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Sieh mich an, Al Sony

Sieh mich an, Al Sony

Titel: Sieh mich an, Al Sony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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Bettes fallen ließ. Über den Tisch gezogen. Debbie war über den Tisch gezogen worden. Pal öffnete den Aktenkoffer, und richtig, er war vollgestopft mit Waffle Packs, Drams und Dokumentation; Robert überprüfte alles und reichte es Shinichro. Shinichro warf kaum einen Blick darauf und reichte es mit einem Kopfnicken zurück.
    »Ich habe Exportunterlagen für diese Drams, beglaubigt von der Niederlassung der NC Corporation hier in London, unterschrieben von Mr. Saito hier. Wie Sie sehen, steht dort, daß diese Drams den EG-Export-vorschriften entsprechend die EG nicht verlassen werden. Es ist alles in Ordnung. Ich greife nur zum Telefon, und sie sind verkauft. Ich habe keine Ahnung, wo die Chips sind, die dieser jungen Dame gestohlen wurden.«
    Nun, er wußte es, und ich wußte es, und Shinichro wußte es auch. Auch Debbie wußte es, aber sie sagte nichts. Pal hatte ihr wirklich und wahrhaftig das Maul gestopft. Shinichro hatte die gestohlenen Chips am Nachmittag an sich gebracht und Pal viertausend frische, makellose Eproms zurückgegeben, der jetzt nur einen Koffer mit legalen Drams besaß und uns kundtat, daß er sie zu behalten gedachte.
    »Was ist mit den Eproms?« fragte ich.
    Pal ließ die Verschlüsse an dem Aktenkoffer aufschnappen und legte ihn offen neben mich aufs Bett. Eine Million Dollar, minus nichts, von Shinichro an die Kolumbianer geliefert, die an ihn weitergeliefert hatten. Hätten auch zwei Millionen sein können, vielleicht viel, viel mehr, wenn Shinichro nicht versucht hätte, das Gesicht zu wahren, indem er eine kleine Entschädigung für seine Firma behalten hatte. Sein Stolz hatte nicht zugelassen, daß er Pal Charlies ganzen Gewinn aushändigte. Wir hätten ihn inzwischen mühelos festnageln können, wenn er es getan hätte. So aber mußten wir tun, was wir jetzt taten: Chips hin und her schieben. Vielleicht würde Debbie ihre Drams doch noch kriegen, von Shinichro und der NC Corporation, aber nicht von Pal Kuthy. Vielleicht. Wenn wir alle hier wieder rauskämen.
    »Was für Eproms?« fragte Pal.
    »Shinichro?« sagte ich.
    »Diese Drams sind der rechtmäßige Besitz Mr. Kuthys, soweit es meine Firma angeht. Sie werden feststellen, daß die Dokumente alle in Ordnung sind.«
    »Die Eproms, Shinichro«, sagte ich.
    Shinichro antwortete nicht. Er stand da wie eine Statue, eine glatte Figurine aus einem fernen Land, die im Laufe der Jahre und unter der Last der Erdschichten, die darübergelegen hatten, an den Extremitäten ein bißchen zerbröckelt war. Shinichros Schultern waren fest und gerade, ebenso seine Arme und Beine. Nichts Schlaffes, kein Unwohlsein, kein Unbehagen war zu erkennen, in keiner Sehne seines Körpers. Es war eine Haltung, die er für eben diesen Zweck ererbt hatte; diesem Körper, so furchtsam und so tapfer er sein mochte, Zuversicht und Trost zu geben, wenn von ihm verlangt wurde, eine Verpflichtung zu erfüllen, was immer es sei. Das eine schräge Auge geschlossen, angeschwollen von dem Trauma der Schnittverletzung, aber das andere war offen und glänzte dunkel und unheilvoll im sanften Licht des Zimmers. Robert sah ihn an.
    »Die Eproms, kommen Sie«, sagte er.
    »In den Unterlagen geht es nur um Drams«, antwortete Shinichro.
    »Ich habe gesehen, wie es passiert ist, Robert. Haben Sie es gehört?« sagte ich.
    »Was glauben Sie, an wie vielen Orten ich gleichzeitig sein kann?«
    Pal zündete sich eine Zigarette an. Er amüsierte sich prächtig und genoß die frische Demütigung, mit der er seinen amateurhaften asiatischen Gegenspieler überhäufte. Wir waren ziemlich überzeugend. Er sah die ganze Sache sehr entspannt. Wenn er entspannt sein konnte, konnte ich es auch. Ich nahm eine Zigarette von ihm und ließ mir Feuer geben. Dann schaute ich aufmerksam zu, wie Shinichro unter großem Getue noch einmal für Robert seine Taschen ausleerte und keinen Chip und auch sonst nichts fand. Für Pal mußte es so aussehen, als sei er deshalb mitgekommen — um den letzten Rest Gesicht zu wahren. Jeder normale Mensch, der wie er einen solchen Abend lang für seine Firma gearbeitet hatte, hätte die Gelegenheit genutzt, die Nacht über auf einer Krankenstation zu bleiben, den Kopf einzuziehen und unten zu halten. Aber er mußte sicherstellen, daß der Chip in seiner Jacke war, und als er da nicht war, daß Pal — und mit ihm seiner Firma — dies nicht zum Vorwurf gemacht werden konnte. Er hatte einen einzigen Fehler begangen. Er hätte niemals versuchen sollen, Pal um des

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