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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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er das Portal erreichte, schob er die Tür einen Spalt weit auf und schlüpfte hinein.
    Rhiannon stand mit dem Rücken zu ihm und mit gebeugtem Kopf, vor dem Altar - immer noch ganz in Schwarz. Ein Jahr war die übliche Trauerzeit - und Gott wußte, wie sehr sie den Tod ihres Richard beweint hatte! Aber für eine Heirat mit einem anderen Mann war diese Bekleidung wohl kaum angemessen. Wenn sie wirklich mit ihm die Ehe eingehen wollte, dann doch nur, weil es die Umstände erforderten. Für sie bedeuteten es nur Worte und der Anstand, den er ihr schuldete. Innerlich trug sie noch immer Trauer. Ein schwarzer Schleier hatte sich um ihr Herz gelegt, und er hatte nicht die Kraft, ihn zu lüften.
    Immerhin schien sie allein gekommen zu sein. Julian ließ sich Zeit, beobachtete sie, wartete und war auf der Hut. Da er ihr nicht zeigen wollte, wie aufgewühlt er innerlich war, lehnte er sich lässig an den Türrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Sie haben mich herkommen lassen?« fragte er dann unvermittelt, so daß sie erschrocken herumwirbelte und sich mit der Hand an den Hals fuhr.
    Einen winzigen Moment lang vermeinte er im flackernden Schein der Kerzen so etwas wie eine Gefühlsregung in ihren teuflisch grünen Augen zu erkennen. Aber dann gewann sie wieder die Kontrolle über sich und verbarg, was auch immer sie quälen mochte.
    »Sie sind also gekommen!« sagte sie schließlich.
    Er zuckte die Achseln, rührte sich aber nicht vom Fleck.
    Erstaunlich, aber sie schien alles tragen zu können. Ihr Trauergewand war einfach und der Arbeit in den Feldlazaretten der Union angemessen. Sie war noch schlanker als sonst, schien übermüdet und erschöpft, wirkte aber immer noch majestätisch, würdevoll und wunderschön. Ihr Haar hatte sie sorgsam zurückgekämmt und in einem Knoten im
    Nacken zusammengenommen, es schimmerte blauschwarz im sanften Licht der Kerzen. Ihr Hals war lang und schön geschwungen, genauso wie die grazilen Finger ihrer Hand, die immer noch an ihrem Hals lagen.
    »Ich wiederhole, Sie haben mich hierherbestellt.«
    Sie nickte und blickte dann zu Boden. »Ich habe Sie nicht kommen hören«, murmelte sie. »Sind Sie schon lange da?«
    »Lang genug. Hatten Sie eine Unterredung mit Gott oder mit Richard?«
    Ruckartig hob sie den Kopf und sah ihn wutentbrannt an. Sein sarkastischer Ton verletzte sie. »Diese Situation ist äußerst unangenehm für mich«, sagte sie dann mit schmerzerfüllter Stimme.
    »Das kann ich mir vorstellen. Immerhin müssen Sie sich nun eingestehen, daß doch etwas zwischen uns vorgefallen ist, sonst würden Sie mich wohl kaum bitten, mich wie ein Gentleman zu verhalten.«
    »Ich befürchte leider ... daß das nötig sein wird!« flüsterte sie.
    »Und Richard ist wohl gerade ein bißchen zu lange tot, mh?«
    »Wie können Sie es wagen, sich über ihn lustig zu machen?«
    »Ich mache mich nicht über Tote lustig, Rhiannon, ich zähle nur eins und eins zusammen.«
    »Wie gemein!«
    »Wir haben Krieg, Rhiannon. Ich schätze, daß einige der Höflichkeitsfloskeln des normalen gesellschaftlichen Lebens nun nicht mehr angebracht sind. Sie haben mich hierherbeordert, weil Sie etwas von mir wollen. Also bitte, reden Sie.«
    »Was wollen Sie denn hören?« entgegnete sie aufgebracht.
    »Nun, sagen wir ein Eingeständnis, daß doch etwas passiert ist.«
    Sie biß die Zähne zusammen, und ihre Augen funkelten ihn wütend an, als sie mit gepreßter Stimme sagte: »O mein Gott, können Sie das denn nicht verstehen? Ich wollte es nicht wahrhaben, daß irgend etwas zwischen uns gewesen ist. Ich kann es immer noch nicht fassen, daß ich ... daß ich...«
    »Daß Sie einen Mann aus Fleisch und Blut für Richards Geist gehalten haben?«
    Noch immer standen sie sich an den Enden des Ganges gegenüber, der von der Tür zum Altar führte. Julian war überzeugt davon, daß sie ihn ansonsten geohrfeigt hätte. Vielleicht hatte er das auch verdient. Aber er konnte sich einfach nur schwer damit abfinden, erst als Ersatz mißbraucht und dann aus gesellschaftlicher Gepflogenheit einbestellt zu werden. Aber wenn sie wirklich schwanger war...
    Er hob abwehrend die Hand und sagte: »Vergessen Sie's. Wie Sie schon in Ihrem Brief erwähnten, ist dies ein blutiger Krieg. Ich will, daß mein Kind auch mit meinem Namen geboren wird. Es ist doch mein Kind? Oder haben Sie auch noch andere Männer in Ihrem von Drogen umnebelten Zustand verführt?«
    Jetzt sah sie ihn mit offener Verachtung an und kam erhobenen

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