Silberband 054 - Finale für Pluto
Stunden angefertigt worden
waren.
Tolous Bettron mußte sich immer wieder zwingen, nicht nur Alea anzustarren. Dennoch ertappte
er sich ständig dabei, wie er ihre schlanke Gestalt musterte – die vollendeten Formen ihres
geschmeidigen Körpers, ihre dunkelbraune, wie Samt schimmernde Haut, ihr herrliches schwarzes
Kraushaar und ihre blitzenden Zähne.
Alea Onandere merkte es und reagierte mit einem ironischen Funkeln ihrer schwarzen Augen.
»Bitte, achten Sie auf die Diagramme, Captain!« ermahnte sie ihn.
Tolous Bettron spürte, wie ihm das Blut heiß ins Gesicht stieg. Wieder einmal wurde er sich
seiner körperlichen Unzulänglichkeiten bewußt. Erneut wurde ihm klar, daß er bei einem von der
Natur so bevorzugten Geschöpf wie Alea keine Chancen hatte. Sein Gesicht war ausgesprochen
häßlich, mit schlaffer grauer Haut. Der vorspringende Oberkiefer und die schiefen großen Zähne
verliehen ihm etwas Groteskes, er litt an Magengeschwüren und einer chronisch geschwollenen
Leber, beides Nachwirkungen einer Virusinfektion, die er sich vor anderthalb Jahren auf einem
Sumpfplaneten zugezogen hatte.
Die Durchmusterung der Ortungsdiagramme wurde durch den Eintritt des Funkoffiziers Leutnant
Hooldrich Shibe unterbrochen.
Shibe, ein hochgewachsener, aber stets etwas gebeugt gehender junger Mann mit blasser Haut und
abstehenden großen Ohren, ließ seine Blicke zwischen Captain Onandere und Captain Bettron hin-
und herwandern.
»Ein Hyperfunkgespräch«, sagte er. »Für Captain Bettron.« Er zog seine Schultern zurück und
wartete ab, bis Tolous Bettron ihn ansah. »Staatsmarschall Bull, Captain.«
Bettrons Gestalt straffte sich unwillkürlich.
»Ich bin gleich zurück, Captain Onandere«, sagte er hoffnungsvoll.
»Das wird nicht nötig sein«, erwiderte Alea schroff. »Die letzten Diagramme enthalten
keinerlei Besonderheiten. Sie können vom Funkraum aus direkt zu Ihrer Einheit zurückfliegen.«
Bettron spürte, wie sein Magen sich schmerzhaft zusammenzog. Aleas Gestalt verschwamm vor
seinen Augen, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle.
»Einverstanden«, sagte er mechanisch, wandte sich ab und schritt zum Schott, an Leutnant
Hooldrich Shibe vorbei, der Alea anlächelte und ihm dann vornübergebeugt folgte.
Im Hyperfunkraum der Hauptortungsstation herrschte reger Betrieb. Zwei Kontrollschirme zeigten
die Abbilder von Staatsmarschall Reginald Bull und Solarmarschall Deighton, die über einen
Verbindungskanal des Hyperkomnetzes miteinander sprachen. Die Bildübertragung aus dem Frontgebiet
war von hervorragender Qualität, bei der geringen Entfernung von nur etwa zwölf Lichtjahren
allerdings kein Wunder.
Leutnant Shibe schaltete sich in den Verbindungskanal ein und sagte: »Staatsmarschall, Captain
Bettron steht zur Verfügung.«
Reginald Bull gab mit den Augen zu erkennen, daß er verstanden hatte.
»Wir verhalten uns wie abgesprochen, Galbraith«, sagte er. »Und denken Sie daran: allerhöchste
Wachsamkeit! Die neueste, überraschende Umgruppierung der takerischen Sammlerflotte wird zwar von
der Biopositronik der INTERSOLAR als normal bezeichnet, aber meine Erfahrung sagt mir, daß es
sich hier um ein Ablenkungsmanöver handelt. Bis bald!«
Der Kontrollschirm mit Deightons Abbild erlosch, dafür wurde Bulls Abbild auf den großen
Hyperkomschirm umgeblendet.
Tolous wußte, daß Bull ihn jetzt sehen konnte. »Staatsmarschall, ich wollte …«
Reginald Bull winkte ungeduldig ab.
»Keine Formalitäten, Captain. Folgendes: Solarmarschall Deighton und ich rechnen damit, daß
die Takerer versuchen werden, sich in die Steuerfrequenz des Pedopeilers in Ovarons alter Station
einzufädeln. Ich befehle Ihnen erhöhte Alarmbereitschaft. Machen Sie Ihren Leuten klar, daß sie
notfalls bis zum Letzten kämpfen müssen. Haben Sie noch Fragen?«
»Nein, Sir«, antwortete Bettron. »Sie können sich auf uns verlassen. Bei uns kommt kein
Takerer durch.«
Reginald Bulls Gesicht wurde starr. Es schien, als wollte der Staatsmarschall noch etwas
sagen, doch dann winkte er nur grüßend und unterbrach die Verbindung.
Tolous Bettron blickte noch einen Herzschlag lang auf den erloschenen Bildschirm, dann machte
er kehrt und verließ den Funkraum.
Vergessen war die Sichtung der Ortungsdiagramme, vergessen war auch Captain Alea Onandere.
Captain Bettron dachte nur noch an seine Pflicht und hatte keinen anderen Wunsch, als so schnell
wie möglich wieder bei seinen Männern in Ovarons
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