Silberband 048 - Ovaron
gewaltigen Last in den Sessel gepreßt zu werden. Seine Lungen drohten zu bersten. Er nahm kaum wahr, wie der Teller sich fest gegen seinen Kopf drückte.
Irgendwo in seiner Nähe summte eine Maschine. Die Decke begann über Rhodan zu kreisen. Die Lichter wurden zu hellen Streifen. Rhodans Herz schlug immer heftiger.
Dann ließ die Schwerkraft nach. Rhodans Kopf sank nach vorn. Er brauchte nur wenige Augenblicke, um sich zu erholen.
»Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Tolot.
»Ja«, erwiderte Rhodan knapp. Er stand auf. Nach wenigen Schritten fand er seine alte Sicherheit zurück.
Takvorian kam wieder herein. Rhodan wurde den Verdacht nicht los, daß der Morga außerhalb des Raumes einige Schaltungen vorgenommen hatte. Das Pferd wurde ihm immer unheimlicher.
Die Roboter zogen sich zurück. Tolot half Saedelaere auf die Beine. Der Transmittergeschädigte besaß keinen Zellaktivator und erholte sich daher langsamer als Tschubai und Rhodan.
»Ich frage mich, wozu wir diese Prozedur über uns ergehen lassen mußten«, überlegte Perry.
Tschubai blickte mißtrauisch zu den Sesseln hinüber.
»Vielleicht ist diese Anlage eine Art Lügendetektor.«
»Das wäre möglich«, stimmte Rhodan zu. »Auf jeden Fall wurde unser Gehirn untersucht.«
»Ich nehme an, daß es sich um eine paramechanische Sondierung handelte«, sagte Tolot.
Er drehte sich um und hob die Arme. Takvorian, der unmittelbar hinter ihm stand, deutete die Bewegung falsch. Offenbar glaubte der Morga, daß Tolot ihn angreifen wollte, denn er richtete sich auf die Hinterbeine und drang aufgerichtet auf Tolot ein.
Der Haluter fuhr zurück, nicht aus Furcht, sondern um seine friedlichen Absichten zu beweisen. Takvorian folgte ihm entschlossen und ließ sich wieder auf die Vorderbeine sinken. Dabei stieß er mit einem Roboter zusammen und riß sich die linke Halsseite auf.
Rhodans Augen rundeten sich, als er sah, wie der Pferdekopf plötzlich in sich zusammenfiel. Das Gebilde, das sich jetzt als bioplastähnliches Material entpuppte, sank auf die Brust des Morgas herab. Aus ihm heraus schälten sich die Umrisse eines verkümmerten menschlichen Oberkörpers, auf dem ein Kopf mit dem Gesicht eines jungen Mannes saß.
Zwei kleine Ärmchen erschienen zwischen den Falten des erschlafften Bioplastgewebes und legten den menschlichen Oberkörper des Morgas endgültig frei.
»Eine Zentaurenmutation!« stieß Tschubai hervor.
Takvorian hatte sich von seiner Überraschung erholt. Er starrte die vier Gefangenen aus seinen großen Augen an. Und dann hörten sie ihn sprechen.
»Das bedeutet euren Tod«, sagte er.
17.
Merceile verschloß die schwere Metalltür des Koraytrons hinter sich. Sie nahm den Helm ab und schüttelte den Kopf, bis ihre Haare in voller Länge über die Schultern fielen.
»Nun?« erkundigte sich Levtron rauh. »Was hat die Untersuchung ergeben?«
Sie öffnete die Brustklappe ihres Panzeranzugs.
»Nichts!« Ihr Lächeln drängte Levtron in die Verteidigung. »Was sollte auch schon dabei herauskommen? Schließlich handelte es sich nur um eine Routineuntersuchung, die unbedingt durchgeführt werden mußte.«
Er hörte einen anklagenden Unterton in ihrer Stimme.
»Sie wissen genau, warum ich mich nicht um das Koraytron kümmerte, Merceile«, antwortete er gereizt. »Der von Ihnen so verehrte Chef des Militärs glänzt noch immer mit Abwesenheit.«
Merceile schlüpfte aus dem Unterteil des Panzers und stand jetzt in ihrer silberfarbenen Kombination vor Levtron. Es fiel dem Tryzom-Tänzer schwer, seine Blicke von ihr zu wenden.
»Seit wann fühlen Sie sich verpflichtet, Ovarons Arbeit zu erledigen?« erkundigte sie sich.
Levtron ließ seinen breiten Sessel herumgleiten und deutete auf den Bildschirm, auf dem das Enadatal zu sehen war.
»Das ist der Grund!«
»Die seltsame Kuppel? Sie verschwand, als sie angegriffen wurde.«
Levtron stand auf und half Merceile den Strahlenpanzer wegzupacken. Sie befanden sich in einer Energiestation, die einhundertfünf Kilometer vom Enadatal entfernt lag. Die Bilder aus dem Tal wurden von flugfähigen Robotern übermittelt.
»Angegriffen?« Levtrons Stimme klang spöttisch. »Sie glauben doch nicht im Ernst, daß Ovaron alle militärischen Möglichkeiten ausgeschöpft hat. Hätte er es getan, stünde die Kuppel jetzt zerstört dort drüben im Tal.«
Ihr Gesicht rötete sich. Levtron biß sich auf die Unterlippe. Wieder einmal hatte er sich dazu hinreißen lassen, Ovaron zu beschuldigen. Diesmal
Weitere Kostenlose Bücher