Silberband 049 - Welten in Angst
wußte nichts mit ihr anzufangen.
»Sein Titel ist Ganjo«, verkündete Gucky und watschelte zu einer Schale mit Markierungsstiften. »Er ist der Ganjo des Ganjasischen Reiches, was soviel wie Imperator, Kaiser oder Herrscher bedeutet.«
Er ging auf Ovaron I zu und malte ihm eine römische Eins auf das Brustteil seines Raumanzugs.
»Das zur besseren Unterscheidung. Nummer eins ist selbstverständlich auch der Ganjo des Ganjasischen Reiches.«
Der Arkonide lächelte träumerisch. Er schien an seine eigene Vergangenheit und seine erste Begegnung mit Terranern zu denken.
»Willkommen, Ganjo!« sagte er. »Ich kann nachfühlen, wie Ihnen zumute ist. Diese Terraner lieben die Überraschungen, auch wenn dieser kleine fellbedeckte Kerl hier nicht als Terraner geboren wurde. Ich übrigens auch nicht. Einst war ich der Kristallprinz des arkonidischen Imperiums.« Ein Schatten glitt über sein Gesicht. »Aber das ist lange her.«
Er fügte die Hände von Waringer und Ovaron II zusammen.
»Das ist die terranische Art freundschaftlicher Begrüßung, Ganjo.«
Ovaron II blickte seinen Zeitbruder fragend an.
Ovaron I lächelte.
»So ist es.«
Der Cappin wandte sich an die Teleporter:
»Gucky, hast du vergessen, daß der Großadministrator auf euch wartet?«
Der Ilt salutierte ungeschickt und entblößte seinen Nagezahn.
»Ich bitte um Gnade, Ganjo. Komm, Ras, du pflichtvergessenes Subjekt!«
Sie verschwanden mit den charakteristischen Begleiterscheinungen einer leichten Implosion.
Ovaron II hatte jedes Wort verstanden, da sich alle der Cappin-Sprache bedient hatten.
Nun lächelte er, halb verwirrt noch und schon belustigt.
»Es sind seltsame Wesen, mit denen du befreundet bist, Zeitbruder – und sympathische Wesen.«
Ovaron I bestätigte seine Ansicht.
»Es sind die Lebewesen, denen das Tranat-System gehört, und sie sind meine Freunde.«
Ovaron II wurde wieder ernst. Er atmete schwer.
»Ich kann es noch nicht fassen, daß ich meinem eigenen biologisch älteren Ich begegnet bin. Warum kamst du aus unserer gemeinsamen Zukunft in deine Vergangenheit und riskierst dabei ein Zeitparadoxon?«
»Weil ich nichts über meine Herkunft und Aufgabe wußte«, erwiderte Ovaron I gequält. »Ich erinnerte mich nur an die Zeit nach dem Wiedererwachen meines Bewußtseins im Depot. Was vorher war, wußte ich nicht – und weiß es auch jetzt kaum. Wahrscheinlich habe ich es restlos löschen lassen.«
»So ungefähr«, antwortete Ovaron II. »Wenn auch ›löschen‹ nicht ganz der richtige Ausdruck für die Erinnerungsblockade ist. Laut Plan soll ich mich, nachdem meine Erinnerung blockiert wurde, später wieder an alles erinnern, sobald ich das Kodewort ›Tajkonder‹ höre.«
»Tajkonder!« Ovaron I schrie es. Dann schloß er die Augen und taumelte. Atlan mußte ihn auffangen, sonst wäre er gestürzt. Behutsam geleitete der Arkonide den Cappin zu einem Sessel.
»Was ist geschehen?«
Diese Frage war von Rhodan gestellt worden.
Er war zusammen mit Merceile und den beiden Teleportern in der Nullfeldzentrale materialisiert.
Atlan stellte ihm Ovaron II vor und erklärte dabei:
»Ovaron I hat das Kodewort gehört, das ihm seine Erinnerung wiedergeben soll, Perry.«
»Oh!« sagte Rhodan nur. Er musterte Ovaron II genau, dann lächelte er.
»Sie, Ganjo, sind also der Cappin, den ich achtzehn Jahre später kennenlernen werde – oder kennengelernt habe.«
»Und der uns gefangennehmen wird«, fügte Ras Tschubai nicht sonderlich begeistert hinzu. Er dachte an den Vernichtungsgürtel, den Ovaron I ihm nach der Gefangennahme hatte umschnallen lassen, damit er bei einem eventuellen Teleportationsversuch von einem Atomflammer verbrannt würde.
»Ich kann es noch immer nicht recht fassen, aber wenn mein eigenes Ich es mir sagt, muß es wohl stimmen«, erwiderte Ovaron II dem Terraner und hielt ihm die Hand hin.
Perry Rhodan drückte sie fest.
Ein Stöhnen ließ ihn und den Ganjo herumfahren. Ovaron I nahm soeben die Hände von seinen Augen und sah sich verstört um.
»Mir war, als wollte mein Gehirn explodieren«, flüsterte er. »Das ganze Wissen, es kehrte schlagartig zurück. Ungeheuerlich!«
Er stemmte sich an den Armlehnen hoch. Langsam beruhigte er sich. In seine Augen trat ein entschlossener Glanz.
»Ovaron II!« sagte er fest. »Nun wissen wir beide alles voneinander. Eine Frage noch: Vertraust du mir?«
Ovaron II lächelte. Für einen Moment sah es aus, als wollte er sich selbst die Hände auf die Schultern
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