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Silberband 012 - Der Anti

Titel: Silberband 012 - Der Anti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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hinter einem Generatorenblock
hervorkam und sich seiner Feigheit sichtlich schämte. Aber sie konnten ihn verstehen und nahmen
ihm die schleunige Flucht nicht weiter übel.
    »Hilf uns, R-Fünfundsiebzig! Schweiße die Naht!«
    Zehn Minuten später waren sie auf dem Rückweg zu ihren Wohnkabinen. Mehr als einmal traf sie
ein neugieriger Blick, wenn sie Arbeitern oder Wissenschaftlern begegneten, aber niemand stellte
eine Frage.
    Bevor sie sich verabschiedeten, sagte Ps-5 zu R-75: »Du wirst dich in zwei Tagen bei mir
zwecks einer neuerlichen Untersuchung melden. Komm sofort nach Beginn der Schicht. Und noch
etwas: Zu keinem Menschen ein Wort über das, was wir erlebten! Dir ist der Tod gewiß, wenn du
nicht schweigen kannst.«
    »Ich werde schweigen und übermorgen kommen«, versprach der Reparateur und verabschiedete sich.
Mit ruhigen Schritten ging er davon.
    A-3 sah ihm nach. »Nur ein einfacher Mann, aber wir können uns auf ihn verlassen.«
    Der Psychologe nickte. »Wir müssen auch. Besonders übermorgen. Du ahnst den Grund, warum wir
nicht schon heute zum Kommandanten gehen?«
    »Ja, ich ahne ihn«, sagte A-3. »Du willst wissen, ob die Roboter wirklich mit ihm in
Verbindung stehen und den Vorfall melden.«
    »Genau das will ich.« Ps-5 nickte. »Ich bin nämlich noch nicht so sicher, daß sie es tun
werden.«
    Mit einem Händedruck schieden sie voneinander.
    Die linke der beiden Türen öffnete sich, und die drei Männer betraten das
Allerheiligste des Schiffes – die Zentrale.
    Der Kommandant saß hinter seinem Tisch und sah ihnen entgegen. Als er an den Schriftzeichen
auf der Brust erkennen konnte, daß es sich um die angemeldeten Personen handelte, nickte er den
beiden Wächtern zu, die seine Besucher bis zur Tür geleitet hatten.
    Wortlos machten die Kolosse kehrt und verschwanden.
    Die Tür schloß sich.
    Lange Sekunden vergingen in gespanntem Schweigen, dann schien sich der Bann zu lösen. Der
Kommandant deutete auf drei Sessel.
    »Nehmen Sie Platz, meine Herren. Sie sind heute die einzigen Personen, die um eine Unterredung
gebeten haben. Da es sich dem Termin nach um keine Routinebesprechung handeln kann, bin ich sehr
gespannt zu erfahren, was Sie zu mir führt – besonders den Reparateur Fünfundsiebzig.«
    Es war in der Tat ungewöhnlich, daß ein einfacher Arbeiter den Kommandanten zu sprechen
wünschte.
    Die drei Männer hatten sich darauf geeinigt, daß Ps-5 ihr Sprecher sein sollte. Er kannte die
Seele des Menschen und wußte selbst auf die rätselhaftesten Regungen eines fremden Herzens
richtig zu reagieren.
    »Bevor wir Ihnen den wirklichen Grund für diese Unterredung mitteilen, haben wir Ihnen einige
Fragen vorzulegen«, begann der Psychologe und durchbrach bewußt die bestehende Ordnung. Es war
nicht üblich, dem Kommandanten Fragen zu stellen. »Wenn Sie uns wahrheitsgemäß antworten, ist es
möglich, daß wir offen miteinander reden können.«
    Der Kommandant bewegte sich nicht. Zwar trat in seine rötlichen Albinoaugen ein erstaunter
Ausdruck, aber sonst verriet er mit keiner Miene, wie verblüfft er über den außergewöhnlichen
Vorschlag des Psychologen war. Sein Blick glitt über die Gesichter der drei Männer, als suche er
darin nach einer Erklärung, dann sagte er ruhig: »Fragen Sie, Ps-5.«
    Jetzt staunte der Psychologe. Er hatte fest damit gerechnet, auf größeren Widerstand zu
stoßen. Die ungewöhnliche Bereitschaft des Kommandanten, alle bestehenden Gesetze zu umgehen,
schien darauf hinzuweisen, daß er über den Vorfall im Schiffszentrum unterrichtet war. Vielleicht
aber war er auch nur neugierig.
    »Meine Fragen betreffen die alltäglichsten Dinge unseres Lebens, Kommandant. Sie werden nicht
nur von mir gestellt, sondern sie beschäftigen Tausende von Menschen, die in diesem Schiff
geboren, aufgezogen und schließlich eliminiert werden. Alle diese Fragen lassen sich zu einer
einzigen Frage zusammenfassen: Warum leben wir, Kommandant?«
    Der weißhaarige Herrscher über Leben und Tod sah dem Psychologen starr in die Augen. Seine
beiden Hände lagen vor ihm auf der Tischplatte, und Ps-5 konnte bemerken, daß die Finger
zuckten.
    »Warum wir leben? Eine sehr merkwürdige Frage, Ps-5, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten.
Aber Ihr Spezialberuf entschuldigt die Neugier, die Sie diese Frage stellen läßt. Was mich
wundert, ist, daß auch R-Fünfundsiebzig mit einer solchen Frage zu mir kommt – daß er es
wagt, damit zu mir zu kommen.

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