Silberband 027 - Andromeda
noch verborgen
geblieben.
Die Zentralpositronik war vorsichtig. Sie ›wußte‹, wie erschreckend die Errichtung eines
Energieschirmes auf Fremde wirken konnte.
So entschloß sie sich, noch vor dem Aufbau des Glockenschirmes ein Zeichen ihrer
Friedfertigkeit zu geben.
Sie blies ein reines Sauerstoff-Helium-Gemisch aus zahllosen Ventilen ab, wartete auf den
kristallinen Niederschlag und die Meldung ihrer Robot-Außenposten, daß die Fremden diesen
Niederschlag analysiert hatten.
Keine Positronik des Universums konnte lachen; diese auch nicht. Dennoch lief in ihr eine
Sonderschaltung an, die wiederum die Heiterkeitssektoren von etwa fünftausend Robotern
verschiedenartigster Konstruktion aktivierte.
Das Zentralgehirn beobachtete fünf zweibeinige und zweiarmige Wesen, die mit einem
Panzerfahrzeug in ihr Schiff zurückkehrten. Die Fremden hatten Proben des Niederschlages
geholt.
Eine halbe Stunde später war das Gehirn sicher, daß Intelligenzen, die solche Mammutschiffe
bauen konnten, auch fähig waren, eine Analyse in dreißig Minuten durchzuführen.
Das Gehirn blies erneut sein Sauerstoff-Helium-Gemisch ab und begann gleichzeitig mit dem
behutsamen Aufbau eines einfachen Glockenschirmfeldes, das ein Entweichen der atembaren Gase in
das Vakuum verhindern sollte.
Weitere Reaktoren sprangen an. Sie heizten die Gase, sämtliche Bodenbleche und das künstliche
Hafengelände auf – wiederum vorsichtig, damit niemand in Panik geriet und an eine Falle
glaubte.
Das Gehirn rechnete mit der Intelligenz und einem gewissen Wagemut der Fremden. Sie mußten
tollkühn sein, oder sie wären nicht gelandet.
Überhitzte Gasdämpfe pfiffen aus den Ventilen. Unter dem Schirmfeld wurde es immer wärmer.
Innerhalb von achtzehn Minuten hatte die Automatik eine immer dichter werdende Lufthülle erzeugt.
Sie breitete sich durch ihren hohen Expansionsdruck in der Energiekuppel aus und verwandelte die
Oberfläche der Station in eine Miniaturwelt, auf der man atmen und leben konnte. Die gewählte
Temperatur lag bei zwanzig Grad Celsius.
Das Gehirn wußte aus seinen Fernanalysen, daß Sauerstoffatmer und Warmblüter angekommen waren.
Es richtete sich darauf ein.
Es registrierte ferner die Tätigkeit von vier Personen, die mit Hilfe unbekannter
Transportmöglichkeiten ständig die Station durchstreiften und an Ort und Stelle nachsahen, was
geschah. Dies war der Positronik gleichgültig, denn das Schiff blieb dort stehen, wo es gelandet
war. Also, so folgerten die Logiksektoren, waren die Fremden in der Lage, zwischen
lebensnotwendigen Dingen und einem getarnten Angriff zu unterscheiden.
Als die Kunstatmosphäre so dicht und warm war, daß man ohne Atemgeräte die Oberfläche betreten
konnte, begann das Steuergehirn mit der Ausführung des zehnten Planes.
Translatortaster schoben sich aus dem Stahlbelag des Raumhafens heraus. Sie registrierten
mittels hyperverstärkter Fernmikrophone die Sprachschwingungen innerhalb des Riesenschiffes. Die
Auswertung begann sofort nach einem unendlich komplizierten Schema. Gäste mußten grundsätzlich in
ihrer Heimatsprache begrüßt werden! Dies war das Gesetz Nummer eins für alle Haupt- und
Nebenpositroniken.
Auf der CREST wurden von den Mutanten hyperschnelle Tasterimpulse geortet. Sie waren
harmlos.
Fünftausend Mann starrten atemlos auf die Bildschirme, auf denen nun ein zartblauer,
glockenähnlicher Energieschirm glänzte. Unter ihm wurde die Luft immer klarer, bis sie
schließlich einen Fernblick gewährte.
Ein hochgewachsener Mann mit grauen Augen sagte:
»Ruhe bewahren! Dies ist kein Angriff! Man gibt uns atembare Luft. Man sorgt für
angenehme Temperaturen. Jemand oder etwas ist darum bemüht, uns von seinen friedlichen Absichten
zu überzeugen. Man schafft für uns die richtigen Lebensbedingungen. Die von den Mutanten
georteten Tasterschwingungen sind Fernanalysatoren. Man kann von keinem Intelligenzwesen des
Universums erwarten, daß es ohne Tests wissen kann, welche Luft Unbekannte atmen und welche
Temperaturen sie ertragen können. Meine Herren – wir erleben an den Außengrenzen des
Andromedanebels ein Phänomen. Es soll nur niemand auf die Idee kommen, auf die Waffenknöpfe zu
drücken. Die Menschheit braucht Freunde! Sie hat sie immer gebraucht! Hier aber benötigen wir sie
dringender als je zuvor. Bin ich verstanden worden?«
Perry Rhodan schob das Mikrophon zur Seite und schaute sich um. Man hatte ihn verstanden!
»Kommandeur an
Weitere Kostenlose Bücher