Silberband 048 - Ovaron
ebenso bewacht ging der Transport vor sich. Die drei Shifts schwebten vorsichtig, nicht zu schnell und auf geradem Kurs auf das Schleusentor in einer Wand des Gebirgszuges zu. Sie setzten behutsam auf und rollten auf den breiten, gummigeschützten Gleisketten in einen taghell ausgeleuchteten Stollen hinein. Die erste Panzerschleuse wurde aufgezogen, als die Shifts das erstemal bremsten, und Geoffry Abel Waringer stieg in den ersten Shift und begrüßte die Teilnehmer der Expedition.
Nachdem sich die Aufregung gelegt hatte, fragte Rhodan:
»Wie geht es? Kommen wir zu spät?«
Waringer lächelte zerstreut, er stand noch völlig im Bann seiner letzten Arbeiten. Bis vor wenigen Minuten, bis zur Meldung, daß das Schiff landen würde, hatte er sich noch vor seinem neuesten Meisterwerk befunden, um die Endkontrolle der wichtigsten Bauteile abzunehmen.
»Nein. Gerade zum wichtigsten Zeitpunkt. Ich habe auf niemanden so sehr gewartet wie auf den Mutanten dort hinten. Bezieht sich die Aufschrift Nicht stürzen! auf Corello?«
»Man könnte es so auffassen«, sagte Atlan.
Waringer fragte:
»Habt ihr Cascal mitgebracht?«
Saedelaere deutete mit dem Daumen über seine Schulter und wies auf den dritten Spezialshift.
»Er hat es sich nicht nehmen lassen, den Shift mit unserem Kleinod zu steuern.«
»Ausgezeichnet«, sagte Waringer nachdenklich. »Ich bin beinahe krank vor Spannung. Ob es Corello gelingt?«
Er drehte sich um und sah die anderen Mitglieder dieser Expedition in ein Reich an, das so gut wie unbekannt war – ein Reich der Dimensionen. Niemand konnte ihm etwas sagen, überall sah er verlegene Mienen.
Das zweite Panzerschott.
Die Kampfroboter, die regungslos vor und hinter den massiven Stahlplatten standen, waren auf die Individualimpulse der Beteiligten programmiert worden, und nur winzige, ruckende Bewegungen der Waffenarme bewiesen, daß die Maschinen aktiviert waren.
»Eindrucksvoll«, meinte Cascal hinter dem Steuer des schweren Lastenshifts.
Hinter der dritten Panzerschleuse bogen die beiden ersten Wagen rechts ab, parkten nebeneinander und hielten an.
Rhodan und die anderen stiegen aus.
Zwei Männer in dünnen Strahlenschutzanzügen winkten Cascal zu. Er verstand ihre Gesten und schaltete den Minikom ein.
»Fahren Sie hier unter den Kran, Mister!«
Cascal bugsierte den Shift vorsichtig unter einen fahrbaren Kran und sah zu, wie der Behälter mit dem Schrein Corellos abgeladen und auf eine Schwebeplattform gesetzt wurde. Cascal stieg aus und setzte sich in den kleinen Sessel der Steuerung. Er winkte kurz zu Rhodan und Atlan hinüber.
Dann wurde er von den Weißgekleideten weiter eingewiesen.
Cascal drehte die Plattform vorsichtig und steuerte sie dann in die hintere Ecke des Lifts hinein. Er sah gerade noch, wie die Gruppe um Rhodan in einen kleineren Kabinenlift einstieg, dann glitten die schweren, mit Mattlack überzogenen Schiebetore zu.
Die Kabinen schwebten auf einer Kraftfeldsäule abwärts.
Etwa zehn Minuten lang.
»Das geht ja höllisch tief abwärts«, bemerkte Cascal. »Ob Waringer auf diese Weise die Heizkosten senken will?«
Er versuchte auszurechnen, wie schnell der Lift fiel, seine Fallgeschwindigkeit mit den Sekunden zu multiplizieren, gab es aber auf, als sich die Türen wieder öffneten. Er sah sich, kaum daß er mit seinem Schwebegerät den Lift verlassen hatte, einer Phalanx von zwölf überschweren Kampfrobotern gegenüber, die auf summenden Prallfeldkissen heranstoben und sich um den Liftausgang gruppierten.
Sie bildeten eine Gasse rechts und links vom Lift. Cascal steuerte die Schwebeplattform weiter. Ein riesiger Stollen wartete hier auf ihn. Neben dem kleineren Lift stiegen Rhodan und die anderen in einen kastenförmigen Gleiter, der ein transparentes Oberteil trug. Beide Fahrzeuge setzten sich nach links in Bewegung, und ihnen folgten die Kampfroboter. Cascal mokierte sich über die riesigen Sicherheitsvorkehrungen, die aber keineswegs überflüssig waren.
Es ging weiter.
Die Einrichtung der Forschungsstation war teuer, aufwendig und etwas protzig.
Transparente Wände aus schweren, dicken Platten einer glasähnlichen Substanz, hinter denen die Energieanlagen liefen. Schwere, vielfarbige Kabelstränge waren an den Wänden und endeten in wuchtigen Verteilerblöcken. Schirme flimmerten, Uhren, hinter deren Zifferblättern grelles Licht leuchtete, waren zu sehen. Vollautomatische Labors in der Größenordnung von Werftanlagen, gestützt durch riesige Träger –
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