Silberband 058 - Die Gelben Eroberer
abgesehen, der sich zur Zeit auf einer Inspektionsreise befindet. Porsatura benutzte allerdings eine andere Maschine, so daß der Entführungsversuch gescheitert ist.
Die Regierung des Nordblock-Regimes ließ gestern abend durch ihren Pressesprecher erklären, daß sie die Errichtung unserer neuen Mondstation als aggressiven Akt betrachte und uns für die daraus entstehenden Konsequenzen verantwortlich mache. Ein Sprecher unserer Regierung bezeichnete die Erklärung des Nordblocks als böswillige Verleumdung, mit der die andere Seite nur versuchen wolle, vom Bau ihrer neuen Satellitenstation abzulenken, die nach vertraulichen Informationen dem Abschuß von Raketen mit Fusionssprengköpfen dienen soll.«
Ich schaute den Sprecher auf dem Bildschirm fassungslos an, nicht in erster Linie deshalb, weil er verblüffend einem Menschen ähnelte – wenn man davon absah, daß sein Kopf entfernt an den eines großen Frosches erinnerte und eine haarlose, grüne, ölig glänzende Haut besaß –, sondern weil aus seinen Worten hervorging, daß auf dem dritten Planeten trotz der hochstehenden Technik barbarische Zustände herrschten.
Bescrilo Nonderver stöhnte und schaltete das Gerät aus.
»Irrsinn!« sagte er. »Südblock, Nordblock! Was sind das für Wesen, die nicht einmal auf dem eigenen Planeten Frieden halten können, die sich gegenseitig verleumden und bekämpfen! Sie müssen unsagbar dumm sein.«
»Oder sie werden systematisch gesteuert, ohne daß sie etwas davon merken«, fügte Dalaimoc hinzu. Der Tibeter hatte die Augen geschlossen. »Ich erinnere mich an uralte terranische Legenden, in denen von geheimnisvollen Machthabern gesprochen wird, von sieben oder neun Personen, die seit Urzeiten die Geschicke der Menschheit lenken, ohne selbst in Erscheinung zu treten.«
Ich wollte ihm sagen, daß es Unsinn sei, was er da sprach, daß die Menschheit bis zur Verdummung ihre Geschicke selbst gelenkt hatte, aber ich brachte kein Wort hervor. Dalaimocs Worte hatten etwas in mir berührt, das sich nicht erklären ließ, eine Art elementarer Urfurcht vor den Mächten des Schicksals. Diese Furcht schnürte mir die Kehle zusammen, während ich innerlich zu Eis erstarrte.
Der Albino räusperte sich. »Vielleicht haben die Cynos das mit dem heimlichen Imperium gemeint.« Seine Stimme wurde sanft, als er sich an mich wandte: »Captain Hainu, messen Sie die Energie-Emissionen an den beiden Polen an. Wir werden auf einem Pol landen. Wie ich auf den Ortungsschirmen erkenne, sind sie von großen Eismassen bedeckt. Das gäbe ein wunderbares Versteck für unsere Space-Jet ab.«
Ich gehorchte schweigend und stellte fest, daß es im Nordpolgebiet von Redmare nur drei Orte gab, an denen atomare Aggregate arbeiteten. Captain Rorvic befahl dem Epsaler daraufhin, das Schiff dreiundachtzig Kilometer südöstlich des magnetischen Nordpols zu landen. Warum er gerade eine Entfernung von dreiundachtzig Kilometern wählte, blieb mir schleierhaft. Aber irgendwie ging von ihm eine Autorität aus, der sich die anderen nicht zu widersetzen wagten.
Wir schlichen uns mit ausgeschalteten Aggregaten langsam an den dritten Planeten heran. Dabei orteten wir insgesamt vierunddreißig Raumstationen, die den Planeten umkreisten, sowie eine Menge kleiner Trümmerstücke. Auf dem einzigen Mond des Planeten arbeiteten an neun Stellen starke Fusionskraftwerke.
Redmare wies trotz so vieler Ähnlichkeiten mit der Erde doch einige erhebliche Unterschiede auf. Der Planet besaß nur zwei Riesenkontinente, die um die Pole herum lagen. Der Rest war von Wasser bedeckt. Wir entdeckten auf beiden Kontinenten die glasartig erstarrten Überreste ehemaliger Städte und große vegetationslose Gebiete, von denen nachts ein bläulicher Schimmer ausging. Vor nicht allzu langer Zeit mußte auf Redmare ein Atomkrieg gewütet haben. Viele neue Städte, intakte Straßen und ein reger Luftverkehr bewiesen, daß die Zivilisation sich inzwischen von den Folgen dieses Atomkrieges erholt hatte.
Doch die Redmarer hatten offenbar keine Lehren aus dem schrecklichen Ereignis gezogen.
Nonderver setzte die Space-Jet in der Eiswüste des Nordpolgebietes auf. Draußen herrschte eine Temperatur von minus 67 Grad Celsius. Die Außenmikrophone übertrugen das Heulen des Sturms, der lange Fahnen von Eiskristallen vor sich hertrieb.
Nachdem wir uns davon überzeugt hatten, daß wir von keiner Radarstation geortet oder von irgendeiner Polarexpedition beobachtet werden konnten, schossen wir mit
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