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Sieben auf einen Streich

Sieben auf einen Streich

Titel: Sieben auf einen Streich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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nicht, besonders wenn sie hinten säße. Es sei ihr ein
wenig schlecht.
    »Kein Wunder!« Klaus-Peter räusperte
sich ärgerlich. »Mit einer Tüte Waffeln im Magen, da wird ja dem stärksten
Pferd schlecht!«
    Klaus-Peter tat nicht gut daran, sein
hübsches Weibchen mit einem starken Pferd zu vergleichen, und er bekam einen
Räusperreiz, wenn er sich ärgerte. Diese Veranlagung marterte meine Ohren und
Nerven, als ich nun neben ihm auf dem Rücksitz saß, dieweil Gitti vorne mit
meinem Manfred scherzte und kokettierte, ihm mehrfach versicherte, wie
ausgezeichnet er fahre und wie wohl sie sich in seiner Nähe fühle und daß er ja
nicht glauben dürfe, ihr sei von seinem Fahren schlecht.
    Klaus-Peter räusperte sich
unausgesetzt, und auch in mir begann sich Ärger zu regen. Ich bemerkte, wie gut
und richtig ich es fände, daß in Omnibussen über dem Fahrersitz geschrieben
stünde: »Die Unterhaltung mit dem Fahrer ist verboten!« Dieses Verbot könne
lebensrettend sein für alle Insassen.
    »Wir sind in keinem Omnibus!« sagte
Manfred, und Gitti lachte so herzlich, als sei dies der beste Witz der Welt
gewesen. Klaus-Peter räusperte sich, und ich schwieg, obwohl ich gerne noch
manches zur Sprache gebracht hätte. Daß ich zum Beispiel meine Schwestern innig
liebe, es aber nicht schätze, wenn sie ihre Eheschwierigkeiten auf meinem
Rücken austragen, mich hinten zum alten Eisen werfen und dann vor meinen Augen mit
meinem Mann flirten. Ich würde das auch noch irgendwann vor Gitti aussprechen,
und zwar in aller Bestimmtheit, aber vorerst stimmte ich nur in Klaus-Peters
Räuspern ein.
    Der Wasserfall tröpfelte müde von den
Felsen herab in ein Becken, und er wäre kein großes Ereignis für uns gewesen,
hätte nicht Florian das Bedürfnis verspürt, ein Kunststückchen vorzuführen. Es
ragten Felsbrocken und Steine aus dem Becken, und über diese begann Florian zu
springen. Auf dem größten Brocken hielt er inne und wandte sich dem staunenden
Publikum zu. Die Fotoapparate klickten, Michaels Kamera schnurrte.
    Nun war dieser Felsen mit Algen und
Moos bewachsen, und an Florians Schuhen klebte nasses Laub. Der waghalsige
Springer kam ins Rutschen, ruderte heftig mit. den Armen, um das Gleichgewicht
zu halten, und suchte einen festeren Standpunkt zu gewinnen. Florian entsprach
keineswegs dem landläufigen Bild eines Pfarrherren, der mit Kopf und Herz
Predigten ersinnen, mit dem Munde trostreiche Worte sprechen, mit dem sonstigen
Körper jedoch weniger anzufangen weiß. Nein. Florian war ein Sportsmann durch
und durch. Er spielte Tennis und Fußball, rannte morgens kilometerweit durch
den Wald und kletterte zum Leidwesen seiner Ehefrau Beate auf die
gefährlichsten Berggipfel.
    Dieser Florian also erkannte in
Sekundenschnelle und bereits im Rutschen begriffen, daß er schmählich im Wasser
landen würde, falls er nicht sogleich etwas unternähme. Er entschloß sich zu
einem kühnen Sprung auf trockenes Land. So flog er denn auf uns zu, landete
kurz vor dem Rand im Becken und sprühte eine Fontäne erfrischenden Harzwassers
über die Familie hin. Dann tat er einen Schritt, stand tropfend auf dem Rand,
sprang zu uns hinunter und sprach die Worte: »Na, was sagt ihr zu dem Sprung?«
    »Meine Haare!« schrie Vera. »Vorhin die
Strümpfe und jetzt die Haare!« Sie schüttelte den nassen blonden Schopf, daß
die Tropfen sprühten. Wir anderen standen noch wie die begossenen Pudel,
griffen dann aber auch zu herzhaften Worten, um unserer Entrüstung Ausdruck zu
verleihen.
    »Blödmann!« schimpfte Stefan.
»Bespritzt mir Weib und Kind! Schau dir den Wubbel an!«
    Der Wubbel glänzte vor Nässe und
Begeisterung.
    »Doll, Ontel Floijan!«
    Auch Andreas und Mathias sparten nicht
mit Lob: »Klasse, du bisch gschprunge wie Tarzan, Onkel Florian, bloß net so
weit.«
    Klaus-Peter stand hinter Gitti. Ihre
Haare, ihr roter Anorak, ihre Hose, alles triefte, hatte sie doch auf dem
Beckenrand gesessen, mit der Hand im Wasser geplätschert, den Blick versonnen
ins Weite gerichtet. In dieser ansprechenden Pose wollte Manfred sie
fotografieren. Sie lächelte, er knipste, und Florian tat seinen Tarzansprung,
wodurch er das Bild buchstäblich im Wasser ersäufte.
    Ich konnte mich eines leichten Anflugs
von Schadenfreude nicht erwehren. Stand ich doch reizvoll, aber ungeknipst im
Hintergrund, derweil mein Mann sich fremden Reizen zuwandte. Warum setzte sich
Gitti auch für schwesterliche Ehemänner in Pose? Hätte sie nicht die Zeit
sinnvoller

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