Sich vom Schmerz befreien
ergeben. Wenn Sie also zu den Menschen gehören, die selbst unter einem Schmerzproblem leiden, kann Ihnen dieses Buch helfen, die zweifellos vorhandenen Möglichkeiten für eine individuelle Therapie zu erkennen und die dafür geeigneten Therapeuten zu finden, um sich dann später selbst helfen zu können. Und gehören Sie zu den Therapeuten, die ihre Schmerzpatienten dabei unterstützen möchten, so werden Sie ebenfalls einige hilfreiche Informationen und Anregungen in diesem Buch finden.
In Kapitel 1 gehe ich zunächst auf den »Wandel in der Medizin« ein und warum er notwendig ist. Nach diesem theoretischen Einstieg geht es dann in den weiteren Kapiteln konkret um das Thema Schmerz und Schmerztherapie.
Kapitel 2 beschreibt das »Maschinenmodell des Schmerzes« und zeigt, wie sich dies in der heutigen, allgemein üblichen Schmerztherapie auswirkt. Sie lernen darin auch die Geschichte eines »typischen« Schmerzpatienten kennen und werden sich in manch einer Schilderung vielleicht sogar selbst wiederfinden.
Dem stelle ich in Kapitel 3 eine neue Sichtweise, nämlich das »Spannungsmodell des Schmerzes« gegenüber. Schmerz wird aus der Sicht des Betroffenen betrachtet, als aktives Verhalten eines Organismus, mit dem einer Bedrohung durch Muskelspannung entgegengewirkt wird. Aus diesem Perspektivenwechsel ergibt sich eine Schmerztherapie, die dem Organismus
dabei hilft, sein Schmerzproblem verändern zu lernen. Mit diesem Kapitel breche ich mit Konventionen, stelle Selbstverständliches in Frage und werde damit so manchen auf den Schlips treten, denn ich rüttle an den Grundfesten der naturwissenschaftlichen Medizin. Beim Lesen werden auch Sie vieles zunächst nicht nachvollziehen können, weil es nicht Ihren Erfahrungen, der von Ihnen erlebten »Wirklichkeit« des Schmerzes entspricht. Die immer wieder eingestreuten »typischen« Therapiegeschichten werden aber einiges veranschaulichen und Sie vielleicht ermuntern, ebenfalls einen neuen Weg in der Therapie einzuschlagen.
Für Patienten ist dabei ein wichtiges Thema, Verantwortung zu übernehmen. Meine zentrale Botschaft lautet: Operationen und Medikamente »retten Leben«, aber sie beseitigen keine Schmerzen. Nur der Organismus, der sie produziert, kann aufhören, dies zu tun! Sehr viel wichtiger als der Name der ver wendeten Methode bzw. Technik ist also das »Wie« ihrer Anwendung - individuell abgestimmt und entwickelt mit dem jeweiligen Menschen.
Die Prinzipien kommunikativer Schmerztherapie, die ich unter Berücksichtigung des Wandels in der Medizin dann in Kapitel 4 beschreibe, können letztendlich in allen formalen »Techniken« bzw. »Methoden« angewandt werden. Damit dies leichter nachvollziehbar wird, werde ich Sie zu den erwähnten praktischen Ãbungen einladen. Auf diese Weise können Sie erfahren, dass Sie die Fertigkeiten zur Ãberwindung Ihres Schmerzes in sich tragen. Therapie kann helfen, dass Sie diese Fähigkeiten, Ihre Selbstheilungskräfte, (wieder) aktivieren.
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Begleiten Sie mich also auf diese Expedition in das Reich des Schmerzes. Mag sein, dass sich die Welt Ihres Schmerzes dadurch verändert und Sie sich besser darin zurechtfinden.
Medizin im Wandel
1
Beginnen wir mit dem »Wandel in der Medizin«. Seit ich mich als Psychologe fachlich in der Medizin aufhalte, begleitet mich dieses Thema. Angesichts moderner Erkenntnisse in den Neurowissenschaften und der Hirnforschung gewinnt es aktuell enorm an Brisanz. Doch was ist mit diesem Wandel gemeint? Was steckt dahinter und wie zeigt er sich? Offensichtlicher Ausdruck des Wandels ist die Tatsache, dass in unserer Medizin immer mehr, zum Teil sehr ungewöhnliche Methoden auftauchen. In allen Bereichen findet man Ansätze einer »alternativen Medizin«. Der technische Fortschritt bringt es mit sich, dass immer feinere und ungefährlichere operative Eingriffe möglich werden. Hierzu zählen beispielsweise die »Mikrochirurgie« und die »Laserchirurgie«. Auch werden immer wirkungsvollere und besser verträgliche Medikamente entwickelt und man verwendet organische Stoffe aus der Natur, um Krankheiten zu behandeln. Möglich wird dies, weil die feinstofflichen, biochemischen und neurologischen Prozesse im lebenden Organismus, ihre Zusammenhänge sowie daraus entstehende Krankheiten immer detaillierter und exakter erfasst werden können.
Dies ist
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