Silberband 026 - Kontrollstation Modul
überzeugen, die die Gefangenen gemacht hatten.
Redhorse faßte einen Entschluß.
»Postiert euch hinter den Hebeln, die wir noch nicht umgeschaltet haben!« rief er seinen
Männern zu. »Sobald die Gleamors diesen Raum betreten, verändern wir die Stellung aller
Schaltungen. Ich hoffe, daß wir nicht gleich in die Luft fliegen.«
»Was versprechen Sie sich davon, Captain?« wollte Bradon wissen.
Redhorse wünschte, er hätte darauf eine Antwort gewußt. »Wir wollen abwarten«, sagte er
ausweichend. »Vielleicht passiert irgend etwas, was die Machtverhältnisse ändern kann.«
Die fünf Raumfahrer nahmen rund um den sechseckigen Tisch Aufstellung. Redhorse behielt die
Wand mit den Bildschirmen in den Augen. Inzwischen waren alle fünf Gleamors von der Plattform
verschwunden. Die Augen des Captains suchten jenen Bildschirm, auf dem der Ausgang des
Antigravschachtes zu erkennen war. Gleich darauf sah er Loor Tan an der Spitze der kleinen Gruppe
in den Gang eindringen, durch den auch die Terraner die Station betreten hatten.
Die Gleamors zeigten keine besondere Eile, aber Loor Tans Bewegungen wirkten entschlossen. Es
war deutlich zu sehen, daß der Anführer der Eingeborenen mit bestimmten Absichten gekommen
war.
Sekunden später verschwanden die fünf Gleamors aus dem Blickfeld der Terraner.
»Sie müssen jeden Augenblick diesen Raum betreten«, sagte Redhorse ruhig. Er ahnte, daß sich
in den nächsten Minuten ihr Schicksal entscheiden würde. Vielleicht ging es sogar um noch mehr
als um ihr Leben. Die Last der Verantwortung drohte Redhorse plötzlich den Atem abzuschnüren. Er
hatte ein solches Gefühl noch nie so intensiv erlebt, und er kämpfte wütend dagegen an. Jetzt war
keine Zeit für irgendwelche Sentimentalitäten.
Die Augen des Captains wurden zu schmalen Schlitzen, als er seine gesamte Aufmerksamkeit auf
die weiße Fläche der Tür konzentrierte. Er umklammerte die beiden Hebel in seinen Händen so fest,
daß ihm die Fingerknöchel wehtaten.
Da bewegte sich die Tür, sie glitt lautlos und langsam zur Seite.
Loor Tan stand im Eingang, den Strahler schußbereit in den Händen, arrogant lächelnd. Hinter
ihm drängten sich seine vier Begleiter und versuchten, an ihrem Anführer vorbei in den Raum zu
blicken.
»Jetzt!« sagte Redhorse tonlos.
Zehn Hände drückten zehn Hebel in eine andere Lage. Das Lächeln in Loor Tans Gesicht erstarb,
er machte unsicher einen Schritt zurück und hob die Waffe, so daß sie genau auf Redhorses Brust
zeigte. Gelassen wartete Redhorse, daß weitere Bildschirme hell wurden und irgend etwas
geschah.
Es geschah etwas!
Redhorse hatte plötzlich das Gefühl, als hätte ihm jemand den Boden unter den Füßen
weggezogen. Instinktiv klammerte er sich an den beiden Hebeln fest. Er mußt sich dagegen stemmen,
um nicht unter die Decke zu schweben. Er blickte zur Seite und sah Brazos Surfat im Raum hängen.
Die drei anderen Männer hielten sich ebenso wie Redhorse an der Tischkante oder an den
Schalthebeln fest.
Die Gleamors jedoch hatten nicht schnell genug reagieren können. Unmittelbar am Eingang gab es
nichts, woran sie sich hätten festhalten können. Die Eingeborenen hingen unter der Decke und
ruderten verbissen mit den Armen. Mit ihren aufgebauschten Reifröcken sahen sie wie Tänzer einer
grotesken Ballettszene aus.
Zu Redhorses Erleichterung schwebte die einzige Waffe, die es innerhalb des Raumes gab, Loor
Tans Kombistrahler, vier Meter von den Gleamors entfernt über den Köpfen der Terraner. Die
Eingeborenen stießen Hilferufe aus, die Loor Tan vergeblich mit seinen gebrüllten Befehlen zu
übertönen versuchte.
»Wir brauchen die Waffe!« rief Redhorse.
Bevor er selbst etwas unternehmen konnte, gab Chard Bradon seinen halbwegs sicheren Standplatz
auf und stieß sich mit den Füßen ab. Er schoß in die Höhe. Redhorse befürchtete schon, der junge
Raumfahrer würde mit dem Kopf anstoßen, doch Bradon fing sich geschickt mit den Händen ab. Jetzt
erwies sich das Weltraumtraining der Terraner den Fähigkeiten der Gleamors überlegen. Die fünf
Eingeborenen hatten ihre Körper noch immer nicht unter Kontrolle. Bradon dagegen tastete sich
behutsam unter der Decke entlang, genau auf den Kombistrahler zu. Redhorse glaubte schon, der
Offiziersanwärter könne sein Ziel ohne Zwischenfälle erreichen, als es Loor Tan endlich gelang,
sich mit einem Bein von einer Seitenwand abzustoßen. Der große Gleamor schwebte hinter Bradon
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