Silberband 042 - Das Zeitkommando
unbekannt. Wenn schon, dann mit der Lautstärke von Halutern.«
Bontainer grinste kühl.
»Haluter führen wir hier keine. Aber mit etwas, das haluterähnlich ist. Was verwenden unsere Freunde?«
Bysiphere zuckte die Schultern.
»Funkverkehr«, sagte er leise.
Bontainer brüllte auf und packte Bysiphere bei den Brustgurten.
»Jawohl!« schrie er. »Das ist es.«
Bysiphere wich erschrocken zurück und schüttelte verständnislos den Kopf.
»Waringer! Wir müssen das Funkgerät, dessen Einzelteile wir haben, zusammensetzen. Kennen Sie die Frequenz, auf der hier gesendet wird?«
»Natürlich«, sagte Waringer. »Ich habe doch ständig die Leitungen überprüft und mich entsprechend lange mit Tolot unterhalten.«
»Niemand verachte die Physiker!« sagte Bontainer. »Wir setzen das Gerät zusammen, nehmen ein Mikrophon und … Spectorsky?«
Er war sehr laut.
Mißmutig, mit gefurchter Stirn, kam der Anthropologe zu ihnen.
Bontainer deutete auf Tomchos Brust und fragte:
»Sie sind Fachmann für lemurische Geschichte, Spectorsky. Beherrschen Sie die Sprache ebenfalls? Ich erinnere mich dunkel, Sie hätten es in meiner Kabine zu mir gesagt …«
»Ich spreche Lemurisch, beziehungsweise Tefroda besser als Sie Terranisch.«
Die beiden Physiker setzten das Funkgerät zusammen. Sie saßen auf dem Metallboden und testeten die Fragmente, dann schlossen sie die Teile aneinander an und schoben eine der kostbaren vollen Energiezellen in die Vertiefung. Eine Lampe leuchtete auf.
»Stellen Sie die Frequenz ein, Waringer«, sagte Bontainer. »Ich nehme an, daß auf dem Umweg über die Zeit und die Zweckmäßigkeit unsere Botschaft eine technische Einrichtung der Alten deswegen erreichen wird, weil auch die heutigen Haluter genau diese Frequenz brauchen. Solche Dinge haben Jahrtausende der Tradition unbeschadet überstanden.«
Andere Männer versuchten, die Umrisse des festgestellten Schotts mit den Waffen zu zerstören. Es erwies sich, daß ebenfalls unsichtbare Projektoren ein Energiefeld direkt auf der Oberfläche des Stahls erzeugt hatten, das sämtlichen Waffen mühelos standhielt.
Die Kopfschmerzen nahmen zu.
Das Gefühl der Friedfertigkeit begann merklich, aus den harten Männern schlaffe Nervenbündel zu machen.
»Fertig?« fragte Bontainer.
Er kauerte neben Bysiphere, Waringer und Spectorsky.
»Sendefertig.«
»Spectorsky! Von Ihrem Geschick hängt jetzt der Erfolg unserer Sendung ab. Richten Sie einen Hilferuf an die unbekannten Haluter. Schnell. Und wiederholen Sie den Text mehrmals, aber nicht im gleichen Wortlaut. Vollbringen Sie ein Meisterwerk der Dialektik, bitte.«
Etwas steif sagte Tomcho Spectorsky:
»Ich tue immer mein Bestes!«
Er nahm das Mikrophon in die Hand, ein Finger im schwarzen Handschuh drückte die Sendetaste, dann sagte Spectorsky:
»Hier sprechen die Erben von Lemuria. Die Toten, die unermeßlich vielen Opfer der halutischen Zerstörungswut, klagen euch an. Wir sind hier eingeschlossen, weil wir die Rettung suchen! Die Nachkommen von Lemuria klagen euch an!
Sie warten.
Sie suchen die Rettung. Sie stehen vor einem erneuten Angriff der wütenden Haluter, der grauenhaften schwarzen Riesen. Wenn ihr uns nicht helft und uns hier unter den Impulsen der mörderischen Strahlung sterben laßt, dann werdet ihr auch die letzten Nachkommen der überlebenden Lemurer getötet haben. Dann aber werden es Milliarden von ihnen sein, und Tausende von Planeten. Also helft uns.«
»Ausgezeichnet!« flüsterte Bontainer, obwohl er nur ein Drittel davon verstanden hatte. Er beobachtete den Gesichtsausdruck des Anthropologen.
Spectorsky wiederholte.
Zehn Minuten vergingen.
Bontainer fühlte, wie die Schmerzen zunahmen, und wie eine gewaltige Apathie ihn überkam. Aus schläfrigen Augen sah er sich um. Zwei der Männer wanden sich am Boden in lautloser Qual, zwei andere versuchten, der Strahlung zu entgehen, indem sie die Anzüge schlossen und versuchten, die Individualschirme einzuschalten. Der Beschuß der markierten Stelle war sinnlos und vergebens.
Nichts half.
Die anderen lehnten am Metall, hielten sich den Kopf, wimmerten leise vor sich hin. Die Szene hatte etwas Gespenstisches, und nur die vier Männer um den Sender waren derart abgelenkt, daß sie den Zustand eine Spur besser ertragen konnten. Auch die Stimme Spectorskys wurde langsamer, schläfriger, konzentrierte sich nicht mehr und sank in der Tonhöhe und in der Dringlichkeit des Appells ab.
Bontainer setzte sich neben Spectorsky
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