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Titel: Sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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einer krampfhaften Bewegung zusammen und rammte es ihr in den Mund, wobei er die halb verkohlte erste Ladung noch weiter hineinschob.
    »Hier ist es, Annie, wie gefällt es dir? Es ist eine echte Erstausgabe, die Annie-Wilkes-Edition, wie schmeckt sie dir? Iss es, Annie, lutsch daran, komm schon, iss es, sei ein artiges Bienchen und iss dein Buch ganz auf! «
    Er stopfte ihr eine dritte Handvoll in den Mund, eine vierte. Die fünfte brannte noch; er drückte das Feuer mit dem bereits versengten rechten Handballen aus, als er es ihr hineinschob.
    Sie gab einen unheimlichen gedämpften Laut von sich. Sie bäumte sich gewaltig auf, und dieses Mal wurde Paul
abgeworfen. Sie kam strampelnd und wild um sich schlagend auf die Knie. Ihre Hände krallten sich in den geschwärzten Hals, der grässlich angeschwollen aussah. Abgesehen vom verkohlten Halsbündchen war von ihrem Pullover kaum noch etwas übrig. Das Fleisch ihres Bauches und Unterleibs war voller Brandblasen. Champagner tropfte von dem Papier, das ihr aus dem Mund ragte.
    »Mmmmpf! Mark! Mark!«, krächzte Annie. Irgendwie gelang es ihr, auf die Beine zu kommen, während sie immer noch ihren Hals umklammerte. Paul stieß sich zurück, seine Beine waren verdreht vor ihm ausgestreckt, und beobachtete sie aufmerksam. »Haarkoo? Dorg? Mumpf!«
    Sie kam einen Schritt auf ihn zu. Zwei. Dann fiel sie wieder über die Schreibmaschine. Als sie dieses Mal fiel, drehte sie den Kopf, und ihre Augen sahen ihn mit einem Ausdruck an, der fragend und irgendwie schrecklich war: Was ist denn nur passiert, Paul? Ich habe Ihnen doch Champagner gebracht, oder nicht?
    Die linke Seite ihres Kopfes schlug auf dem Kaminsims auf, sie fiel wie ein Sack voller Backsteine zu Boden und schlug mit einem Donnerschlag auf, der das ganze Haus erzittern ließ.

43
    Annie war auf den Haufen brennenden Papiers gefallen, und ihr Körper hatte es gelöscht. Es war ein rauchender Klumpen auf dem Fußboden. Die Champagnerpfützen hatten die meisten einzelnen Blätter gelöscht. Aber zwei oder drei waren noch brennend gegen die Wand links von
der Tür geweht worden; dort brannte stellenweise die Tapete … aber ohne rechte Begeisterung.
    Paul kroch zum Bett hinüber, stemmte sich auf die Ellbogen und ergriff die Bettdecke. Dann arbeitete er sich zur Wand vor, wobei er mit den Handrücken die Scherben der zerbrochenen Flasche beiseitewischte. Er hatte sich den Rücken verrenkt. Er hatte schlimme Verbrennungen an der rechten Hand. Sein Kopf schmerzte. Der süßliche Geruch des verbrannten Fleisches drehte ihm den Magen um. Aber er war frei. Die Göttin war tot, und er war frei.
    Er zog irgendwie das rechte Knie unter seinen Körper, langte mit der Decke (sie war feucht vom Champagner und mit grauschwarzer Asche verschmiert) nach oben und begann, die Flammen zu ersticken. Als er die Decke zu einem qualmenden Bündel am Boden zusammensinken ließ, war da ein großer rauchender Fleck in der Mitte der Wand, aber die Tapete war gelöscht. Die hinterste Seite des Kalenders hatte sich gewellt, das war alles.
    Er begann, zum Rollstuhl zu kriechen. Er hatte die halbe Strecke zurückgelegt, als Annie die Augen öffnete.

44
    Paul sah sie ungläubig an, als sie sich langsam auf die Knie aufrichtete. Paul selbst stützte sich auf die Hände und zog die Beine hinter sich her. Er sah aus wie eine seltsame erwachsene Version von Popeyes Neffe Popi.
    Nein … nein, du bist tot.
    Du irrst dich, Paul. Die Göttin kann man nicht töten. Die Göttin ist unsterblich. Jetzt muss ich nachwischen.

    Ihre Augen glotzten entsetzlich. Eine riesige rosarote Wunde klaffte an der linken Seite ihres Kopfs im Haar. Blut rann ihr Gesicht herab.
    »Chmucks!«, schrie Annie mit dem Hals voller Papier. Sie kam mit ausgestreckten, nach ihm greifenden Händen auf ihn zugekrochen. »Guuu Chmucks!«
    Paul drehte sich im Halbkreis herum und begann auf die Tür zuzukriechen. Er konnte sie hinter sich hören. Dann, als er den Bereich mit den Glasscherben erreichte, spürte er, wie sich ihre Hand um seinen linken Knöchel schloss und den Stumpf fest zusammendrückte. Er schrie.
    »CHMUCKS!«, schrie Annie triumphierend.
    Er sah über die Schulter. Ihr Gesicht lief dunkelrot an und schien anzuschwellen. Er stellte fest, dass sie sich tatsächlich in die Göttin der Bourkas verwandelte.
    Er zog und zerrte mit aller Macht, und sein fußloses Bein entglitt ihrem Griff, ihr blieb nichts weiter als die lederne Kappe, mit der sie den Stumpf bedeckt

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