Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)
Person auf freiem Fuß und eine Gefahr für mich und meine Familie.«
»Es wird für mich Zeit, zu den Proben ins Theater zu fahren«, sagte Charles Wolseley. »Wenn Sie mich und meinen Sohn begleiten wollen?«
»Das Theater ist ein ausgezeichneter Ort, auf unseren Gegner zu warten«, sagte Holmes.
»Wie darf ich das verstehen, Mr. Holmes?«, fragte Sir Alexander Sisley. »Sie wissen offenbar mehr als wir.«
»Habe ich noch nicht erwähnt, daß die Gegenstände, die uns das Geheimnis um William Shakespeare lösen ließen, im Theater aufbewahrt werden, nachdem man Jonathan Hall umgebracht hat?«
»Von welchen geheimnisvollen Gegenständen sprechen Sie?«, erkundigte sich Sir Alexander verwirrt.
»Von einem Kristallschädel und von Muschelseidentüchern. Von Tüchern mit einem Porträt des wahren Shakespeare und einer Landkarte aller wichtigen mit Shakespeare und James verbundenen Orte. Ich vertraute diese Gegenstände dem rechtmäßigen Besitzer an.«
»Und wer ist das?«
»Charles Wolseley, selbstverständlich«, sagte Holmes.
»Das heißt«, wandte Watson ein, »daß Sie Wolseley nie verdächtigt haben, hinter all dem Grauen zu stehen.«
»So ist es. Offenbar im Gegensatz zu Ihnen, Doktor.«
»Ja, ich gestehe, daß ich nach dem Gefühlsausbruch von Mr. Wolseley bei der Hochzeit seiner Tochter gegen seinen Sohn William, der kurz darauf ermordet wurde, einen gewissen Verdacht hegte.«
»Ich kann Ihnen das nicht verübeln, Doktor«, sagte Charles Wolseley. »Es war keine leichte Zeit für mich. Ich ahnte, nein, ich wußte, daß das Leben meiner Kinder durch diese Verbindung bedroht war.«
»Was haben Sie vor, Mr. Holmes?«, fragte Sir Alexander.
»Ich lade Sie ein, meine Herren, bei der heutigen Probe von Titus Andronicus anwesend zu sein. Es wird etwas geschehen. Der Gegner wird seinen großen Auftritt haben und zuschlagen wollen. Ein letztes Mal, so hoffe ich. Ich ersuche Sie um Ihre Unterstützung. Auch wenn es nicht ungefährlich sein wird.«
»Und wenn nichts geschehen sollte, wird Sie die Szene, die wir proben, sicher interessieren«, sagte Charles Wolseley. »Wir proben heute erstmals den Schluß, mit allen Effekten. Und die sind beachtlich.«
»Die Höllenfahrt, wenn ich mich recht erinnere«, sagte Doktor Watson.
Der Schauspieler nickte bestätigend.
Die Probenarbeit war in vollem Gang. Sherlock Holmes, Dr. Watson und Sir Alexander Sisley saßen im Zuschauerraum, als Mrs. Dumbarton den Theatersaal betrat.
»Sie haben mich rufen lassen, Mr. Holmes. Sind die Kinder in Sicherheit?«, fragte die zierliche Frau.
»Ihr Sohn und seine junge Frau befinden sich auf einer Reise. Es geht ihnen gut.«
»Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, Mr. Holmes. Haben Sie auch etwas über den Verbleib meines Mannes herausgefunden?«
»Das kann ich Ihnen noch nicht sagen. Aber ich dachte mir, ich lade Sie ein zum Abschluß unserer Ermittlungen.«
»Wissen Sie, was hinter den gräßlichen Morden steckt? Ist Wolseley dafür verantwortlich?«
Bei diesen Worten zeigte Mary Dumbarton auf die Bühne, auf der Charles Wolseley mit kräftiger Stimme furchtbare Worte sprach:
»Erweist mir einen Dienst, ich bitte Euch.
Seht Ihr die Vergewaltigung, den Mord
an Eurer Seite. Ich bitte Euch, versprecht
sie zu erstechen, oder zu zerreißen.
Und bindet sie sodann an Wagenräder.
Der Fuhrmann dieser Kutschen will ich sein,
die schwarzen Rappen hetzen quer durchs Land.
Ich werd nicht essen, schlafen, rasten, ruhn
wenn ihr mir helft, werd ich das Meine tun.«
»Beeindruckend, wie intensiv dieser Mann spielt«, flüsterte Holmes. »Er ist wie von Sinnen«, meinte Watson. »Ruhe«, gebot der Detektiv. »Es ist soweit.« Die Darsteller des Lucius und des Aaron sprachen die letzten Worte des Dramas:
»Lucius:
Begrabt ihn bis zu seiner Brust in Erde.
So laßt ihn stehen, hungern, dursten, schrei'n.
Und wer ihm hilft durch Tat oder Bedauern,
auch er wird sterben für sein töricht Tun.
Bewacht wird er in seinem Erdenkerker.
Aaron:
Warum soll meinem Zorn die Sprache fehlen?
Ich bin kein kleines Kind, das schweigen muß.
Bereue keine meiner dunklen Taten.
Und viel, viel Ärgeres, als je geschah,
würd ich vollbringen, ließe man es zu.
Wenn eine einz'ge gute Tat ich einst vollbracht,
bereu ich sie von meinem ganzen Herzen.
Lucius:
Man trage fort den Leib des toten Kaisers,
bestatte ihn in seines Vaters Gruft.
Ein Stein in unserm Haus wird uns erinnern
an meinen Vater und Lavinia.
Für jenes
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