Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman
Temperatur. Aber auch von dem Geruch her war es offensichtlich. Sobald man sie sich nahe ans Gesicht hielt, konnte man riechen, daß sie etwas feucht und warm war. Dieses Experiment hatte also nicht geklappt, es war zu offensichtlich.
Dann schaute ich nach dem Bücherbord und sagte: »In die Bücher da hast du eine Weile nicht reingeguckt, nicht? Diesmal nimmst du, wenn ich hinausgehe, ein Buch vom Bord, und schlägst es nur auf - das ist alles - und klappst es wieder zu; dann stellst du es zurück.«
Ich ging also wieder hinaus, sie nahm ein Buch, schlug es auf, klappte es zu und stellte es zurück. Ich kam herein - und: überhaupt nichts dabei! Es war leicht. Man riecht nur an den Büchern. Es ist schwer zu erklären, weil wir es nicht gewohnt sind, darüber zu sprechen. Man hält sich jedes Buch an die Nase, schnüffelt ein paarmal, und dann weiß man's. Es riecht ganz anders. Ein Buch, das eine Weile dagestanden hat, hat irgendwie einen trockenen, uninteressanten Geruch. Aber wenn es von einer Hand berührt worden ist, ist da eine Feuchtigkeit und ein Geruch, der sehr deutlich ist.
Wir machten noch ein paar Experimente, und ich stellte fest, daß, obwohl Spürhunde in der Tat sehr fähig sind, Menschen nicht ganz so unfähig sind, wie sie glauben: es liegt einfach daran, daß sie ihre Nase so hoch über dem Boden tragen!
(Ich habe beobachtet, daß mein Hund richtig herausfinden kann, wo ich im Haus gegangen bin, vor allem wenn ich barfuß bin, indem er meine Fußabdrücke riecht. Also versuchte ich das auch zu tun: ich krabbelte auf Händen und Knien auf dem Teppich herum und schnüffelte, um zu sehen, ob ich riechen konnte, wo ich gegangen war und wo nicht, und ich fand es unmöglich. Der Hund ist also wirklich viel besser als ich.)
Viele Jahre später, als ich gerade ans Caltech gekommen war, fand im Haus von Professor Bacher eine Party statt, und es waren viele Leute vom Caltech da. Ich weiß nicht, wie es dazu kam, aber ich erzählte ihnen diese Geschichte, wie ich die Flaschen und Bücher gerochen hatte. Sie glaubten natürlich kein Wort, denn sie dachten immer, ich machte ihnen etwas vor. Ich mußte es vorführen.
Wir nahmen vorsichtig acht oder neun Bücher aus dem Regal, ohne sie direkt zu berühren, und dann ging ich hinaus. Drei verschiedene Leute berührten drei verschiedene Bücher: sie nahmen jeweils ein Buch in die Hand, öffneten es, schlössen es und legten es wieder hin.
Dann kam ich zurück und roch bei allen an den Händen und an allen Büchern - ich errinnere mich nicht, was ich zuerst tat - und fand korrekt alle drei Bücher; nur bei einer Person war es falsch.
Sie glaubten mir immer noch nicht; sie dachten, es sei irgendein Zaubertrick. Sie versuchten weiter herauszufinden, wie ich das machte. Es gibt einen berühmten Trick, der so ähnlich geht und bei dem man einen Komplizen in der Gruppe hat, der einem Signale gibt, welches der richtige Gegenstand ist, und sie versuchten herauszufinden, wer der Komplize war. Seither habe ich oft gedacht, es wäre ein guter Kartentrick, ein Kartenspiel zu nehmen und jemandem zu sagen, er solle eine Karte ziehen und zurücktun, während man im Nebenzimmer ist. Dann sagt man: »Jetzt werde ich Ihnen sagen, welche Karte es ist, weil ich ein Spürhund bin: ich werde an all diesen Karten riechen und Ihnen sagen, welche Karte Sie gezogen haben.« Natürlich würden die Leute einem, wenn man solche Sprüche losließe, nicht einen Augenblick glauben, daß man genau das getan hat!
Bei allen Leuten riechen die Hände anders - deshalb können diese Hunde Leute identifizieren; man muß es einfach mal probieren! Alle Hände haben irgendwie einen feuchten Geruch, und bei jemandem, der raucht, riechen die Hände ganz anders als bei jemandem, der nicht raucht; Damen haben oft verschiedene Parfüms, und so weiter. Wenn jemand zufällig ein paar Münzen in der Tasche hatte und damit herumgespielt hat, dann kann man auch das riechen.
Los Alamos von unten (1)
Wenn ich sage, »Los Alamos von unten«, dann meine ich das. Zwar bin ich heute auf meinem Gebiet ein einigermaßen bekannter Mann, aber damals war ich das keineswegs. Ich hatte nicht einmal einen Doktortitel, als ich am Manhattan Project zu arbeiten begann. Viele andere Leute, die über Los Alamos berichten - Leute in höheren Rängen -, machten sich Gedanken über wichtige Entscheidungen. Ich machte mir über keine wichtigen Entscheidungen Gedanken. Ich fuhrwerkte immer unten herum.
Ich arbeitete eines Tages
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