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Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville

Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville

Titel: Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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spezielles Hobby. Die Unterschiede sind auffällig: die Stirn, der Gesichtswinkel, die Kieferform, der...«
    »Und ebenso ist dies hier mein spezielles Hobby, und die Unterschiede sind ebenfalls unverkennbar.
    Zwischen dem optisch ausgewogenen Satzbild eines in Borgis-Type gesetzten >Times<-Artikels und dem schlampigen Druck eines Groschenblattes besteht ein ebensolcher Unterschied wie zwischen Ihrem Neger und Ihrem Eskimo. Die Unterscheidung der verschiedenen Drucktypen gehört zum Elementarwissen
    eines kriminalistischen Experten. Allerdings muß ich zugeben, daß ich einmal, als ich noch sehr jung war, den >Leeds Mercury< mit den >Western Morning News< verwechselt habe. Aber ein >Times<-
    Leitartikel ist gar nicht zu verwechseln. Diese Wörter konnten aus keiner anderen Zeitung kommen. Da der Brief gestern verfaßt wurde, bestand eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß wir die Wörter in der gestrigen Ausgabe finden würden.«
    »So weit also, Mr. Holmes, kann ich Ihnen folgen«, sagte Sir Henry Baskerville. »Jemand schnitt diese Wörter mit einer Schere aus...«
    »Mit einer Nagelschere«, sagte Holmes. »Sie können sehen, daß es eine sehr kurze Schere war, denn für die Worte >Ihren Verstand< brauchte der Fabrikant des Briefes zwei Schnitte.«
    »So ist es. Jemand schnitt also die Wörter mit einer Nagelschere aus und klebte sie mit Kleister...«
    »Mit Gummi-Kleber«, sagte Holmes.
    »Mit Gummi-Kleber auf das Papier. Doch möchte ich gerne wissen, warum das Wort >Moor< mit Tinte geschrieben ist?«
    »Weil er es gedruckt nicht finden konnte. Die anderen Wörter waren einfach zu finden.«
    »Ja, natürlich, damit hätten wir eine Erklärung. Haben Sie sonst noch etwas aus diesem Brief
    herausgelesen, Mr. Holmes?«
    »Es gibt ein oder zwei Anhaltspunkte, obgleich sich der Absender die größte Mühe gegeben hat, alles zu vermeiden, was uns einen Hinweis geben könnte. Wie Sie sehen, ist die Adresse mit unbeholfenen
    Druckbuchstaben geschrieben. Aber die >Times< findet man eigentlich nur in den Händen sehr gebildeter Leute. Wir können annehmen, daß der Brief von einem gebildeten Mann verfaßt worden ist, der so tut, als sei er ungebildet. Sein Bemühen, seine Schrift zu verstellen, läßt vermuten, daß seine Handschrift Ihnen bekannt ist oder bekannt werden könnte. Sie werden auch bemerkt haben, daß die Wörter nicht akkurat in gerader Linie aufgeklebt sind, sondern manche stehen sehr viel höher als andere. >Leben< zum Beispiel steht nicht an der Stelle, wo es hingehört, sondern tanzt völlig aus der Reihe. Das kann einfach Unaufmerksamkeit bedeuten, oder es weist darauf hin, daß er beim Aufkleben in Aufregung oder in Eile war. Im großen und ganzen neige ich zu letzterer Auffassung, da es offensichtlich um eine wichtige Sache geht. Es ist unwahrscheinlich, daß jemand bei der Abfassung eines solchen Briefes nachlässig wäre. War er aber in Eile, so sind wir damit bei der interessanten Frage, warum er in Eile war. Jeder Brief, der bis zum frühen Morgen zur Post gegeben worden wäre, hätte Sir Henry erreicht, bevor er das Hotel verließ.
    Hatte der Absender Angst, bei seiner Arbeit gestört zu werden — und vom wem?«
    »Wir geraten jetzt aber in das Gebiet der Mutmaßungen«, sagte Dr. Mortimer.
    »Sagen Sie lieber: In das Gebiet, wo wir die verschiedenen Möglichkeiten gegeneinander abwägen und uns für die wahrscheinlichste entscheiden müssen. Wir stellen unsere Phantasie in den Dienst der Wissenschaft, aber wir haben immer Tatsachenmaterial als Ausgangspunkt für unsere Überlegungen, so daß wir uns nicht in Spekulationen verlieren. Nun, Sie können es zweifellos ein Ratespiel nennen, aber ich bin fast sicher, daß diese Adresse in einem Hotel geschrieben worden ist.«
    »Woher wollen Sie das nun wieder wissen?«
    »Wenn Sie sich die Schrift genau ansehen, werden Sie bemerken, daß der Schreiber mit Feder und Tinte seine Schwierigkeiten hatte. Zweimal hat die Feder in einem einzigen Wort gekleckst, dreimal mußte er sie beim Schreiben der kurzen Adresse wieder ins Tintenfaß eintauchen, ein Zeichen, daß sehr wenig Tinte darin war. Nun, in einem Privathaus wird sich das Schreibzeug selten in einem so traurigen Zustand befinden, und daß gleichzeitig die Feder gespalten und das Tintenfaß leer ist, wird nur sehr selten vorkommen. Aber Sie kennen ja die Schreibutensilien in Hotels - dort findet man für gewöhnlich nichts anderes. Ja, ich habe kaum Zweifel, wenn wir die Papierkörbe der Hotels in der

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