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Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano

Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano

Titel: Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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sich als Schatten auf dem Rollo in Doktor Richardsons Zimmer abgezeichnet hatte. Hätte er den Gargoyle dort schon so deutlich vor sich gesehen wie jetzt, wer weiß, ob ihn dann die Panik nicht einfach gelähmt hätte. Selbst jetzt, im Schutz der Hornklänge, wurde ihm schlecht vor Angst.
    Die übrigen Kreaturen buckelten unterwürfig, als der große Gargoyle unter den Torbogen trat. Nicht einmal das magische Horn, das sie in seinem Bann hielt, konnte ihre Angst und Ehrfurcht mildem.
    »Er ist ihr Rudelführer«, flüsterte Chris zu Kyra hinüber, die neben ihm ging.
    »Glaubst du, das Horn wirkt nicht bei ihm?«, erwiderte sie leise.
    Auch Nils hatte den großen Gargoyle bemerkt. Sein Spiel stockte einige Herzschläge lang, dann überwand er tapfer seine Furcht. Mit entschlossenen Schritten ging er weiter auf das Kapellentor zu, hinter sich seine drei Freunde und die demütige Schar der Gargoyles.
    Lisa zitterte am ganzen Leib. »Es funktioniert nicht.«, zischte sie. »Verdammter Mist, es funktioniert nicht …«
    Die Augen des großen Gargoyles glühten noch heller, erstrahlten in weißer Glut.
    »Diese Augen«, murmelte Kyra in Gedanken versunken. »Irgendetwas ist damit. Sie ziehen einen irgendwie an, als ob –«
    »Hypnose«, fiel Lisa ihr ins Wort. »Ich kann’s spüren. Schaut nicht hin.« Lauter rief sie ihrem Bruder zu: »Nils, nicht in die Augen sehen!«
    »Mein Gott«, entfuhr es Kyra plötzlich.
    »Was ist los?«, fragte Chris alarmiert.
    »Er war es, der Doktor Richardson getötet hat«, sagte Kyra. »Sie hat in seine Zelle geschaut. Und in seine Augen. Er hat sie hypnotisiert. Nur deshalb hat sie das Gitter aufgeschlossen. Sie hätte das doch sonst niemals getan, ganz bestimmt nicht ohne das Horn, das ja immer noch in ihrem Zimmer lag.«
    Noch fünf Schritte bis zu dem großen Gargoyle. Wenn das Wesen jetzt ausholte und Nils das Horn aus den Händen schlug …
    Aber die riesenhafte Kreatur machte mit einem Mal einen Schritt nach hinten und gab den Weg frei. Nils nahm all seinen Mut zusammen und ging schnurstracks an ihm vorüber. Auch die anderen passierten ihn ohne sichtbares Zögern. Aus dem Augenwinkel sah Kyra, wie der große Gargoyle sich seinen Artgenossen anschloss und selbst zu einem Teil der tobenden Prozession wurde.
    Weiter ging es, durch das Innere der Kapelle und die schmale Treppe hinunter in die Katakomben, durch das Loch im Boden in Damianos Werkstatt und von dort aus in den endlosen Kerkergang. Licht brauchten sie keines – die Glutaugen des großen Gargoyles erhellten die unterirdischen Stollen wie Scheinwerfer.
    Im Kerker blieben Nils und die anderen unweit des Eingangs stehen, während die Gargoyles ausgelassen an ihnen vorübersprangen. Aus dem Dunkel des Korridors ertönte Knurren und Rascheln, und im kalten Licht der Monsteraugen sahen sie wildes Getümmel, weit voraus im Korridor. Das mussten jene Gargoyles sein, die es vorgezogen hatten, in ihrer vertrauten Umgebung zu bleiben.
    Endlich, als alle im Korridor versammelt waren, zogen sich die Freunde zurück.
    Kyra rannte voraus, durch die finstere Werkstatt und hinauf in die Kapelle. Sie fand den Mechanismus, den ihr Vater ihr beschrieben hatte, auf Anhieb: Es handelte sich um einen runden Stein, der dort in den Boden eingelassen war, wo einst der Altar gestanden hatte. Mithilfe zweier Eisenringe konnte man ihn um fünfundvierzig Grad nach links drehen. Damit war die Zerstörung der Kapelle in Gang gesetzt.
    Irgendwo, verborgen in Mauern und staubigen Schächten, setzten sich jetzt uralte Zahnräder in Gang. Sandsäcke rasselten an Seilen auf und nieder, schlugen gegen Hebel aus Ebenholz und brachten weitere Räder in Bewegung. Wie ein vorzeitliches Uhrwerk ratterte und klickte es in den Tiefen des Bauwerks. Nicht mehr lange, und alles würde zusammenbrechen.
    Lisa kam als Nächste die Treppe heraufgesprungen, gefolgt von Chris. Zu dritt rannten sie zum Ausgang und warteten dort auf Nils.
    »Wir haben die Tür der Werkstatt abgeschlossen«, sagte Chris atemlos zu Kyra. »Aber das wird sie nicht lange aufhalten. Nils wollte unbedingt noch einen Augenblick unten bleiben, um die Gargoyles hinter der Tür mit dem Horn zu beruhigen.«
    »Er soll sich ja beeilen«, gab Kyra aufgeregt zurück.
    »Seht nur, da!«, rief Lisa und zeigte zur Decke.
    Sand und Steinsplitter rieselten von oben herab. Die Zerstörung der Kapelle nahm ihren Anfang.
    »Wo bleibt er nur?«, murmelte Chris und biss sich nervös auf die

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