Silberband 040 - Dolan-Alarm
bedauernd an den Zeitpunkt, da er
Quinto-Center zum letztenmal verlassen hatte. Zwei Jahre war es jetzt her, da er die SWANEE RIVER
verlassen und das Hauptquartier der USO betreten hatte.
Doroughs ›Fehler‹ war, daß er zu gut organisieren konnte. Außerdem besaß er ein fast
fotografisch zu nennendes Gedächtnis. Admiral Osman Frent, der seit dem Verschwinden Lordadmiral
Atlans die USO leitete, wollte nicht auf General Dorough verzichten, denn zwei mit dem General
gewechselte Sätze ersparten Frent in der Regel zeitraubende Nachforschungen in Archiven oder eine
umständliche Befehlsübermittlung.
Dorough hatte schon oft mit dem Gedanken gespielt, sich absichtlich dumm zu stellen, um
dadurch vielleicht eine Versetzung an Bord eines USO-Schiffes zu erreichen. Ausbildungsmäßig
stand ihm das Kommando über einen ganzen Verband zu, von seinem Rang ganz zu schweigen. Statt
aber an den Kontrollen eines Ultraschlachtschiffes zu sitzen, schleppte Dorough Dateien hin und
her, führte endlose Funkgespräche und spielte den Schatten Admiral Frents.
Das war gewiß keine Aufgabe für einen unternehmungslustigen Mann, dachte Rad Dorough, als der
Summer, der ihn in Frents Büro rief, zum drittenmal an diesem Tag ertönte.
Rad Dorough erhob sich ohne besondere Hast. Er hatte sich abgewöhnt, übermäßig schnelle
Bewegungen zu machen. Selbst bei eiligen Aufträgen war ihm keine besondere Unruhe anzumerken. Ein
solches Verhalten zahlte sich meistens aus.
Dorough verließ sein Büro. Er war fast zweieinhalb Meter groß und trug sein schwarzes Haar im
Gegensatz zu vielen anderen Ertrusern bis in die Stirn und lang in den Nacken. Seine schmalen
Augen und die scharfrückige Nase verliehen ihm ein verwegenes Aussehen. Er war schlank, aber wenn
er sich bewegte, zeichneten sich unter seiner Uniform muskulöse Körperpartien ab.
Draußen auf dem Gang überlegte Dorough, warum Frent ihn rufen ließ. Bestimmt hing es mit den
Dolans zusammen. Alles, was in letzter Zeit im Hauptquartier der USO geschah, hatte etwas mit den
Zweitkonditionierten zu tun. Die USO-Flotte hatte erhebliche Verluste erlitten, und ein Ende des
Kampfes gegen die Zeitpolizei war nicht abzusehen.
Wahrscheinlich würde Frent mit ihm einen neuen strategischen Plan durchsprechen.
Ohne anzuklopfen betrat Dorough das Zimmer des USO-Admirals. Das gehörte zu den Privilegien,
die er genoß. Ein weiterer Vorteil von Doroughs Position war, daß er bis zu einem gewissen Grad
selbständig Entscheidungen treffen konnte.
Admiral Osman Frent, ein eineinhalb Meter großer und ebenso breiter Epsaler, kauerte hinter
seinem Schreibtisch und betrachtete eine Karte, die so groß war, daß sie auf beiden Seiten über
die Tischkanten herunterhing. Die mächtigen Hände des Epsalers waren zu Fäusten geballt und
ruhten auf der Karten.
»Da bin ich, Admiral«, sagte Dorough. Mit lautlosen Schritten durchquerte er den Raum und
blieb vor dem Schreibtisch stehen. Mit einem Blick erkannte er, daß Frent die Karte vor sich
hatte, in der die vermutliche Position aller USO-Verbände eingetragen war. Voller Trauer blickte
Dorough auf die roten Striche überall. Jeder Strich bedeutete ein verlorenes Schiff. Dorough
selbst hielt diese Karte auf dem jeweils neuesten Stand.
Dorough nickte vor sich hin. Er hatte sich also nicht getäuscht. Es ging um die
Zeitpolizei.
»Wie sieht es im Orion-Sektor aus, General?« fragte Frent, ohne aufzublicken.
»Wie überall, Sir«, antwortete Dorough. »Die wenigen FpF-Einheiten, über die wir verfügen,
reichen nicht aus, um die Zweitkonditionierten entscheidend zu schlagen. Wir müssen ständig damit
rechnen, Raumschiffe und die eine oder andere Kolonialwelt zu verlieren.«
»Hm!« machte Frent.
Rad Dorough fragte sich verwundert, warum ihn der Admiral wegen so belangloser Dinge befragte.
Schließlich wußte Frent darüber ebensogut Bescheid wie der General oder alle anderen Offiziere in
Quinto-Center.
Frent räusperte sich und faltete die Karte zusammen.
»Wie ist es um den Nachschub für die im Orion-Sektor kämpfenden Einheiten bestellt?« wollte er
wissen.
Auf Doroughs kantigem Gesicht zeigte sich ein Lächeln.
»Ausgezeichnet, Sir. Im Orion-Sektor haben wir eines der modernsten Posbi-Schiffe stationiert.
Es ist BOX-Dreizehntausendeinhundertelf, ein Fragmentschiff von fast dreitausend Meter
Kantenlänge. Dieses Schiff ist in der Lage, einen Verband von dreißig Ultraschiffen fünf Jahre
lang mit allen
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