Silberband 045 - Menschheit am Abgrund
Antiterranischen Koalitionsflotte rätselhaft blieb. Es ließ sich kein Schema hineinbringen.
Am erstaunlichsten war aber die Tatsache, daß Perry Rhodan nur zehntausend Kampfschiffe in das Solsystem befahl. Über vierzigtausend Einheiten blieben draußen im Raum und verschwanden dort in Sektoren, die kein Mensch genau kannte.
So landeten starke Verbände auf Planeten, die bislang nur von Schiffen der Explorerflotte angeflogen worden waren. Seltsamerweise fand man dort Verbindungsoffiziere der Solaren Abwehr und der USO vor.
Man entdeckte plötzlich streng geheime Funkstationen, Ausrüstungsdepots und Werften, die weit unter der Oberfläche des jeweiligen Himmelskörpers lagen.
Allein auf der Hundertsonnenwelt der Posbis, einem Planeten tief im Leerraum, trafen fünftausend schnelle Einheiten des Solaren Imperiums ein.
Am 28. Oktober 3430 schien es im galaktischen Raum keine terranischen Schiffe mehr zu geben. Es war, als wären sie von Schwarzen Löchern verschlungen worden.
Die Folge dieser Operationen war eine steigende Unruhe in jenen Systemen, die bisher noch mit Terra sympathisiert hatten.
Noch nervöser wurden die Regierungen der vierzehnhundertfünf Systeme, die sich als absolut autark bezeichneten und weder mit Terra noch mit den drei großen Reichen irgendwelche Handels- oder Bündnisverträge abgeschlossen hatten.
Die Abwesenheit der als unschlagbar geltenden Solaren Flotte wirkte wie eine Ernüchterung. Man sah sich unvermittelt schutzlos den Ansprüchen von Machtgruppen ausgesetzt, die bislang vor der neuen terranischen Transformkanone, dem einzigartigen Paratronschutzschirm und der überragenden Kampfkraft solarer Schiffe Respekt gezeigt hatten.
Das allgemeine Unbehagen führte zu hastigen Besprechungen zwischen den Regierungen der absolut freien Systeme.
Die dreizehnhundertfünfundachtzig Systeme, die Terra nahestanden, ohne jedoch eine terranische Ratgebung in außenpolitischen Angelegenheiten zu dulden, erhielten Besuch von Rhodans Bevollmächtigten.
Die Regierungen wurden darauf hingewiesen, Terra wäre stets bereit, gesetzwidrige Übergriffe zu ahnden.
Im Weltraum herrschte ein allgemeines Chaos. Vielen Völkern, die gestern noch über ihre wirtschaftliche Bindung an Terra gemurrt hatten, gingen die Augen auf. Man nahm an, Perry Rhodan wolle ein Exempel statuieren. Wie und weshalb er es tat, war unklar.
Unter den hohen Offizieren der Koalitions-Raumflotte gab es mindestens hundert verschiedene Ansichten. Wenn Rhodan die bevorstehende Offensive ahnte, oder wenn er gar durch seine vorzüglichen Geheimdienste konkrete Daten erfahren hatte – warum zog er dann seine fünfzigtausend schweren Einheiten nicht dort zusammen, wo sie am nötigsten gebraucht wurden; nämlich an den Grenzen des Solsystems?
Der Fall war verworren. Niemand begriff, daß Rhodan mit diesen Maßnahmen zwei Zwecke verfolgte.
Einmal wollte er eindringlich mahnen, ohne jedoch eine einzige Note zu wechseln oder offen über die Dinge zu sprechen; andererseits mußte er aufgrund der Situation jene Schritte unternehmen, die seit fünfhundert Jahren vorbereitet worden waren.
In den späten Abendstunden des 28. Oktobers traf Perry Rhodan im Bunkerhauptquartier von Terrania mit seinen engsten Mitarbeitern zusammen.
Die Aktivatorträger waren schon früher erschienen. Es waren Reginald Bull, Julian Tifflor, Homer G. Adams und Professor Dr. Abel Geoffry Waringer.
Rhodan schaute den Gatten seiner längst verstorbenen Tochter Suzan Betty Rhodan-Waringer lange an. Suzan war an der Seite ihrer Mutter, Mory Rhodan-Abro, während des Panither-Aufstandes im Jahre 2931 ermordet worden. Das war vor etwa fünfhundert Jahren gewesen; dem Jahr, in dem die Krise begonnen hatte, die nun ihrem Höhepunkt zustrebte.
Damals waren die Kolonien und verbündeten autarken Systeme abgefallen. Plophos hatte auch dazu gezählt. Mory als Regierender Obmann hatte es nicht verhindern können, daß die plophosischen Panither die Macht an sich rissen.
Vorher war es zur sogenannten Second-Genesis-Krise unter den Mutanten gekommen. Es waren Jahre des Schreckens gewesen. Selbst Gucky war es nicht mehr gelungen, das Verbrechen an Mutter und Tochter zu verhindern. Er trug heute jenen Zellaktivator, der einmal Rhodans Frau gehört hatte.
Perry sah die Schreckensbilder dieser Zeit vor seinem geistigen Auge aufsteigen. Immer, wenn er Waringer begegnete, überfielen ihn die Erinnerungen.
»Wie geht es, Abel?«
Der Wissenschaftler drückte zögernd Rhodans
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