Silberband 016 - Die Posbis
arbeiteten.
Solarmarschall Allan D. Mercant hatte seine Ruhe wiedergefunden. Jetzt, da das verzweifelte
Spiel in die Endphase ging, betrachtete er jede Entwicklung mit einer Gelassenheit, die ihn schon
immer ausgezeichnet hatte.
Ununterbrochen wiederholten die beiden Sender den Anruf. Zwanzigmal, hundertmal wurden die
Symbolzeichen ausgestrahlt.
»Nichts.« Das sagte Atlan. »Sie schießen wie die Irren weiter. Wenn kein Wunder geschieht,
dann ist in den nächsten zehn Minuten der Springerplanet Archetz eine Gluthölle. So viele
Raumtorpedos gibt es gar nicht, um die Kästen daran zu hindern, keinen Planeten mehr zu
zerstören.«
Mercant sah ihn schweigend an.
»Damit ist mir und der Flotte nicht geholfen, Terraner«, sagte Atlan verärgert. »Wir haben es
immer noch mit dreitausend Fragmentraumern zu tun. Wenn hundert durch Torpedos oder Punktfeuer
vernichtet werden, dann kommen hundert oder noch mehr Ersatzschiffe aus dem Nichts an, und das
Kräfteverhältnis ist wieder das alte. Mercant, es geht so nicht mehr weiter.«
»Ruhe, Atlan!« rief Mercant.
Die ruckartige Bewegung Atlans war nicht zu übersehen, aber auch nicht zu übersehen war
Mercants ausgestreckter Arm.
Um den Solarmarschall herrschte beängstigende Stille. Aus dem Lautsprecher kam fernes
Rauschen. Die große Scheibe über dem Oszillographen malte lautlos eine Amplitude, die eine
eigenartige Form besaß und Ähnlichkeit mit der Wellenform einer Hyperkomschwingung hatte.
Die Funkstation im Interkosmos antwortete.
Der Translator begann zu summen.
Der Lautsprecher sprach an: Verstanden. Verstanden …
Immer wieder nur dieses eine Wort.
»Der Translator arbeitet nicht einwandfrei«, behauptete Atlan.
Mercant war anderer Ansicht. Er lauschte und wartete noch auf einige weitere Worte.
Aber es kam nichts.
Die Sendung brach ab. Eine Zeitlang war auf der Scheibe des Oszillographen noch die Amplitude
zu sehen, dann verschwand auch sie.
Die rätselhafte Station im Interkosmos hatte abgeschaltet.
Einige Sekunden lang verharrte Mercant regungslos. Was war jetzt zu tun? fragte er
sich. Er blickte auf den Bildschirm, auf dem Atlan, der sich irgendwo an der Front aufhielt, zu
sehen war. Auch Atlan war ratlos.
Doch plötzlich änderte sich die Situation schlagartig.
»Nein! Das kann nicht wahr sein!«
Atlan griff sich an den Kopf. Eine Schrecksekunde lang hatte die Stille gedauert, dann
überschlugen sich Männerstimmen in der Zentrale.
»Sir«, riefen sie, »sie sind weg! Sie sind nicht mehr da! Im Hyperfunk geht es wie in einem
Irrenhaus zu!«
Am liebsten hätte Atlan seine Arme hochgeworfen und irgend etwas getan, nur um sich Luft zu
machen.
Die Posbis waren mit ihren Fragmentschiffen aus M-13 verschwunden.
Alle.
Alle in derselben Sekunde.
Abertausende Raumtorpedos fanden plötzlich kein Ziel mehr, ihre Ortung griff ins Leere. In
Abertausenden Torpedos schaltete sich der Antrieb ab. Irgendwo zwischen den Sternen des
Kugelhaufens M-13 rasten sie im antriebslosen Flug weiter.
Allan D. Mercant erlebte dieses unvorstellbare Tohuwabohu über Telekom mit. Die Empfänger auf
der Großfunkstation Arkon III reichten nicht mehr aus, alle Meldungen aufzunehmen. Jedes
Kampfschiff meldete das völlig unerwartete Verschwinden der Riesenkästen.
Gerade hatten die Posbis noch mit allen Geschützen angegriffen, um in der Sekunde darauf
hinter ihren Relativfeldern unsichtbar zu werden und aus dem Raum zu verschwinden.
Mercant glaubte zu wissen, was das hieß.
Der vorbereitete Kurzimpuls, der Rhodan vom Verschwinden der Posbis informieren sollte,
verließ den Hypersender. Gleichzeitig ging der Einsatzbefehl an die dreitausend im Leerraum
wartenden terranischen Schiffe. Mercant konnte jetzt nichts mehr tun, als abzuwarten, bis der
letzte Akt dieses Dramas beendet sein würde.
Rhodan atmete befreit auf, als das vereinbarte Zeichen von Arkon III empfangen
wurde. Die Posbis hatten M-13 verlassen. Der Plan war voll aufgegangen. Aber würden die Posbis
nicht nach M-13 zurückkehren, um das zu vollenden, was sie begonnen hatten? Oder würden sie nun
endlich begreifen, daß die Völker der Galaxis wahres Leben waren?
Rhodan gab den Befehl an alle Schiffe, die Angriffe einzustellen und sich eine Lichtstunde von
Frago entfernt zu sammeln.
Zehn Minuten später lag Frago, halb verwüstet, hinter der THEODERICH. Die Flotte flog mit
einer Geschwindigkeit, die es ihr erlauben würde, binnen weniger Augenblicke in den Linearraum
Weitere Kostenlose Bücher