Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano
Händen. »Steht irgendwas in den Unterlagen, woher das Ding stammt?«
Chris hob die Schultern. »Nur ein paar Stichworte. Damiano ist wohl in einem verschütteten Etruskertempel darauf gestoßen – und auf ein Tor, das in die unterirdischen Katakomben führte, in denen die Gargoyles ihr Lager hatten. Für die alten Etrusker müssen sie wohl so was wie Götter gewesen sein, denen sie Opfer darbrachten.«
»Menschenopfer«, murmelte Nils fasziniert.
»Höchstwahrscheinlich. Dann, als die Kultur der Etrusker unterging, gerieten Tempel und Gargoyles in Vergessenheit. Der Eingang zu den Katakomben wurde verschüttet, und erst Damiano stieß wieder darauf. Er ließ am selben Ort dieses Kloster errichten und einen Teil der Keller zum Kerker ausbauen.«
»Moment mal«, warf Lisa ein, »soll das heißen, die Gargoyles haben schon von Natur aus unterirdisch gelebt? Es macht ihnen also gar nichts aus?«
»Solange sie sich dort unten frei bewegen können, sind sie wohl recht zufrieden. Wer weiß, wie groß diese Katakomben wirklich sind. Wahrscheinlich haben wir nur einen Bruchteil davon gesehen.«
»Warum bleiben sie dann nicht unten?«, fragte Nils.
»Sind sie doch«, erwiderte Chris überzeugt. »Die meisten zumindest. Sonst würde es hier längst von ihnen wimmeln.«
»Und die auf dem Dach?«, fragte Lisa.
»Vielleicht ein paar besonders mutige Exemplare. Genauso wie die, die uns verfolgt haben – wobei es bei denen wahrscheinlich eher Aggression als Mut war.«
Nils schnaubte abfällig. »Mit anderen Worten: Die Gargoyles sind arme, missverstandene Kreaturen, denen übel mitgespielt wurde.«
Chris lächelte. »So ungefähr. Was sie leider nicht daran hindern wird, uns in Stücke zu reißen. Die meisten von denen sind Raubtiere.«
»Keine Dämonen?«, fragte Kyra und klang ein wenig enttäuscht.
» Und Dämonen«, sagte Chris. »Laut Damianos Aufzeichnungen – denn darum handelt es sich wohl bei dem lateinischen Buch – hatte Satan persönlich seine Hände im Spiel, als diese Spezies entstand.«
»So was haben die Leute früher schnell behauptet«, meinte Lisa. »Darauf kann man nichts geben.«
»Immerhin sind die Siegel sichtbar geworden«, erinnerte Nils sie.
»Okay«, beendete Kyra die Diskussion, »Wir machen’s so: Ihr öffnet von außen das Tor, ich gehe mit dem Horn rein und locke sie wieder runter in den Kerker.«
Sie setzte das Horn an die Lippen. Mit vollen Backen blies sie hinein – aber kein Ton drang aus der Öffnung. Hustend nahm sie das vorzeitliche Instrument wieder vom Mund.
»Es funktioniert nicht«, schimpfte sie.
Ihr Vater aber schüttelte den Kopf. »Du hast nur nicht genug Kraft. Das ist wie bei einer Trompete. Man muss lange üben, bis man einen vernünftigen Ton herausbekommt.«
Chris nahm das Horn aus Kyras Händen und blies ins Mundstück. Seine Gesicht lief hochrot an, und seine Wangen sahen aus, als müssten sie jeden Augenblick platzen. Doch auch er scheiterte.
Keuchend setzte er das Horn wieder ab. »Das hat keinen Sinn«, sagte er atemlos.
Lisa druckste herum. »Ich kann’s gern versuchen, aber ich glaube nicht, dass –«
Ihr Bruder unterbrach sie. »Gebt schon her«, sagte er missmutig.
Chris schaute ihn zweifelnd an. »Wieso solltest du –«
»Weil ich als Kind mal ein paar Stunden Posaunenunterricht hatte.« Verlegen hob er die Schultern. »Na ja, unsere Eltern wollten das unbedingt.«
»Stimmt«, platzte Lisa heraus. »Und ich sollte Akkordeon lernen. War ziemlich schwierig, denen diesen Quatsch wieder auszureden.«
Nils holte tief Luft und setzte das Horn an die Lippen.
Ein tiefer, nicht einmal unmelodiöser Klang ertönte.
Nur Sekunden vergingen, dann raschelte es im Dickicht jenseits des Zauns. Ein gutes Dutzend Gargoyles sprang zwischen den Macchiabüschen und Zypressen hervor. Allerdings kam keiner bis an den tödlichen Zaun heran – so viel hatten sie beim Anblick ihrer toten Artgenossen dazugelernt.
Nils nahm das Instrument wieder vom Mund und blickte unsicher zu Kyra hinüber. Er nickte langsam. »Alles klar, ich weiß schon …«
Kyra schenkte ihm ein breites Lächeln. »Sieht so aus, als hätte das Horn seine Wahl getroffen.«
»Da ist noch was«, sagte Professor Rabenson, als die Kinder bereits mit der Diskussion begannen, wer Nils begleiten würde.
Alle sahen ihn fragend an.
»Eines habt ihr vergessen«, meinte der Professor. »Die Bodenplatte im Mosaik reicht nicht aus, um die Gargoyles im Keller festzuhalten.«
Chris nickte. »Die
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