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Showtime! (German Edition)

Showtime! (German Edition)

Titel: Showtime! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Kettler
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Lang ausgestreckt lag dieser bullige Kerl auf ihrer Quelle-Couch, eine Socke baumelte träge von seinem Fuß; der Mund halboffen, kündigte sich eine leise Vorahnung eines seiner allabendlichen Schnarchkonzerte an. Alles war wie immer.
    Eine vom Schlage dieser Georgia, dachte Sabrina trübsinnig, würde sich bestimmt nicht, wie sie, lahm in ihr Schicksal ergeben. Eine wie sie, schön wie die Sünde, sexy und nicht auf den Mund gefallen, würde losgehen und sich den Mann greifen, der ihr gefiel. - Und eine wie Carla, nicht der schönsten Eine und trotzdem teuflisch attraktiv und selbstsicher, würde Jürgens Plünnen packen und sie aus dem Fenster entsorgen. Er selbst durfte gnädiger Weise noch den Weg durch die Tür nehmen, aber hurtig, bevor Madame ungehalten wurde.
    Ihre Überlegungen degradierten Sabrina zur Pfeife der Nation, unfähig, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Es war ja immerhin so sagenhaft bequem, andere machen zu lassen, sie im Stillen zu bewundern und gleichzeitig zu verfluchen - und sich mit dem Umstand, dass man unglücklicher Weise das Rückgrat einer Nacktschnecke besaß, rauszureden. Konnte ja nicht jede ein Superweib sein.
    «Findest du mich langweilig?» hatte sie Carla erst gestern couragiert gefragt. Zur Antwort bekam sie eine Gegenfrage, eine Mischung aus Diplomatie und Ehrlichkeit, die den Punkt traf: «Ist das eine Gewissensfrage? - Wenn ja, warum fragst du nicht jemand anderen?»
     
    Im Fernsehen liefen die Nachrichten, die nichts als Katastrophen und Negativprognosen verkündeten. Es folgte ein Werbeblock, der unter dem Aspekt 'die Würde des Zuschauers ist antastbar' grauenvoll niveauloses auf Denselben einprasseln ließ. Nach dem dritten Kosmetikspotkatapultierte sich Sabrina nervlich geschröpft von der Couch und suchte Heil und Trost im täglichen Pflichttelefonat mit der besten Freundin.
    «Carla? Hallo. Hast du Zeit zum Quatschen?»
    «Jeden anderen würde ich abwimmeln» ließ sich Carla vielversprechend vernehmen. «Ich bin ziemlich gerädert und muss noch eine Analyse fertig machen. - Was gibt's denn? Liegt was Besonderes an?»
    Sabrina ließ sich im Schlafzimmer aufs Bett fallen, streckte sich lang aus und gab einen der typisch Sommerfeld'schen Endzeit-Stoßseufzer von sich. «Nein. Eigentlich nicht. Ich bin irgendwie deprimiert.»
    «Schon wieder?» schloss sich Carla dem Seufzer an. «Weshalb denn diesmal?»
    «Ich weiß nicht. Einfach so. Ich glaube, ich brauche im Moment keinen besonderen Grund, um deprimiert zu sein. Alles läuft irgendwie schief.»
    «Klingt dramatisch. Mit zweiunddreißig schon manisch depressiv. - Sag die Wahrheit, Sabrina: Hast du deine Rabattmarken vom Reformhaus verlegt? Ist deine Kosmetikerin nicht nett zu dir gewesen?»
    Sabrina streckte sich und lächelte matt. «Es ist lieb, dass du versuchst, mich aufzumuntern, aber ich denke, es hat heute wenig Sinn. Scheint ein grundsätzliches Problem zu sein. Ich war schon zu zurückhaltend, als der Optimismus verteilt wurde. Und du hast so laut geschrien, dass du meinen Teil mit eingesackt hast.»
    «Muss ich mich jetzt schuldig fühlen, weil du den Mund nicht aufkriegst?»
    «Nein. Mein Fehler.»
    «Nun komm schon, Liebes, lass dich nicht wieder so hängen. Schmeiß' deinen Typen endlich raus. Der verursacht deine Gefühlsschwankungen nämlich. - Und dann machen wir zwei eine Riesensause. Allerdings erst, wenn ich meine Kopfschmerzen in den Griff bekommen habe.»
    « ... Tut mir leid mit deinem Kopf.»
    «Weshalb?» lachte Carla. «Du bist nicht Schuld! Warum fühlst du dich bloß immer für alles verantwortlich?»
    «Tu' ich das?»
    «Allerdings. Du bist der Typ, der sich entschuldigt, wenn er überfahren wird: Tut mir leid, dass ich Fußgänger bin und ihnen ins Auto gelaufen bin, weil ich bei Grün über die Straße gegangen bin.»
    «Du bist grausam, Carla. So bin ich nicht.» Ihre Beanstandung klang nicht gerade leidenschaftlich.
    «Doch. Leider bist du so.»
    Sabrina schwieg einen Moment und dachte darüber nach. Wenn sie sich nicht irrte, wurde das seltsame Geräusch vom anderen Ende der Leitung durch Carla verursacht, die nebenbei über ihrer Analyse hing und nachdenklich am Bleistift knabberte. Sie besaß das beneidenswerte Talent, sich stets problemlos auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren zu können.
    «Sag mal» fiel Sabrina plötzlich ein, «findest du, ich sollte wieder anfangen zu rauchen? Meinst du, eine Havanna würde mir stehen?»
    «Wie? Aus welchem Grund?»
    «Nur so.

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