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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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auch sonst hat sie niemand gesehen – meine Großtante Margwenn war vor langer Zeit, ehe ich geboren wurde, Unter-Bewahrerin für sie, und sie erzählte, dass sie selbst sie kaum jemals zu Gesicht bekommen habe. Ashara muss so alt sein wie Zandrus Großmutter!«
    Regis versuchte, sich ins Gedächtnis zurückzurufen, was er über die alte Bewahrerin des Comyn-Turms gehört hatte. »Wenn sie gestorben wäre, hätten wir es sicher erfahren«, meinte er. »Aber bestimmt ist sie zu alt, um an Comyn-Angelegenheiten echt teilzunehmen. Ist sie eine Hastur oder eine Elhalyn? Das habe ich nie gewusst.«
    Derik schüttelte den Kopf. »Soviel ich weiß, könnte sie die Pflegeschwester der Cassilda aus den Legenden gewesen sein! Ich vermute, sie hat Chieri -Blut – ich habe gehört, sie sind unglaublich langlebig.«
    »Ich habe nie einen Chieri gesehen«, sagte Regis. »In unserer Lebenszeit haben sie sich wohl nicht mehr blicken lassen. Aber Kennard erzählte mir einmal, als er mit seinem Pflegebruder einen Ritt in die Berge machte, sei er in einer Chieri -Behausung zu Gast gewesen; er war damals noch keine zwanzig. Übrigens scheint auch unser Großvater so lange zu leben wie ein Chieri .« Er lächelte. »Für mich persönlich ist das gut – möge er lange regieren! Ich sehne mich gar nicht danach, die Hastur-Domäne zu übernehmen.«
    »Aber ich bin bereit für die Elhalyn-Domäne«, entgegnete Derik missmutig. »Meine erste Tat wird sein, eine edle Frau für dich zu finden, Regis.«
    Bevor sie sich weiter mit diesem Thema beschäftigen konnten, rührte sich etwas im Ardais-Abschnitt. Dyan Ardais trat durch den Privateingang im Hintergrund ein und ging zu einem der reservierten Sitze. Danilo war bei ihm, und Regis ging hin, um kurz mit ihm zu sprechen. Währenddessen trennten sich Derik und Merryl und strebten den Plätzen ihrer jeweiligen Domänen zu.
    »Dom Regis.« Wie immer vor Fremden, benahm sich Danilo übertrieben förmlich. »Wird Euer Erbe heute im Rat sitzen?«
    »Nein, Mikhail ist erst elf. Dazu ist immer noch Zeit, wenn er zum Mann erklärt ist«, antwortete Regis. Vor sechs Jahren hatte er, angetrieben von drohender Gefahr, den jüngsten Sohn seiner Schwester Javanne als Erben adoptiert.
    Mikhail ist elf. Noch zwei Jahre, und er ist alt genug für das Kadetten-Korps und dann für alle Verantwortungen eines Comyn-Sohns. Gabriel und Rafael, Javannes ältere Söhne, sind jetzt bei den Kadetten – fünfzehn und vierzehn. Wenn ihr Vater, der ältere Gabriel, zum Regenten der Alton-Domäne gemacht wird, werden sie dann Altons oder Hasturs sein? Der Rang richtet sich nach dem höher stehenden Elternteil, dann sind sie also Hasturs …
    Er streifte Dyan Ardais mit einem Blick. Heute war der Ardais-Lord nicht wie üblich völlig in Schwarz gekleidet, sondern in das schimmernde Schwarz und Silber seiner Domäne, feierlich und elegant. Er sagte zu Dyan, und es war nicht ganz eine Frage:
    »In der Alton-Domäne ist niemand …«
    Wenn überhaupt jemand, müsste Dyan es wissen, falls Kennard zurückgekehrt ist …
    Vielleicht sollte ich ihm erzählen, was vor zwei Nächten geschehen ist, von Marius und Rafe Scott – und Sharra .
    Aber Dyan erklärte: »Regis, die Domäne wird nicht ohne Einspruch in die Hände der Hasturs fallen. Das versichere ich dir.« Regis sah in die ausdruckslosen, metallischen Augen des Lords von Ardais, in denen so wenig zu lesen war, als seien sie mit Läden verschlossene Fenster, und erkannte, dass er Dyan nicht unumwunden fragen konnte, welche Vorkehrungen er getroffen habe. Er verbeugte sich und ging zu seinem eigenen Platz in dem abgegrenzten Abschnitt unter dem blau-silbernen Tannenbanner der Hasturs.
    Nun kamen weitere Männer und Frauen herein und verteilten sich unter den Bannern ihrer verschiedenen Domänen. Ein schwaches, fernes Summen verriet, dass irgendwer die telepathischen Dämpfer einstellte. Als die Comyn-Burg und die Kristallkammer gebaut wurden, hatte man vorausgesetzt, dass jeder hier Anwesende, jeder mit Erbrechten in den Domänen, mit Laran begabt war. Deshalb verlangte es die Tradition, dass in der ganzen Kammer an strategischen Punkten telepathische Dämpfer aufgestellt wurden, um ein unwillkürliches (oder absichtliches) telepathisches Lauschen zu verhindern.
    Jeder hier Anwesende , dachte Regis, ist mein Verwandter oder sollte es sein. Jeder der Comyn stammte von den legendären sieben Söhnen Hasturs und Cassildas ab. Eine Legende war das alles – die Legende nannte

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