Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman
Richtung drehen, ob man das Wasser ausspritzt oder einsaugt.«
Nach einigem Nachdenken kam ich zu dem Schluß, wie die Antwort lautete, und um das zu beweisen, wollte ich ein Experiment durchführen.
Im Zyklotron-Labor in Princeton hatten sie eine große Korbflasche - eine riesengroße Flasche mit Wasser. Ich dachte, das sei genau das richtige für das Experiment. Ich besorgte mir ein Stück Kupferröhre und bog es zu einem S. Dann bohrte ich ein Loch in die Mitte, steckte einen Gummischlauch hinein und führte diesen durch ein Loch in dem Korken, mit dem ich die Flasche verschlossen hatte. Der Korken hatte noch ein zweites Loch, in das ich einen weiteren Gummischlauch steckte, den ich an die Preßluftflasche im Labor anschloß. Indem ich Luft in die Flasche pumpte, konnte ich Wasser in die Kupferröhre pressen, genauso als würde ich es einsaugen. Die S-förmige Röhre würde sich zwar nicht frei drehen, sondern sich (wegen des flexiblen Gummischlauchs) nur winden, aber ich wollte die Geschwindigkeit der Wasserströmung messen, indem ich maß, wie weit das Wasser oben aus der Flasche herausspritzte.
Ich hatte alles aufgebaut, drehte die Preßluft auf, und es machte »Pfff!«. Der Luftdruck hatte den Korken aus der Flasche getrieben. Ich steckte ihn fest wieder hinein, so daß er nicht wieder herausflog. Jetzt lief das Experiment ziemlich gut. Das Wasser kam heraus, und der Schlauch verdrehte sich, also erhöhte ich ein wenig den Druck, denn bei höherer Geschwindigkeit würden die Messungen genauer sein. Ich maß sehr sorgfältig den Winkel und den Abstand und erhöhte noch einmal den Druck, und mit einemmal explodierte das ganze Ding, und Glas und Wasser spritzten in alle Richtungen durch das Labor. Ein Bursche, der gekommen war, um zuzugucken, wurde ganz naß und mußte nach Hause gehen und sich umziehen (es ist ein Wunder, daß er durch das Glas nicht verletzt wurde), und viele Bilder aus der Nebelkammer, die geduldig mit dem Zyklotron aufgenommen worden waren, waren völlig naß, aber ich war aus irgendeinem Grund weit genug weg oder stand so, daß ich nicht besonders naß wurde. Aber ich werde nie vergessen, wie der große Professor Del Sasso, der für das Zyklotron verantwortlich war, zu mir kam und streng sagte: »Erstsemester-Experimente sollten im Erstsemester-Labor gemacht werden.«
Iiiiiiiiiich!
Mittwochs kamen verschiedene Leute ans Graduate-College in Princeton, um Vorträge zu halten. Die Redner waren oft interessant, und bei den Diskussionen nach den Vorträgen hatten wir meist eine Menge Spaß. Ein Kommilitone zum Beispiel war stark anti-katholisch, deshalb verteilte er vorher Fragen, die die Leute einem religiösen Redner stellen sollten, und dem machten wir dann schwer zu schaffen.
Ein andermal hielt jemand einen Vortrag über Dichtung. Er sprach über die Struktur des Gedichtes und über die Gefühle, die es begleiten; er teilte alles in bestimmte Klassen ein. In der folgenden Diskussion fragte er: »Ist das nicht genau wie in der Mathematik, Dr. Eisenhart?«
Dr. Eisenhart war der Dekan der Graduate-School und ein bedeutender Mathematik-Professor. Außerdem war er sehr clever. Er sagte: »Ich wüßte gern, wie Dick Feynman darüber denkt im Zusammenhang mit der Theoretischen Physik.« In solchen Situationen brachte er mich immer ins Spiel.
Ich stand auf und sagte: »Ja, es besteht eine sehr enge Beziehung. In der Theoretischen Physik ist das Analogon zum Wort die mathematische Formel, das Analogon zur Struktur des Gedichtes ist die Wechselbeziehung zwischen dem theoretischen Dingsbums und dem Soundso« - und ich ging die ganze Sache durch und stellte eine perfekte Analogie her. Die Augen des Redners strahlten vor Glück.
Dann sagte ich: »Mir scheint, ganz gleich, was man über Dichtung sagt, so wie ich es mit der Theoretischen Physik gemacht habe, könnte ich zu jedem Bereich eine Analogie herstellen. Ich sehe in solchen Analogien keinen Sinn.«
In dem riesengroßen Speisesaal mit den farbigen Fenstern, wo wir, in unseren stetig sich verschleißenden Talaren, immer aßen, sprach Dr. Eisenhart vor jedem Abendessen ein lateinisches Tischgebet. Nach dem Abendessen stand er oft auf, um etwas bekanntzugeben. Eines Abends stand er auf und sagte: »In zwei Wochen wird ein Psychologie-Professor kommen und einen Vortrag über Hypnose halten. Nun, der Professor hat gemeint, es wäre viel besser, wenn wir die Hypnose richtig vorgeführt bekämen, statt nur darüber zu sprechen. Deshalb möchte er,
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