Silberband 054 - Finale für Pluto
viertausendsechshundert Mann zur Absicherung des
Pedopeilers abkommandiert.
»Ja, es sieht so aus, als wäre alles in Ordnung«, bestätigte Ribald Corello. »Dennoch wollte
ich, Sie bräuchten nicht in der Station zu bleiben.«
»Jeder von uns hat seine bestimmte Aufgabe«, erwiderte sie. »Meine ist nun einmal, über
Dakkarkom Verbindung mit Ovaron zu halten. Außerdem erwarte ich einen Sonderbeauftragten des
Ganjos, und ich muß dafür sorgen, daß er sich hier zurechtfindet.«
»Ist es ein junger Mann?« fragte Corello.
Merceile erkannte, was sich hinter dieser Frage verbarg, und wurde verlegen. »Ich weiß es
nicht, Corello, und es ist auch völlig bedeutungslos.«
Der Supermutant atmete auf.
»Das stimmt natürlich, Merceile. Dennoch würde ich gern an Ihrer Seite bleiben. Leider haben
wir Befehl erhalten, uns bis spätestens 13 Uhr Standardzeit wieder bei Solarmarschall Deighton
einzufinden.«
Er blickte auf den Chronographen im unteren Teil der Kugelrundung. Es war bereits 12.33.41 Uhr
Standardzeit und der 10. Juli des Jahres 3438.
Der Supermutant seufzte und brach auf, schwebte zum Schott und winkte mit den beiden
Greifarmen zum Abschied. Balton Wyt schlurfte hinter ihm her. Bevor er durch die Schleuse trat,
bewegte er die behandschuhten Finger seiner rechten Hand träge zum Abschiedsgruß.
Merceile lächelte und setzte sich wieder hinter den Dakkarkom.
Draußen im Freien bestiegen die beiden Männer den Gleiter, mit dem sie gekommen waren. Die
Atomsonnen verbreiteten wärmende Helligkeit, sie waren zu dieser Zeit auf Maximalleistung
geschaltet. Eine laue Brise wehte durch die Täler der Akalos-Berge, bewegte die Blätter der
Gigantea-Palmen und umschmeichelte Wyts Gesicht. Corello hatte die Kuppelrundung seines
Transportroboters wieder verschlossen, der schwächliche Körper konnte nur vorübergehend auf die
von dem geschlossenen Klimasystem erzeugte Temperatur von 37 Grad Celsius verzichten.
Balton schirmte die Augen gegen die von hier aus sichtbare Atomsonne ab und musterte die
Wölbung des tiefblauen wolkenlosen Himmels. Er atmete die würzige Luft tief ein. Titan war ein
Paradies – oder fast ein Paradies, seit der Saturnmond die künstliche Sauerstoffatmosphäre
und seine wärme- und lichtspendenden Atomsonnen erhalten hatte. Nur manchmal regten sich die
lebensfeindlichen Naturgewalten dieser Welt, ließen tektonische Kräfte aus uralten Spalten und
Kratern gewaltige Mengen von Methangas strömen, das tief unter der Kruste in riesigen Kavernen
lagerte. Dann flüchteten die Bewohner in ihre Heime und schlossen die Gasschleusen, oder sie
bewegten sich in Schutzanzügen durch eine jählings feindlich gewordene Welt.
Balton Wyt aktivierte das Antigravtriebwerk des Spezialgleiters und steuerte die nächste
Verkehrsschneise an. An diesem Tag herrschte nur wenig Betrieb, meist waren es schwere
Lastengleiter, die den Männern begegneten. Solarmarschall Galbraith Deighton hatte Voralarm für
den gesamten Titan geben lassen.
Bald jagte der Gleiter auf singenden Antigravkissen die breite Tangente entlang, die
Lievenstein Citys Außenbezirke berührte und durch eine Akklimatisierungszone für
extraterrestrische Vegetation führte, auf deren der Stadt abgewandter Seite die Kuppeln der
Sonnenkontrollstation EINSTEIN IV gleich schwarzgrauen Warzen über den Horizont ragten.
Eine knappe halbe Stunde später bog der Gleiter in die Abzweigung ein, die nach Nordwesten
führte. Die Vegetation wurde spärlicher, hier und da säumten Schlackenhalden die
Verkehrsschneise. Von einem Steilhang spähten die kreisenden Antennen einer Wachstation herüber.
Hier war militärisches Sperrgebiet, und voraus stand das Dallwerth-Gebirge schwarzgrau am
Horizont. Dort befand sich der Kuppelkomplex, in dem Galbraith Deighton sein Hauptquartier
eingerichtet hatte, dort lag auch das Ziel von Corello und Wyt.
Im Frachtraum rumpelte Corellos Transportroboter, als Balton mit hoher Geschwindigkeit in
einen Verteilerkessel einbog. Hoch am Himmel kreisten die grauen Silhouetten großer Vögel. Der
Telekinet fühlte plötzlich Unbehagen in sich aufsteigen. Ihm war, als griffe eine riesige dunkle
Hand nach Titan …
Zur gleichen Zeit …
Captain Tolous Bettron, Kommandeur des Wachkommandos Ovaron-Station, stand Captain Alea
Onandere gegenüber. Alea Onandere war Chef der Ortungsstation des Titan. Gemeinsam mit Bettron
ging sie die Ortungsdiagramme durch, die innerhalb der letzten sechs
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