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Sigma Force 03 - Der Genisis Plan

Titel: Sigma Force 03 - Der Genisis Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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zum Hinterausgang. Sie rannte hindurch und gelangte wieder auf den schmalen Gang. Sie hatte keinen Plan und konnte keinen klaren Gedanken fassen.
     
    Eines war sicher. Der Mann, der Ang Gelu und ihre Eskorte ermordet hatte, war kein wahnsinniger Mönch. Dazu war er zu kaltblütig und berechnet vorgegangen. Jetzt war sie auf sich allein gestellt. Auf dem schmalen Gang machte sie die blutige Leiche Relu Nas aus. Ansonsten war nichts Auffälliges zu erkennen. Wenn sie die Sichel des Toten an sich nähme… dann hätte sie zumindest eine Waffe…
     
    Sie trat auf den Gang.
     
    Plötzlich tauchte hinter ihr eine Gestalt auf. Ein nackter Arm legte sich ihr um den Hals. Eine raue Stimme brüllte ihr in Ohr. Keine Bewegung.
     
    Lisa, die sich nicht gern Vorschriften machen ließ, rammte dem Angreifer den Ellenbogen in den Bauch.
     
    Der Mann stöhnte auf und ließ los. Er taumelte gegen den Brokatvorhang, riss ihn aus der Befestigung und fiel auf den Rücken. Lisa fuhr herum und duckte sich fluchtbereit.
     
    Der Mann trug einen Lendenschurz. Seine Haut war sonnengebräunt, aber stellenweise vernarbt. Das glatte, schwarze Haar fiel ihm ins Gesicht. Aufgrund seines muskulösen Körperbaus und seiner breiten Schultern hatte er mehr Ähnlichkeit mit einem Nordamerikaner als mit einem tibetischen Mönch. Vielleicht lag das aber auch nur am Lendenschurz. < Wer sind Sie? < , fragte Lisa.
     
    Painter, krächzte er. Painter Crowe.
     

     

     
    2
     
Darwins Bibel
     

     
    16. Mai
     
    06:05
     
    Kopenhagen, Dänemark
     

     
    Welcher Zusammenhang bestand zwischen Buchläden und Katzen?
     
    Als Commander Grayson Pierce das Hotel am Nyhavn verließ, zermalmte er eine weitere Claritin-Tablette zwischen den Zähnen. Seine gestrigen Nachforschungen hatten ihn in ein halbes Dutzend Buchläden geführt. Anscheinend hatten sich in jedem Laden ganze Kolonien dickfelliger Feliden eingenistet, die sich auf den Theken rekelten und in den mit Staub und modrigen Lederbänden gefüllten Regalen hockten.
     
    Jetzt musste er ständig niesen. Vielleicht bekam er aber auch nur eine Erkältung. Der Frühling in Kopenhagen war so feucht und kalt wie der Winter in Neuengland. Er hatte zu wenig warme Sachen eingepackt.
     
    Er trug einen Pullover, den er in einer überteuerten Boutique nahe dem Hotel erstanden hatte. Der Rollkragen war aus gerippter, ungefärbter Merinowolle. Und er juckte. Aber er schützte gegen die morgendliche Kälte. Obwohl es bereits seit einer Stunde hell war, deutete die kalte Sonne am schiefergrauen Himmel nicht darauf hin, dass es heute wärmer werden würde. Er kratzte sich am Hals und wandte sich zum Hauptbahnhof.
     
    Sein Hotel lag an einem der Kanäle, welche die Stadt durchzogen. Bunt bemalte Häuser- Geschäfte, Kneipen, Wohnhäuser- säumten den Kanal und erinnerten Gray an Amsterdam. Alle möglichen Boote lagen am Ufer vertäut: alte Schaluppen mit niedriger Reling, bunte Ausflugsboote, imposante Holzsegler, funkelten weiße Yachten. Das Ganze wirkte wie eine schwimmende Hochzeitstorte. Trotz der frühen Stunde schlenderten bereits mit Kameras behängte Touristen am Kai entlang oder bezogen an den Brückengeländern Posten und knipsten, was das Zeug hielt.
     
    Gray überquerte die steinerne Brücke und folgte ein Stück weit dem Kanalufer, dann blieb er stehen und lehnte sich an die Begrenzungsmauer aus rotem Backstein. Sein Spiegelbild im ruhigen Wasser ließ ihn stutzen. Einen Moment lang schaute ihn sein Vater an: das pechschwarze glatte Haar hing ihm in die blauen Augen, eine krumme Kerbe teilte sein Kinn, die Gesichtsfläche bildeten scharfe Winkel, die an seine walisische Herkunft erinnerten. Ja, er war seines Vaters Sohn. Das war Gray allerdings ein wenig zu spät klar geworden, und das damit einhergehende Bedauern hatte ihn heute Nacht wach gehalten.
     
    Was hatte er sonst noch von seinem Vater geerbt?
     
    Zwei schwarze Schwäne glitten vorbei. Die Wasseroberfläche kräuselte sich, das Spiegelbild löste sich auf. Die Schwäne schwammen zur Brücke, verdrehten ihre langen Hälse und spähten unbekümmert umher.
     
    Gray nahm sich an ihnen ein Beispiel. Er richtete sich auf und tat so, als wollte er die am Ufer liegende Boote fotografieren, beobachtete aber stattdessen die Brücke, die er soeben überquert hatte. Er hielt Ausschau nach Spaziergängern, nach bekannten Gesichtern, nach Verdächtigen. Einen Vorteil hatte es, nahe beim Kanal zu wohnen. Die Brücken stellten Engpässe dar, die

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