Sieben
Schicksalszahlen – Unglückszahlen. Kaum eine Kultur, kaum ein Individuum scheint von diesem Einfluss frei! Welches Kind
hätte nicht seine »Lieblingszahl« – egal ob es sich dabei um den eigenen Geburtstag oder die Rückennummer des jeweils angesagten
Lieblingsfußballstars handelt? Welcher Lottospieler orientierte sich beim Ausfüllen der 7 x 7-Zahlenreihen nicht an bestimmten, stets gleichen »Favoriten« – ungeachtet der ein ums andere Mal abweichenden Ziehungsergebnisse.
Dass es bei alledem nicht entfernt so rational zugeht wie bei der Erfassung von Daten, Beiträgen, Zeiteinheiten, Mengen, Maßen,
Wachstumsraten, Gewinnen oder Verlusten, zeigen besonders jene »Glücks«- oder »Unglückszahlen«, die das kollektive Bewusstsein
ganzer Kulturen prägen. So wird etwa die Frage, was Chinesen massenweise dazu treibt, Handy-, Haus- oder Autonummern mit möglichst
vielen Achten zu ergattern, weniger vom »achtfachen Pfad« der in China meistverbreiteten Religion – des Buddhismus – bestimmt
als von der Lautähnlichkeit zwischen dem chinesischen Zahlwort »ba« (= 8) und dem Adverb »fa« (= voran). Noch lautverwandter
sind im Chinesischen die Wörter »sì« (= 4) und »sí« (= Tod). Grund genug für ungezählte Chinesen, die Zahl Vier wie die Pest
zu meiden. Und nicht nur für Chinesen. Auch in anderen asiatischen Staaten – wie etwa in Korea oder Japan – deutet das »Fehlen«
des vierten Stocks in Hochhäusern, der vierten Sitzreihe in Flugzeugen oder desZimmers Nummer vier in Hotels und Krankenhäusern auf die nämliche Zahlenphobie hin.
Es ist dies ein Phänomen, dem in westlich geprägten Ländern bekanntlich der Umgang mit der »Unglückszahl 13« entspricht. Wie
tief das derartige Unbehagen sogar in multimedial perfekt vernetzten und damit scheinbar höchst aufgeklärten Kulturen wirkt,
mag eine Meldung veranschaulichen, mit der die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag, dem 13. März 2009 die deutschen Arbeitgeber schreckte: An diesem Tag seien in Deutschland vermutlich drei bis fünf Mal so viele Arbeitnehmer
krankgemeldet wie an normalen Freitagen.
Der Hintergrund: Eine Krankenkasse hatte die Krankmeldungen der vorangegangenen drei Jahre ausgewertet und war dabei auf besagten
Ausreißer gestoßen. Um die Brisanz der Meldung zu verdeutlichen, wurde die Hochrechnung auf die gesamte deutsche Arbeitnehmerschaft
gleich mitgeliefert. Sie besagt, dass an jedem Freitag dem 13. rund eine Million deutsche Beschäftigte lieber zu Hause – wenn
nicht gar im Bett – bleiben, als sich den jenseits der eigenen Haustür lauernden Gefahren zu überantworten. Woher auch immer
jene »Tris kaidekaphobie « (griechisch: Dreizehn-Furcht) rührt – ob aus dem Mittelalter, als »der Dreizehnte« gleichsam synonym für den Teufel stand,
ob vom Tarot, wo die 13 als »La Mort« (= der Tod) gilt, oder ob dafür nach wie vor der Umstand verantwortlich ist, dass vor
knapp 2000 Jahren der 13. Teilnehmer am biblischen Abendmahl, Judas, Verrat und Unglück über seinen Herrn brachte –, ist nicht letztgültig geklärt.
Umso erstaunlicher ist, dass ausgerechnet im katholischen Italien – jenem Land also, wo man sich mittels Heiligenbildern,
Amuletten, »Corni« und anderen käuflichen Glücksbringern wie sonst kaum irgendwo gegen »böse Blicke« und alle möglichen Fährnisse
zu wappnen pflegt – die 13 beinahe eine Zahl wie jede andere ist. Dafür bereitet Italienern eine andere Zahl umso mehr Unbehagen:
die 17.
Den Anstoß dazu verdanken die Bewohner der Apenninen-Halbinsel unter anderem einem namentlich nicht bekannten mittelalterlichen
Mystiker, der die römischen Ziffern XVII (= 17) eines Tages so umgruppierte, dass daraus das lateinische Wort VIXI wurde –
übersetzt: »Ich habe gelebt« – sprich: »Ich bin tot.« So paradox diese Aussage auch sein mag, an der nachhaltigen Wirksamkeit
dieses mystischen Anagramms wie auch aller anderen »bösen Zahlen« vermag offenbar keine Logik zu kratzen. Dass für italienische
Hochhäuser, Krankenhäuser und Hotels bezüglich der 17 Ähnliches gilt wie andernorts bezüglich der 13 oder der Vier, und dass gar der französische Autobauer Renault sein Modell
R17 in Italien einst als R177 vertrieb, sei daher nurmehr am Rande erwähnt.
Seit tausenden Jahren erliegen die Menschen immer wieder der »Magie« der Zahlen, neigen viele von ihnen dazu, Ereignisse oder
Nichtereignisse mit besonderen »Schicksals
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