Silberband 048 - Ovaron
wiedersehen. Wenn nicht einige sehr unangenehme Dinge geschehen, wird er unbeschädigt und in bester Laune zu Ihnen zurückkehren. Halten Sie sich bitte an den Flugplan, denn Cascal wird zu Ihnen stoßen.«
Er deutete auf den Umschlag, den Hypern hielt.
Cascal sagte halblaut: »Wenn Sie schon vorausgehen würden, Sir? Ich hole nur noch meine Zahnbürste und mein bekanntes Benimm-Büchlein, dann springe ich ganz schnell durch den Transmitter.«
»Einverstanden.«
Rhodan und Atlan ließen sich von Hypern, der ungewöhnlich schweigsam und nachdenklich war, nach unten in den Transmitterraum bringen. Caresca Asayah folgte Cascal in dessen Kabine.
»Du gehst jetzt ins Flaggschiff von Bull, Joak«, sagte die junge Frau und sah zu, wie er den Koffer und eine kleinere, schwarze Tasche auf die Liege stellte.
»Ja«, sagte er. »Bull ist mit einem Teil der Flotte aus der Lasztman-Sternenballung zurückgekommen. Wir haben eine schwere Mission, glaube mir.«
Sie nickte bedrückt.
»Wann sehen wir uns wieder? Und wie lange? Ich kenne dich nur noch von Bildern und von minutenlangen Aufenthalten. Wann werden wir einmal wieder einige Monate für uns haben?«
Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und versprach leise mit seiner tiefen Stimme:
»Bald. In knapp drei Wochen ist dieser Einsatz vorbei. Vermutlich werde ich auf Olymp wieder zu euch stoßen.«
»Ist es … gefährlich?« fragte sie und deutete auf den Bildschirm, der Sterne und davor die Schiffe zeigte.
»Nein, nicht sehr gefährlich. Aber ziemlich schwierig.«
»Gut. Ich begleite dich bis zum Transmitter, Joak!«
Sie küßten sich lange und mit Ausdauer, dann verließen sie die Kabine und gingen hinunter. Minuten später war Cascal von Bord gegangen.
Er beobachtete von einem Schirm in der Zentrale des Flaggschiffes aus, wie sich der schalenförmige Gürtel der Schiffe auflöste.
Die OVERLUCK nahm Fahrt auf, wurde schneller und preschte an den anderen Einheiten vorbei, dem fernen Ziel entgegen. In wenigen Tagen würden sie auf einem kleinen, unbedeutenden Handelsplaneten landen und dort die Ladung verkaufen, die aus Maschinenbauteilen für Atomreaktoren und ähnlichen Präzisionsbauteilen bestand. Wieder war ein weiterer Schritt in dem großen Plan getan worden.
Cascal wandte sich an Atlan, der neben ihm stand und die Manöver beobachtete.
»Corello ist an Bord, die OVERLUCK ist ihre verhängnisvolle Last los, und wir fliegen jetzt an unser Ziel?«
»Ja«, sagte Atlan, »obwohl ich unruhiger werde, je mehr wir uns dem Planeten nähern.«
»Sie und unruhig? Eher werde ich lammfromm«, entgegnete Cascal.
Atlan musterte ihn spöttisch.
»Sie können Ihr Benimm-Büchlein aufschlagen und dort nachsehen, daß oftmals Menschen, die besonders kaltblütig erscheinen, von großer Sensibilität sind und zittern, ehe andere Menschen die Gefahren überhaupt sehen. Ich sage Ihnen, Corello ist immer noch der instabile Faktor aller unserer Überlegungen.«
Cascal nickte und fragte nach:
»Die meisten hochintelligenten Menschen sind schwierig, nicht wahr?«
»Besonders dann, wenn sie einen felsengroßen Ödipuskomplex haben.«
Cascal hob beide Hände und sagte abwehrend:
»Ich habe keinen, Lordadmiral!«
Atlan sagte lächelnd:
»Wenn ich Ihren Komplex beziehungsweise Ihre Gefühle analysieren müßte, hätte ich die Arbeit mehrerer Jahre vor mir.«
Cascal grinste und verzichtete im Interesse der guten Partnerschaft auf einen abschließenden Kommentar.
Das Flaggschiff nahm Fahrt auf, zerschnitt die weit auseinandergezogenen Formationen und richtete sich auf das Ziel ein. Die gewaltigen Maschinen arbeiteten mit Vollast, und ein dumpfes Dröhnen, das die Zwerchfelle erschütterte, ging durch die Schiffszelle.
Am Zielort warteten die Gefahren einer wissenschaftlichen Aktion, bei der alles gewonnen oder alles verloren werden konnte.
Das Ziel hieß Last Hope.
Letzte Hoffnung …
9.
Während etwa eintausendsechshundert Raumschiffe in jenem Teil des Alls, in dem sich das Solsystem befunden hatte, versammelt waren und auf etwas warteten, das die Kommandanten selbst nicht recht glauben konnten, näherte sich Bulls Flaggschiff dem Planeten Last Hope.
Aktion Letzte Hoffnung ging ins letzte Stadium.
Das Schiff mit seiner kostbaren Last landete.
Minuten später schwebten aus einem Schleusenschott zwei Flugpanzer und ein drittes Spezialfahrzeug, das das bewußte Frachtstück an Bord hatte. Unter schwerster Bewaffnung hatte man den Schrein mit Ribald Corello verladen,
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