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Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville

Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville

Titel: Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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zurückgeschickt, während wir uns zu Fuß auf den Weg nach Haus Merripit machten.
    »Sind Sie bewaffnet, Lestrade?«
    Der kleine Detektiv lächelte.
    »Solange ich meine Hosen anhabe, habe ich eine Hüfttasche, und solange ich eine Hüfttasche habe, habe ich auch etwas drin.«
    »Gut. Mein Freund und ich sind ebenfalls für den Notfall gerüstet.«
    »Sie sind ja mächtig verschlossen bei dieser Affäre, Mr. Holmes. Was ist das nun für ein Spiel?«
    »Ein Geduldspiel.«
    »Mein Wort darauf, dies hier ist auch nicht gerade die lieblichste Gegend«, sagte der Detektiv, und erschauernd zog er seinen Mantel fester um sich. Er blickte auf die düstere Hügelkette und -den riesigen Nebelsee, der über dem Grimpener Sumpf lag. »Ich «sehe Lichter eines Hauses vor uns.«»Das ist das Haus Merripit, das Ende unserer Reise. Ich muß Sie ersuchen, von jetzt ab auf Zehenspitzen zu gehen und nur noch zu flüstern.«
    Wir bewegten uns vorsichtig den Pfad entlang auf das Haus zu. Als wir noch gut zweihundert Meter enfernt waren, hielt Holmes uns an.
    »Das genügt«, sagte er. »Diese Felsen hier zur Rechten bieten eine vorzügliche Deckung.«
    »Sollen wir hier warten?«
    »Ja, wir werden uns hier auf die Lauer legen. Kriechen Sie in dieses Loch, Lestrade. Sie sind doch im Haus gewesen, nicht wahr, Watson, und kennen es? Können Sie mir die Lage der Zimmer angeben? Was ist dort an der Ecke, wo die Butzenscheiben sind?«
    »Ich glaube, das sind die Küchenfenster.«
    »Und das da drüben, das helle Fenster?«
    »Das ist gewiß das Eßzimmer.«
    »Die Läden sind nicht geschlossen. Sie kennen sich hier am besten aus. Kriechen Sie vorsichtig hin und sehen Sie nach, was sich drinnen tut. Aber lassen Sie sie um Himmels willen nicht merken, daß sie beobachtet werden!«
    Vorsichtig schlich ich den Pfad entlang und kauerte mich hinter die niedrige Mauer, die den Garten mit den kümmerlichen Obstbäumen umgab. Im Schatten der Mauer kroch ich weiter, bis ich jene Stelle
    erreichte, von der aus ich direkt in das gardinenlose Fenster hineinsehen konnte.
    Es waren nur zwei Herren im Zimmer, Sir Henry und Staple-ton. Sie saßen an einem runden Tisch
    einander gegenüber und hatten mir das Profil zugekehrt. Beide Herren rauchten Zigarren. Kaffee und Wein stand vor ihnen auf dem Tisch. Stapleton redete angeregt, aber der Baronet sah blaß und zerstreut aus. Vielleicht lag ihm der Gedanke an den einsamen Marsch durch das gespenstische Moor schwer auf der Seele.
    Während ich sie beobachtete, stand Stapleton auf und verließ das Zimmer. Inzwischen füllte Sir Henry sein Glas noch einmal, lehnte sich zurück und zog an seiner Zigarre. Ich hörte das Quietschen einer Tür und knirschende Stiefelschritte auf dem Kiesweg. Die Schritte nahmen den Weg an der inneren Seite der Mauer entlang, hinter der ich kauerte. Über die Mauer blickte ich Stapleton nach. Ich sah, wie der Naturforscher vor der Tür zu einem Schuppen oder Stall anhielt, der sich in der äußersten Ecke des Obstgartens befand. Ein Schlüssel drehte sich im Schloß, und er trat ein. Von drinnen hörte ich ein merkwürdig schlürfendes Geräusch. Er blieb nur eine Minute oder so in dem Schuppen, dann hörte ich, wie wieder der Schlüssel umgedreht wurde. Er ging an mir vorbei und betrat wieder das Haus. Ich sah noch, wie er zu seinem Gast zurückkehrte, dann kroch ich leise zu meinen Gefährten zurück und erzählte ihnen, was ich gesehen hatte.
    »Die Dame saß also nicht bei ihnen?« fragte Holmes, als ich meinen Bericht beendet hatte.
    »Nein.«
    »Wo kann sie denn sein, da sonst in keinem Zimmer Licht ist außer in der Küche?«
    »Ich habe keine Ahnung, wo sie ist.«
    Ich habe schon erwähnt, daß über dem Großen Grimpener Sumpf ein dicker, weißer Nebel hing. Er schob sich langsam in unsere Richtung und baute sich wie eine Wand vor uns auf, niedrig, aber dick und drohend. Der Mond schien auf diese Wand wie auf ein großes, schimmerndes Eisfeld. Die Felsspitzen in der Ferne, die daraus hervorragten, glichen Felsblöcken, die vom wandernden Eis des Gletschers getragen werden. Holmes beobachtete das langsame Herankommen des Nebels und murmelte ungeduldige
    Verwünschungen vor sich hin.
    »Er bewegt sich auf uns zu, Watson.«
    »Ist das schlimm?"
    »Sehr schlimm. Tatsächlich, es ist das einzige auf der Welt, das meine Pläne durcheinanderbringen könnte. Lange darf Sir Henry nicht mehr auf sich warten lassen. Inzwischen ist es zehn Uhr. Unser Erfolg und selbst sein Leben hängen

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