Silberband 048 - Ovaron
vertreten wollen.«
Eine Weile blieb es still.
»Was sind Sie doch für ein armseliger Emporkömmling«, sagte Ovaron dann sehr ruhig.
Levtron zuckte zusammen, als hätte ihn ein körperlicher Schlag getroffen.
»Das zahle ich Ihnen heim, Ovaron!« schrie er. »Solche Beleidigungen lasse ich mir nicht gefallen.«
Erst jetzt bemerkte er, daß Ovaron die Verbindung unterbrochen hatte. Seine Hände krampften sich um die Sessellehne. Er brauchte ein paar Minuten, um sich zu beruhigen. Merceile, die ihn ständig beobachtete, fand ihn plötzlich abstoßend und unerträglich.
Levtron erwachte aus seiner Starre und stellte eine Verbindung zum Verwaltungsblock Tyros her. In Tyros hielt sich einer seiner Stellvertreter auf. Levtron ließ ihm mitteilen, daß er sich vorläufig nicht um das Zuchtprogramm kümmern würde.
»Ich beobachte Ovaron«, fügte er als Erklärung für Merceile hinzu, als er das Funkgerät abgeschaltet hatte. »Ich habe einen bestimmten Verdacht.«
Merceile erhob sich und ging in den Nebenraum. Sie wollte jetzt allein sein. Sie schickte zwei Techniker hinaus, die den Stationscomputer mit Daten fütterten.
Die Rivalität zwischen Levtron und Ovaron war schlimmer als jemals zuvor. Es bestand keine Hoffnung, daß sich das in absehbarer Zeit ändern würde. Im Gegenteil: Merceile rechnete damit, daß zumindest Levtron den Konflikt noch verschlimmern würde.
Eine junge Assistentin kam herein. Als sie Merceile stehen sah, entschuldigte sie sich und wollte den Raum wieder verlassen.
Merceile kam ihr zuvor.
»Warten Sie, Mortya. Sie sind doch die Assistentin Broghtons?«
Die junge Frau nickte. Es machte sie verlegen, von Merceile angesprochen zu werden.
»Würden Sie bitte zu Levtron hinübergehen und ihm sagen, daß ich die Station verlassen habe?«
Mortya war verwirrt.
»Aber Sie … Sie sind doch noch hier im Computerraum.«
»Ja, schon gut!« Merceile nickte ungeduldig. »Gehen Sie hinüber und sagen Sie ihm, was ich Ihnen aufgetragen habe. Sagen Sie, daß ich zu Fuß gegangen bin, sonst wird er sich wundern, warum mein Gleiter nicht von der Ortungsanlage erfaßt wird.«
»Ich will es tun«, sagte Mortya und ging hinaus. Merceile schloß die Tür hinter sich ab, und ließ sich am Computer nieder. Sie fragte sich, ob sie ihre Idee verwirklichen sollte. Im Grunde genommen war es absurd zu erwarten, daß der Computer ihr helfen konnte. Trotzdem konnte sie es versuchen.
Sie drückte ein paar Tasten und wartete, bis die entsprechenden Kontrollampen aufleuchteten.
»Merceile, CHG dreiundzwanzig-achtzehn-sechs!« Das war ihre Kodenummer, mit der sie sich innerhalb der auf Lotron errichteten Anlagen als eine der führenden Wissenschaftlerinnen ausweisen konnte. »Ich hätte gern eine Auskunft über eine führende Persönlichkeit unseres Unternehmens.«
Die Positronik spie einen schmalen Streifen aus.
Bitte, fragen Sie, las Merceile.
Die junge Frau fuhr sich mit der Hand über die Stirn und merkte, daß sie schwitzte. Sie beugte sich über das Mikrophon.
»Was ist über Levtron bekannt?«
Nun war es heraus. Sie lehnte sich zurück und atmete auf. Abwartend beobachtete sie den Ausgabeschlitz. Es geschah nichts. Merceile spürte, daß sie nervös wurde.
Sie wiederholte die Frage.
Wenige Augenblicke später fiel ein Streifen aus dem Ausgabeschlitz. Merceile ergriff ihn. Verwirrt starrte sie darauf. Er war leer.
»Was bedeutet das?« rief sie ins Mikrophon. »Warum ist über Levtron nichts bekannt?«
»Weil ich es vorgezogen habe, mich vor Nachforschungen dieser Art zu schützen«, sagte eine wohlbekannte Stimme hinter der Forscherin.
Merceile drehte sich langsam im Sitz um und erblickte Levtron, der mitten im Raum stand und sie düster anblickte. Er hob einen Arm und winkte mit dem Startschlüssel von Merceiles Gleiter.
»Das haben Sie liegenlassen, Merceile.«
Sie fühlte, wie ihr das Blut in den Kopf stieg.
»Ich wollte … ich wollte nicht …« Sie hatte plötzlich Angst vor Levtron. Es war ihr unheimlich, daß er den unbestechlichen Computer überlistet hatte. Wahrscheinlich gab es auf ganz Lotron keine Positronik, von der man Daten über Levtron bekommen konnte. Was hatte der Biologe zu verheimlichen?
Levtron trat hinter sie und nahm ein paar Schaltungen vor.
»Levtron, eins-dreiundzwanzig-GFV-sieben. Was ist über Merceile bekannt?«
Aus dem Ausgabeschlitz fiel ein bedruckter Streifen. Levtron hob ihn auf und schnippte ihn dann mit dem Zeigefinger davon.
»Was dachten Sie
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