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Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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auch ständig hier vorbeigefahren, und trotzdem ist dieser Mistkerl ins Haus gekommen.« Er schüttelte den Kopf. »Sollen wir auch die beiden Officer umbringen?«
    »Die beiden Officer sind nicht seine Mutter.«
    »Aber ich bin sein Vater«, sagte Sam. »Ich habe die verdammte Hundeklappe eingebaut.« Er dachte wieder an den ersten Sohn, den er verloren hatte, Sampson. Er dachte ständig an ihn, seit er Grace’ ersten Schrei gehört hatte, doch er biss die Zähne zusammen und schob das Bild rasch beiseite. »Ich bin sein Vater«, sagte er, »und ich war nicht da.«
    »Wegen meiner Familie«, sagte Grace.
    Sam nahm ihre Hände, drückte sie und spürte, wie kalt sie waren. »Sollen wir uns weiter selbst bestrafen, oder sollen wir helfen, unseren Sohn wieder nach Hause zu holen?«
    »Du hast schon einmal einen Sohn verloren.« Grace schien einfach nicht aufhören zu können.
    »Genau deshalb werde ich den zweiten nicht verlieren«, sagte Sam.
    »Du hast mir mit Joshua vertraut.«
    Sams Griff war fester denn je, seine Augen dunkler, entschlossener.
    »Und das werde ich auch in Zukunft tun«, sagte er.

86
     
    Es war fast halb zwei, als Roxanne die Flamingo Marina erreichte.
    Nach weiteren fünf Minuten hatte sie das Boot gefunden.
    Sie sah ihn an Bord. Er kauerte an Deck und wartete auf sie.
    Er stand auf.
    »Da will ich doch verdammt sein«, sagte sie. »Kapitän Cooper.«
    »Hallo, Mutter.« Cal streckte die Hand aus, um ihr an Bord zu helfen.
    »Wie galant«, bemerkte Roxanne. »Mein Sohn, der gescheiterte Erpresser.«
    Und dann schlug sie ihn ins Gesicht, so hart sie konnte.
    »Woher weißt du davon?« Cals Augen und seine Wange brannten, doch es kümmerte ihn nicht. »Und woher hast du gewusst, dass ich in Miami bin?«
    »Deine Stiefschwester Claudia hat es mir gesagt. Sie hat mich besucht, um sich über dich zu beschweren. Als hätte ich in meinem beschissenen Leben nicht schon genug am Hals.«
    »Aber das war einer der Gründe, warum ich es überhaupt getan habe«, sagte Cal. »Für dich. Damit du den alten Mann verlassen und mit mir weggehen kannst.«
    »Unsinn!«, zischte Roxanne. »Du machst dir ja fast in die Hose, so eine Angst hast du vor mir.«
    »Ich glaube«, sagte Cal bedächtig, »ich habe mehr Angst vor mir selbst.«
    Selbst im Dunkeln waren die Augen seiner Mutter messerscharf.
    »Was zum Teufel hast du getan?«
    »Du musst mir helfen«, sagte Cal.
    Über ihnen kreiste ein Reiher und schrie.
    »Ich bin deine Mutter«, sagte Roxanne. »Und jetzt erzähl es mir.«
    Der heisere Schrei des Vogels erklang erneut, wurde aber von einem Donnergrollen verschluckt.
    »Komm unter Deck«, sagte Cal. »Dann wirst du alles erfahren.«

87
     
    Martinez traf im Haus ein. Seine Miene war eine Mischung aus Verzweiflung und Entschlossenheit.
    Er ging mit Sam auf die Terrasse hinaus, während Grace oben war und Saul half, David davon zu überzeugen, sich eine Weile in Cathys Zimmer auszuruhen. Es regnete noch nicht, doch Blitze zuckten über den Himmel, und im Osten grollte der Donner.
    »Das ist die größte Menschenjagd in Miami Beach seit Cunanan«, bemerkte Martinez.
    Eine Menschenjagd, die die meisten Polizeibeamten als gescheitert betrachteten, denn Gianni Versaces Mörder hatte sich umgebracht, bevor er verhaftet werden konnte. Sollte Jerome Cooper es dem Versace-Mörder nachmachen, hätten Sam und Martinez nichts dagegen.
    Natürlich erst, nachdem Joshua wieder zu Hause und in Sicherheit war.
    Martinez hatte eine halbwegs gute Neuigkeit: »Mildred ist im Miami General.«
    »Hast du nicht gesagt, der Mistkerl hätte sie umgebracht?«, fragte Sam.
    »Nicht ganz.«
    Sam hatte geglaubt, sein Hasspotenzial für Jerome bereits ausgeschöpft zu haben, doch er hatte sich geirrt.
    »Was hat er ihr denn getan?«
    »Er hat auf sie eingestochen«, antwortete Martinez. »Auf ihrer Bank, irgendwann gestern Abend.« Er hielt kurz inne. »Die Ärzte wissen noch nicht, ob Mildred durchkommt.«
    Sam ließ sich kurz Zeit, um diese Neuigkeiten sacken zu lassen und seine Gedanken wieder zu ordnen.
    »Und warum hängen wir dann hier herum?«, fragte er.
    »Du musst hierbleiben«, erklärte Martinez.
    »Nicht, wenn mein Sohn in der Gewalt eines Killers ist.«
    »Grace braucht dich.«
    »Grace braucht Joshua«, erwiderte Sam. »Deshalb muss ich den Jungen wieder nach Hause bringen.«

88
     
    Cal wusste, dass es jeder Mutter schwerfiel, so etwas zu verdauen, selbst Jewel.
    Einsehen zu müssen, dass ihr Sohn ein mehrfacher Mörder

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