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Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Grace.«
    »Boote«, sagte Sam.
    Zwei Leichen, zwei Boote. Das leuchtete ein.
    »Wir sollten Boote durchsuchen«, erklärte er.
    »Wird bereits gemacht«, erwiderte Martinez geduldig. »Jeder Jachthafen, jeder Ankerplatz, jeder Bootssteg. Es dauert nur seine Zeit.«
    Sam hätte am liebsten jedes einzelne Boot in Florida persönlich auseinandergenommen.
    Übelkeit erregender Frust stieg in ihm auf.
    »Eines muss ich aber noch erledigen, bevor ich wieder nach Hause gehe«, sagte er.
    Er wollte Mildred sehen.

93
     
    Um kurz nach vier wachte Cal erschrocken auf.
    Er saß noch immer oben auf dem Kabinenabgang der Baby .
    Unten lagen menschliche Überreste.
    Das Unwetter war merklich näher gekommen. Der Regen fiel nun stetig, war aber noch nicht zur Flut angeschwollen. Das Rauschen der Tropfen auf dem ruhigen Wasser des Jachthafens hatte etwas Tröstliches, und das kleine Boot schaukelte sanft und stieß gegen ...
    Sirenen.
    In der Ferne.
    Nicht wegen mir.
    Noch nicht.
    Viel zu tun.
    Weit zu gehen, bevor ich schlaf.
    Cal glaubte sich erinnern zu können, dass diese Zeilen aus einem Gedicht stammten, auf das er vor langer Zeit während einer seiner Leseperioden gestoßen war. Damals hatte er alles verschlungen: Gedichte, Zeitungen, die Bibel, den Playboy , Jewels National Enquirer , Readers Digest , Fernsehzeitschriften ...
    Er stand auf und stieß sich den Kopf am Türrahmen.
    »Scheiße«, fluchte er.
    Zeit, sich wieder voll zu konzentrieren.
    Es gab viel zu tun.

94
     
    Mildred lag auf derselben Intensivstation, auf der auch Sam vergangenes Jahr viele Stunden verbracht hatte.
    Eine Krankenschwester teilte ihm mit, dass Mildred sich tapfer schlage.
    Im Krankenhaushemd sah sie ganz anders aus. Ohne die vielen Kleiderschichten wirkte sie deutlich kleiner und zierlicher. Doch trotz ihrer Zerbrechlichkeit war sie bei weitem nicht so schwächlich, wie Sam erwartet hatte.
    Eine starke Frau.
    Sam fragte sich, wie Mildred reagieren würde, sollte sie überleben und sich an diesem Ort wiederfinden, im Innern eines Gebäudes. Er erinnerte sich daran, wie sie ihm einmal gesagt hatte, seit Donnys Tod habe sie Wände um sich herum nicht mehr ertragen können.
    Doch die Leute innerhalb dieser Mauern waren freundlich, kümmerten sich um sie und taten ihr Bestes, ihr Leben zu retten. Dennoch wusste Sam nicht, ob Mildred Dankbarkeit und Erleichterung empfand oder ob sie bedrückt oder gar wütend sein würde, eingepfercht zu sein.
    Er hoffte, dass sie wenigstens keine Angst haben würde.
    Vor allem hoffte er, dass sie ihren Lebensmut wiederfand.
    »Ich bin es. Samuel«, sagte er und drückte ihr sanft die Hand. »Seien Sie stark.«
    Die Apparate piepten leise.
    »Ich habe eine Flasche Concord Grape mit Ihrem Namen drauf, Mildred. Sie wartet nur darauf, dass Sie hier rauskommen.«
    Ihm kamen die Tränen.
    Er musste hier raus, bevor er tatsächlich noch zu weinen anfing.

95
     
    David kam um zehn vor fünf die Treppe herunter.
    Grace hörte auf zu schaukeln, bevor er die Tür öffnete.
    »Du solltest schlafen«, sagte sie zu ihm.
    Dann wusste sie plötzlich, dass er der einzige Mensch war, mit dem zu sprechen sie ertragen konnte.
    »Ich habe genug geschlafen«, erwiderte er.
    »Du hast nicht darüber nachgedacht, nach Hause zu fahren und ins Bett zu gehen, stimmt’s?«
    Grace klopfte neben sich auf die Couch. »Willst du dich zu mir setzen?«
    »Ich bin vielleicht ansteckend«, sagte David.
    Tausend Gedanken gingen Grace durch den Kopf, bis schließlich einer davon sie mitten ins Herz traf – der schlimmste. Dass sie sich nie wieder würde Sorgen machen müssen, ob Joshua sich die Grippe oder sonst eine Krankheit holte.
    »Setz dich zu mir«, sagte sie. »Bitte.«
    Saul erschien in der Tür.
    »Du siehst ja schlimmer aus als ich, Sohn«, sagte sein Vater zu ihm.
    »Macht es euch etwas aus, wenn ich mich zu euch geselle?«, fragte Saul.
    Saul war der zweite Mensch, dessen Gegenwart Grace nicht störte.
    »Komm rein«, sagte sie.
    Dann saßen die drei nebeneinander auf der Couch. Sie redeten nicht viel, nahmen sich nicht in die Arme, sondern berührten sich nur leicht.
    Ein wenig Trost, wenn auch nur für kurze Zeit.

96
     
    In der Dunkelheit fuhr Cal die Baby aus dem Hafen.
    Er war wieder Cal, der Seemann.
    Bei der Ausfahrt befreite er ein weiteres Dingi. Das war kinderleicht: zwei Schnitte mit dem Messer und genügend Tau, um das Boot an einer Klampe der Baby festzumachen.
    Gut gemacht.
    Die Polizeiaktivitäten weiter landeinwärts

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