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Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville

Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville

Titel: Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Wußte der
    bleiche, wachsame Barrymore mehr, als er sagen wollte? Alles an diesem Fall ist mysteriös und unklar, aber immer ist da der dunkle Schatten des Verbrechens.
    Seit meinem letzten Brief habe ich noch einen Nachbarn kennengelernt: Mr. Frankland von Lafter Hall, der etwa vier Meilen südlich von uns wohnt. Er ist ein älterer Herr, hat ein rotes
    Gesicht, weißes Haar und ist sehr cholerisch. Seine Leidenschaft ist das britische Gesetz, und er hat schon ein Vermögen in Prozessen verloren. Er prozessiert rein um des Vergnügens willen, sich mit jemand vor Gericht zu streiten, und ist gleichermaßen bereit, bei einem Rechtsstreit den einen oder den anderen Standpunkt einzunehmen. Kein Wunder also, daß ihn sein Vergnügen viel Geld kostet. Manchmal
    schließt er einfach einen Weg und zwingt die Gemeinde zu prozessieren, damit er ihn wieder öffnet. Zu anderen Zeiten kann er irgend jemandes Pforte mit eigenen Händen niederreißen und behaupten, es habe hier schon seit undenklichen Zeiten ein öffentlicher Weg bestanden, wodurch er den aufgebrachten Eigentümer zwingt, ihn wegen »unbefugten Betretens« zu verklagen. In den alten Gutsherren- und
    Gemeinderechten ist er sehr bewandert und benutzt sein Wissen einmal zugunsten der Dorfbewohner von Fernworthy und ein andermal gegen sie. Entweder wird er dann im Triumphzug die Dorfstraße
    hinabgetragen oder als Strohpuppe öffentlich verbrannt, je nachdem, wie seine letzte Heldentat geartet war. Man sagt, er habe im Augenblick sieben Prozesse am Hals, die vermutlich sein restliches Vermögen verschlingen werden. Damit wird ihm aber dann der Giftstachel gezogen, und er wird in Zukunft
    harmloser sein. Von seiner Prozeßsucht einmal abgesehen, scheint er ein netter, gutherziger Mann zu sein, und ich erwähne ihn nur, weil Sie so viel Wert darauf legten, daß ich Ihnen alle Leute in unserer Umgebung beschreibe.
    Im Moment beschäftigt sich dieser Nachbar übrigens mit etwas Merkwürdigem: Er ist nämlich ein
    Amateurastronom und besitzt ein ausgezeichnetes Teleskop. Mit dem liegt er den ganzen Tag auf dem Dach seines Hauses, um das Moor abzusuchen in der Hoffnung, den entflohenen Zuchthäusler zu
    entdecken. Wenn er seine Energie darauf beschränken wollte, wäre ja alles gut. Aber nun wird leider gemunkelt, daß er Dr. Mortimer, der im Hünengrab von Long Down den Steinzeit-Schädel ausgegraben hat, wegen Öffnung eines Grabes ohne Zustimmung der nächsten Angehörigen anzeigen will. Er sorgt dafür, daß unser Leben nicht zu monoton wird, und bringt etwas Heiterkeit hinein, die wir alle hier so nötig haben.Und nun, nachdem ich Ihnen die letzten Neuigkeiten über den entwichenen Zuchthäusler, die Stapletons, Dr. Mortimer und Mr. Frankland von Lafter Hall berichtet habe, kommt zum Schluß das Wichtigste: Ich habe Ihnen mehr von den Barrymores mitzuteilen, besonders aber von einer
    überraschenden Wendung, die sich in der letzten Nacht ergeben hat.
    Zunächst komme ich auf das Testtelegramm zurück, das Sie von London aus hierher geschickt hatten, um festzustellen, ob Barrymore wirklich hier war. Ich hatte Ihnen ja schon von der Aussage des Postmeisters berichtet, die zeigt, daß der Test weder das eine noch das andere bewiesen hat. Ich habe Sir Henry gesagt, wie die Sache stünde, und in seiner direkten Art beorderte er Barrymore sofort zu sich und fragte ihn, ob er das Telegramm persönlich in Empfang genommen habe. Barrymore bejahte die Frage.
    »Hat der Junge es Ihnen persönlich in die Hand gegeben?«
    fragte Sir Henry.
    Barrymore sah überrascht aus und überlegte einen Augenblick.
    »Nein«, sagte er, »ich war zu der Zeit auf dem Dachboden.
    Meine Frau brachte es mir.«
    »Haben Sie es selbst beantwortet?«
    »Nein, ich habe meiner Frau gesagt, was sie antworten solle, und sie ging ins Dorf, um es abzusenden.«
    Am Abend kam er von sich aus noch einmal auf die Sache
    zurück.
    »Sir Henry«, sagte er, »was Ihre Fragen von heute morgen anbelangt, so habe ich nicht recht verstanden, was Sie damit bezweckten. Das soll doch hoffentlich nicht bedeuten, daß Sie das Vertrauen zu mir verloren haben?«
    Sir Henry versicherte ihm, daß dem nicht so sei, und um ihn friedlich zu stimmen, gab er ihm einen großen Teil seiner alten Kleidung, denn seine in London gekaufte Garderobe war bereits
    angekommen.
    Mrs. Barrymore interessiert mich. Sie ist eine schwerfällige, solide Person, sehr beschränkt, durch und durch anständig und mit einer Neigung zu puritanischer

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