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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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wendete sein Pferd und gab den Reitern ein paar Anweisungen. Sie nickten. Dann drehte er sich noch einmal um und wandte sich plötzlich an Caius. »Pass auf sie auf«, sagte er auf Lateinisch. »Manchmal gehen die Pferde mit ihr durch.«
    Caius war so überrascht, dass er kein Wort hervorbrachte.
    Irmin gab seinen Leuten einen Wink, und bis auf zwei Männer galoppierten sie davon. Bald erstarb das Hufgetrappel im Wald.
    Wir sind gerettet, dachte Fastrada.

39
    Am fünften Tag ihrer Reise wurde die glitzernde Oberfläche des Stroms zwischen den Bäumen sichtbar. Caius wurde leicht ums Herz, auch wenn die Gerüchte, die überall im Land kursierten, Anlass zur Sorge gaben.
    Vom Untergang des römischen Heeres war die Rede. Varus, so erzählte man sich, habe Selbstmord begangen. Die Offiziere seien den Göttern geopfert worden. Vala habe sich mit der Reiterei abgesetzt und sei unauffindbar. Ein römisches Lager, in dem sich die letzten Verteidiger verschanzten, werde belagert. Neue Legionen seien im Anmarsch.
    Caius hatte den Kasten mit den Adlern die ganze Zeit über nicht aus den Augen gelassen.
    Es war total verrückt. Er brachte drei vor über sechzig Jahren am anderen Ende der Welt verloren gegangene Legionsadler nach Rom zurück, im Auftrag eines Mannes, der selbst gerade drei Legionsadler verloren hatte und mit einer Eskorte des Mannes, der sie ihm abgenommen hatte.
    Ihre Begleiter fanden tatsächlich einen Schiffer aus Oppidum Ubiorum, bevor sie sich von Caius und Fastrada verabschiedeten. Der Kahn war groß genug, um sie mit ihren Pferden überzusetzen.
    Auch der Schiffer hatte schon von der Vernichtung der drei Legionen gehört, er war allerdings nicht weiter beunruhigt und schon gar nicht entsetzt. »Denkt bloß nicht, ihr seid meine allerersten Kunden«, sagte er, kaum dass sie vom Ufer abgelegt hatten. »Die Ersten waren schon vorgestern Mittag hier. Bisher sind zwar nur ein paar Dutzend Reiter aufgetaucht. Aber der Strom wird langsam dichter. Es heißt, dass die Barbaren Frauen und Kinder ziehen lassen.«
    Caius war fassungslos. Es gab tatsächlich Überlebende! Er dachte an Lucius, und eine schwache Hoffnung keimte in ihm auf.
    Â»Die Leute hier fürchten, dass die Barbaren über den Rhein kommen und alles plündern werden. Einige packen schon ihre Sachen. Ihre einzige Hoffnung sind die beiden Legionen von Mogontiacum. Es heißt, dass Lucius Nonius Asprenas mit seinen Truppen auf dem Weg ist. Die einen meinen, er soll die Grenze von der gallischen Seite aus verteidigen. Die anderen sagen, er soll gleich übersetzen und da drüben aufräumen. Mir ist alles recht, Hauptsache irgendjemand setzt über. Das wird noch mal ein gutes Geschäft. Danach geht’s ja wahrscheinlich bergab.«
    Als sie endlich das andere Ufer erreichten, atmete Caius auf. Sie ritten fast eine Stunde am Fluss entlang, bis sieschließlich an der Palisade von Oppidum Ubiorum ankamen. Die Tore waren scharf bewacht, und sie mussten eine längere Befragung durch einen Centurio über sich ergehen lassen, ehe sie die Stadt betreten konnten. Caius schlug den Weg zur Herberge des Galliers ein, in der er damals mit Lucius abgestiegen war. In den Straßen der Stadt herrschte eine gedrückte Stimmung.
    Nach kurzer Zeit tauchte der kleine Gasthof vor ihnen auf. Sie saßen ab, nahmen die Satteltaschen und gingen hinein. In der Stube waren nur wenige Gäste. Caius beachtete sie nicht weiter, sondern sprach gleich den Wirt an und bestellte ein Zimmer. Der Gallier winkte einen Sklaven herbei, der das Gepäck nach oben trug und ihnen die Unterkunft zeigte. Nachdem sie ihre wenigen Sachen geordnet hatten, beschloss Caius, noch einmal nach unten zu gehen, um in Erfahrung zu bringen, ob Asprenas wirklich im Anmarsch war.
    Als der Wirt ihn sah, zog er die Augenbrauen hoch. »Caius Cornelius Castor?«, fragte er.
    Â»Ja«, sagte Caius.
    Â»Du kamst mir gleich so bekannt vor. Es ist etwas für dich abgegeben worden.« Der Wirt griff hinter sich auf einen Tisch und reichte Caius einen Dolch.
    Es dauerte einen Augenblick, bis Caius begriff, dass es sein eigener war, den er hier in Oppidum Ubiorum gekauft hatte. Seine Gedanken rasten. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er den Dolch zum letzten Mal gesehen hatte und wo er ihn verloren haben mochte.
    Er betrachtete ihn eine Weile. Der Griff mit der stilisierten Figur und den roten Steinen, der

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