkeit. »Ich weiß auch nicht, nach welchen Höflichkeitsformen ich mich gegenüber einer Gattin verhalten muss, die mich verlassen hat!«
    » Ich soll dich verlassen …« Sie sah mich sprachlos an. Offenbar musste sie sich Mühe geben, ihre Stimme zu beherrschen. »Ich habe dich verlassen? Ich dachte, du hast dich von mir geschieden, weil ich dir keinen gesunden Sohn gebären konnte …«
    »Wer hat dir das gesagt?« Ich packte ihre Schultern. Sie wand sich, und ich lockerte den Griff, fuhr aber erregt fort: »Ich bin ins Krankenhaus zurückgekommen! Man sagte mir, du habest es verlassen, mit deinen Brüdern …«
    Langsam wich die Farbe aus ihrem Gesicht, bis sich die Sommersprossen dunkel gegen die weiße Haut abhoben. Sie sagte: »Lerrys verfrachtete mich auf ein Schiff, bevor ich gehen konnte … er musste mich tragen. Er sagte, du als Oberhaupt einer Domäne würdest keine Frau heiraten, die dir keinen Erben schenken könne …«
    »Zandru schicke ihm Skorpionpeitschen!«, fluchte ich. »Er suchte mich auf, gleich nachdem ich zurückgekehrt war … er drohte, mich zu töten … sagte, du hättest genug durchgemacht – Dio, ich schwöre dir, ich dachte, es sei dein Wunsch …«
    Die Augen flossen ihr über, und sie biss sich auf die Lippe. Dio hatte es nie über sich gebracht zu weinen, wo jemand sie sehen konnte. Sie streckte die Hand nach mir aus, zog sie wieder zurück und stammelte: »Ich komme auf den Ball, hoffe, dich zu sehen – und finde dich in Callinas Armen!« Sie drehte mir den Rücken und wollte gehen; ich legte ihr die Hand auf die Schulter und hielt sie fest.
    »Lerrys hat genug angerichtet«, sagte ich. »Wir wollen ihn zur Rede stellen, und zwar sofort! Ist er hier, der verdammte Unheilstifter?«
    »Wie kannst du es wagen, so von meinem Bruder zu sprechen!«, fuhr Dio mich inkonsequent an. »Er hat nur getan, was in seinen Augen das Beste für mich war! An jenem Tag war ich hysterisch, wollte dich nie wieder sehen …«
    »Und ich habe deinen Wunsch erfüllt.« Ich holte tief Atem. »Dio, was soll das alles? Es ist nun einmal geschehen. Ich dachte, du wolltest die Scheidung …«
    »Und ich komme her, um dich wieder zu sehen und herauszufinden, ob es das war, was du wolltest«, schleuderte Dio mir entgegen, »und ich sehe, dass du dich bereits mit diesem verdammten Eisblock von einer Bewahrerin tröstest! Ich hoffe, sie trifft dich mit einem Blitz, wenn du sie berührst – du verdienst es!«
    »Sprich nicht so über Callina!«, gebot ich scharf.
    »Sie hat den Eid als Bewahrerin abgelegt, was hat sie mit meinem Mann vor?«
    »Du hast es überdeutlich gemacht, dass ich nicht dein Mann bin …«
    »Warum bin ich es dann, der die Scheidungsurkunde zugestellt worden ist? Wie dumm stehe ich nun da …« Wieder sah es aus, als werde sie anfangen zu weinen. Ich legte tröstend den Arm um sie, aber sie riss sich wütend los. »Wenn du darin dein Glück suchst, gönne ich es dir! Dir und Callina …«
    Ich sagte: »Sei nicht albern, Dio! Noch in dieser Stunde wird Callina mit Beltran verlobt. Ich konnte sie nicht davon abbringen …«
    »Ich bezweifle nicht, dass du es versucht hast«,

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