Silberband 045 - Menschheit am Abgrund
Milliarden stimmberechtigten Menschen für weitere sechs Jahre gewählt.
Nachdem Perry Rhodan von seiner Rundreise zurückgekehrt war, hatte er nur noch wenige Tage für seinen Wahlkampf aufwenden können. Die anderen Kandidaten für das höchste Amt des Solaren Imperiums, acht Persönlichkeiten, darunter der Administrator des Mars, Herp Isidonis, hatten dagegen wesentlich mehr Zeit gehabt, ihre Person und ihr politisches Programm vorzustellen.
Das Amt des Großadministrators, das den Oberbefehl über alle Waffengattungen des Imperiums in sich einschloß, wurde nach der mit Zweidrittelmehrheit erfolgten Änderung der Solaren Verfassung im Jahr 2930 nicht mehr von den Parlamentsmitgliedern, sondern von der gesamten Menschheit in direkter Personenwahl vergeben.
Rhodan hatte seine Regierungsmannschaft erst in letzter Sekunde vorstellen können. Es waren Namen mit gutem Klang darunter.
Nun liefen die Wahlen auf allen besiedelten Planeten und Monden des Sonnensystems. Bürger, die sich zur Zeit auf fremden Welten oder mit ihren Raumschiffen im All befanden, gaben ihre Stimmen bei den zuständigen Botschaften oder bei den jeweiligen Bordgremien ab.
Die Ergebnisse wurden nach positronischer Kontrolle mittels Hyperfunk an die Hauptpositronik in Terrania übermittelt.
Für die Mitglieder des Parlaments war die einfache Stimmenmehrheit gültig.
Allein der Großadministrator mußte die absolute Mehrheit, nach der Solaren Verfassung also mindestens 50,01 Prozent aller Stimmen auf sich vereinen. Falls das nicht sofort möglich war, wurde im dritten Wahlgang ebenfalls mit der einfachen Mehrheit entschieden.
Perry Rhodan stand vor dem Problem, mindestens 6,76 Milliarden Wähler für sich zu gewinnen.
Die Meinungen waren geteilt. Größere Gruppen der solaren Menschheit hatten an Rhodans Regierung nichts zu bemängeln, bis auf die Tatsache, daß man ihm zu große Toleranz im Umgang mit abgefallenen Kolonialvölkern und zu weitgehende Rücksichtnahme beim Einsatz der Raumflotte vorwarf. Das konnte zu einem entscheidenden Faktor werden, nämlich zu einer Niederlage.
Der radikale Administrator des Mars, erst vor einem Jahr wiedergewählt, hatte den Einsatz der terranischen Machtmittel zum Programmpunkt Nummer Eins erhoben. Es war fraglich, ob die Wählerschaft gewillt war, einen voraussehbaren galaktischen Krieg zu fördern, oder ob man begriff, wie richtig Perry Rhodan gehandelt hatte.
Hätte er bei den ersten Anzeichen der Menschheitszersplitterung in drei Riesenreiche und viele lockere Bünde mit aller Härte eingegriffen, wäre es wahrscheinlich nicht dazu gekommen. Das hatte er in seinen überhastet abgefaßten Wahlreden auch über Solar-Television eingestanden.
Was aber wäre danach geschehen? Wie hätten sich die unterdrückten Völker später verhalten? Hätte man sie dauernd in die schußbereiten Kanonen terranischer Schlachtschiffe blicken lassen sollen? Wäre nicht ein kosmischer Guerillakrieg größten Ausmaßes provoziert worden? Wären terranische Raumfrachter nicht angegriffen, gekapert oder vernichtet worden?
Es gab noch viele andere Argumente, die Rhodan zur Verteidigung seiner gemäßigten Politik angeführt hatte.
Außerdem hatte er zu bedenken gegeben, daß die Flotte sofort eingegriffen hatte, wenn es zu verbrecherischen Handlungen gekommen war.
Niemals zuvor in der Geschichte des Solaren Imperiums war der Wahlausgang so ungewiß gewesen wie an diesem 14. Oktober 3430.
Die Bewohner der abgefallenen Kolonien, autarken Reiche und der lediglich in wirtschaftlicher Hinsicht von Terra abhängigen Welten waren seit der Verfassungsänderung vom 30. April 2930 nicht mehr zur Wahl zugelassen. Nur die im Solsystem heimischen Menschen waren berechtigt, ihren Großadministrator zu bestimmen.
Rhodans Wahlhauptquartier lag im dreißigsten Stockwerk eines Hotels. Es befand sich in der Nähe der Solar-Hall, in der sofort nach Beendigung der Wahlen die Vereidigung vorgenommen wurde.
Die Bildschirme liefen ununterbrochen. Die von der Hauptpositronik ermittelten ersten Ergebnisse trafen ein. Es sah nicht gut aus. Herp Isidonis lag weit vorn. Dabei handelte es sich allerdings nur um die Stimmen der Marsbevölkerung. Die Ergebnisse der Erde, der anderen Planeten und Monde sowie der Schiffsbesatzungen standen noch aus.
Genau zu diesem Zeitpunkt kam Atlan auf der Erde an. Er brachte Nachrichten mit, die so bestürzend waren, daß sich Reginald Bull weigerte, sie vorzulegen.
»Bitte, warten Sie noch einige Stunden,
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