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Silberband 012 - Der Anti

Titel: Silberband 012 - Der Anti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Nasenflügel verriet, daß in dem
ruhenden Körper noch eine Spur von Leben war.
    Der Mann war nackt. Seine fahle Hautfarbe unterschied sich nur wenig von der Flüssigkeit.
Kraftlos lagen die Arme dicht neben dem Körper, als gehörten sie nicht zu ihm. Die Beine waren
leicht angezogen, als hätte der Unbekannte noch eine letzte Bewegung machen wollen, bevor er
einschlief.
    Leitungen und Röhren endeten oben im Glaskasten. Erst jetzt bemerkten Ps-5 und A-3, daß
ständig ein schwach sichtbares Gas in den Behälter strömte und durch eine andere Röhre wieder
abgesaugt wurde. Die Beleuchtung genügte nicht, um auch feststellen zu können, ob der Schläfer
dieses Gas einatmete oder nicht.
    Ps-5 legte vorsichtig seine Hand gegen den Block. Fast ruckartig zog er sie wieder zurück.
    »Kalt«, flüsterte er. »Die Flüssigkeit muß kälter als Eis sein.«
    »Kälter als Eis, aber immer noch flüssig«, sagte der Arzt nickend und hatte steile Falten auf
der Stirn. »Der Lebensprozeß wurde durch Einfrieren jäh gestoppt. Er kann jederzeit wieder
einsetzen. Irgendwann – heute oder in fernster Zukunft – wird das der Fall sein.«
    Der Psychologe schwieg. Er warf einen letzten Blick auf den Schläfer, ehe er weiterging. Im
nächsten Block lag eine Frau.
    Ps-5 und A-3 starrten auf sie hinab und erkannten, daß sie außergewöhnlich schön war. Nur
einmal im Leben durften die Männer ihrer Welt eine Frau sehen. Wenn Studium und Lehrzeit beendet
war, gab es ein Jahr Urlaub. Es war die schönste Zeit ihres Lebens. In diesem Jahr lernten sie
eine Art Familienleben kennen und hatten nur die eine Pflicht, für Nachkommen zu sorgen. War das
geschehen, wurden die ›Ehepaare auf Zeit‹ wieder getrennt, um sich niemals wiederzusehen. Der
Mann wurde der Arbeitsabteilung zugeteilt, für die er sich ausgebildet hatte, und blieb dort, bis
der Kommandant seine Eliminierung befahl. Die Frau blieb im Kindersektor, bis sie nach etlichen
Jahren ihren zweiten Urlaub erhielt.
    Nach der Geburt des zweiten Kindes hatte sie ihre Lebensaufgabe erfüllt. Wenn sie sich nicht
besonders hervorgetan und sich für ein Spezialgebiet der Kinderpflege und Erziehung beworben
hatte, kam auch für sie der Tod durch den Konverter.
    Das Mädchen in dem Glaskasten war nicht nur schön, sie verkörperte auch gleichzeitig die
geheimsten Wünsche und Sehnsüchte der beiden Männer, die nichts als ihr nutzloses und schon jetzt
verlorenes Leben kannten.
    Die Stimme des Psychologen zitterte. »Ein Wunder – sie ist wie ein Wunder. Sie ist noch
sehr jung …«
    »Sie ist Tausende von Jahren alt«, unterbrach ihn der Arzt nüchtern. »Sie sieht nur so jung
aus, weil ihre Körperzellen nicht verfielen.«
    Der Psychologe starrte bewegungslos auf die nackte Gestalt, während sich seine Finger wie
Eisenklammern um den Griff des Strahlers krallten.
    In seine Augen trat ein gefährliches Funkeln, und dann sagte er flüsternd: »Diese Ungeheuer!
Zu welchem Leben haben sie uns verurteilt, wer immer sie auch sein mögen!« Er sah auf und suchte
die Augen des Arztes. »Jetzt wissen wir auch, warum wir niemals die Wahrheit erfahren durften.
Man wußte, daß wir es nicht länger ertragen hätten. Wir leben in einer einzigen Lüge. Wir sollen
nur das kennen, was wir sehen dürfen, und man sagt uns immer wieder, das sei das einzig Schöne,
das im Universum existiere. Wir wissen ja nicht, was es sonst noch gibt – außer uns. Aber,
A-Drei, jetzt wissen wir es.«
    »Was wissen wir schon?« entgegnete der Arzt und gab sich Mühe, ruhig und gelassen zu
erscheinen. »Hier liegen sie, die ewigen Schläfer. Gut, und was nun? Tragen sie die Schuld an
unserem Dasein? Oder gibt es einen anderen Schuldigen?«
    »Wer sollte das sein?«
    »Der Kommandant vielleicht – ich weiß es nicht. Er muß mehr wissen als wir.«
    Ps-5 schüttelte den Kopf und betrachtete nun wieder das Mädchen. »Der Kommandant ist sterblich
wie wir. Wenn seine Zeit gekommen ist, wartet der Konverter auch auf ihn.« Der Psychologe machte
eine kleine Pause, kniff die Augen zusammen und fügte hinzu: »Wir werden trotzdem den
Kommandanten fragen, ob er etwas weiß. Jetzt haben wir endlich den Mut dazu.«
    »Natürlich werden wir ihn fragen«, stimmte A-3 zu. »Aber es wird das Ende des Lebens sein, wie
wir es kennen. Oder glaubst du, daß wir eine Stunde nach der Unterredung noch leben werden?«
    »Ich nehme das Risiko auf mich, mein Freund. Wir besitzen Waffen. Wenn wir am

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