Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
Vom Netzwerk:
dazu gekommen war, darüber streiten sich die Gelehrten seit Generationen. Die erhaltenen römischen Schriftquellen sind ziemlich wortkarg, sodass neue Erkenntnisse vor allem von den Archäologen zu erwarten sind. Wissenschaftler sind seit geraumer Zeit dabei, das Schlachtgeschehen aus den Bruchstücken zusammensetzen, die der Boden zufällig oder nach gezielter Suche herausrückt:Münzen, Pfeilspitzen, Tonscherben, Spuren von Lagergräben, Abfallgruben, Nägel von Legionärssandalen, Knochen von Menschen und Tieren. Trotz zahlloser Funde ist das Schlachtgeschehen noch sehr unzureichend rekonstruiert.
    Die vielen offenen Fragen lassen Raum für die Fantasie, und genau in diesen Raum sind Caius und Fastrada hineingeboren. Es hat sie nie gegeben, und doch könnten sie existiert haben: Die Cornelier waren eine einflussreiche römische Familie mit vielen Nebenzweigen, und Fastradas Vater Inguiomer ist als Onkel von Arminius historisch belegt. Auch die anderen Figuren dieses Romans wandern über den schmalen Grat zwischen Wirklichkeit und Fiktion: Es gab einen Minenpächter namens Lucius Flavius Verucla, aber außer seinem Namen, der ab und zu auf römischen Bleibarren erscheint, ist nichts über ihn bekannt. Einen Tribun Publius Cornelius Silanus gab es dagegen nicht, und doch dürfte das überhebliche Gebaren der gleichnamigen Romanfigur einigermaßen typisch für viele der Aristokratensöhne gewesen sein, die aufgrund ihrer Abstammung in der Armee Posten besetzten, für die sie nicht immer geeignet waren. Seine Wandlung im Verlauf des Romans zeigt aber auch, dass der menschliche Charakter durch Schwarzweißmalerei nur unzureichend abgebildet werden kann. Auch Arminius ist letztlich eine zweischneidige Figur, und selbst Augustus ist auf seinem Weg nach oben über zahllose Leichen gegangen, bevor Sättigung und Altersmilde ihn zu dem charmanten Plauderergemacht haben, als der er sich in diesem Buch präsentiert.
    Wie die Figuren, so orientiert sich auch die Handlung so weit wie möglich daran, wie es gewesen sein könnte. Die Beschreibung der Residenz von Augustus auf dem Palatin in Rom entspricht mit wenigen Ausnahmen bis ins kleinste Detail den Rekonstruktionen aufgrund der Ausgrabungen, ebenso das Panorama der Stadt, wie es sich dem Betrachter vor zweitausend Jahren dargeboten haben muss. Wer Rom besucht, kann die Spuren dieser Prachtbauten vom Jupitertempel bis zum Mausoleum des Augustus noch heute entdecken. Auch bei der Darstellung des römischen Militär-, Transport- und Städtebauwesens habe ich mich nach dem Stand der Forschung gerichtet. Allen Fachleuten, die ich zu diesem Zweck mit meinen Fragen heimgesucht habe, will ich an dieser Stelle noch einmal für ihre Auskunftsbereitschaft danken.
    Die Geschichte mit den Adlern von Carrhae dagegen entspricht nur bis zu deren Rückgabe an Augustus den historischen Tatsachen. Wer immer die Männer aus dem Morgenland waren, die König Herodes ein paar Jahre vor der Zeitenwende ihren Besuch abstatteten – Boten von Tiridates waren sie sicher nicht, und noch weniger werden sie Legionsadler im Gepäck gehabt haben. Die Verschwörung, um die dieser Roman kreist, ist der Fantasie entsprungen. Und ob Legionsadler tatsächlich einen Bleikern hatten, lässt sich schon deshalb nicht mehr feststellen, weil kein einziger Legionsadler die Jahrhunderteseit dem Untergang des römischen Imperiums überlebt hat.
    Caius und Fastrada haben ihr Abenteuer überstanden und sind heile in Rom angekommen. Das echte Abenteuer der Varusschlacht aber ist noch lange nicht beendet. Obwohl in den letzten Jahren durch die Funde von Kalkriese viel Bewegung in die Debatte um die Lokalisierung des Hinterhalts gekommen ist, tauchen mit jeder Antwort mehrere neue Fragen auf. Im Boden zwischen Weser und Ems schlummern noch zahllose Geheimnisse, von den Spuren der Marschlager des römischen Heeres auf dem Weg ins Verderben bis hin zu den germanischen Opferteichen, in denen die Sieger den Besitz der Besiegten versenkten. Die Geschichte der Varusschlacht ist wie ein spannender Roman – nur einen Schluss hat sie nicht.

GLOSSAR
Actium
    Seeschlacht vor der Küste Westgriechenlands im Jahr 31 v. Chr., in der Augustus seinen Widersacher Marcus Antonius und die ägyptische Königin Cleopatra besiegte und sich dadurch den Weg zur Alleinherrschaft freikämpfte.
Aedil
    Stufe innerhalb der römischen

Weitere Kostenlose Bücher