Silberband 059 - Herrscher des Schwarms
zu spät«, meldete Mentro Kosum. »Die Kontrollen sprechen nicht an.«
Bevor jemand noch etwas sagen konnte, trat der von den Wissenschaftlern angekündigte Effekt ein. Der Schlauch im Weltraum, durch den Energie in höhere Dimensionen abgeströmt war, blähte sich auf. Überschlagblitze gewaltigen Ausmaßes entstanden. Es dauerte nur Bruchteile von Sekunden, dann war innerhalb des Energieschlauchs eine zweite Strömung entstanden. Energie floß aus dem Dakkarraum in das Einsteinuniversum.
Sie mündete in der Öffnung, die durch die Sextagoniumexplosion entstanden war.
Saedelaere schluckte. Er sah, wie sich die Ränder des Loches erneut veränderten. Dort prallten die verschiedenartigen Energien aufeinander.
»Der Sog!« schrie Corello. »Passen Sie auf, daß wir nicht in den Sog geraten, sonst werden wir in den Schlauch gerissen und in den Dakkarraum abgestrahlt.«
Mentro Kosum fluchte unbeherrscht und riß sich die SERT-Haube vom Kopf. Seine Hände tasteten nach den Kontrollschaltern der manuellen Steuerung.
Auch dieser letzte Versuch zur Rettung des Schiffes brachte nicht den gewünschten Erfolg. Das Diskusschiff wurde von fremdartigen Energien eingehüllt und mitgerissen.
Saedelaere wollte aufspringen, aber er kam auch nicht mehr zu dieser mehr oder weniger instinktiven Abwehrreaktion.
Ein heftiger Entmaterialisierungsschmerz zwang ihn in den Sessel. Während er nach Atem rang, wurde er sich der Tatsache bewußt, daß das gesamte Schiff in den Hyperraum gerissen worden war.
Das Beben des Schiffes schien in diesem Augenblick die einzige Verbindung zur Realität zu sein. Die Außenwände der GEVARI waren durchsichtig geworden. Die Bildschirme schienen ausgeglüht zu sein, sie ähnelten schwarzen Höhlenöffnungen. Saedelaere hatte das Gefühl, daß sein eigener Körper aufgebläht war. Er drehte den Kopf, wobei die Umwelt um ihn zu kreisen schien. Die anderen Besatzungsmitglieder hingen in ihren Sitzen. Ihre Bewegungen wirkten zeitlupenhaft, ihre Körper schienen schwerelos zu sein.
Saedelaere wollte sprechen, doch es gelang ihm nicht. Hinter den durchsichtig gewordenen Außenwänden des Schiffes tauchten große unförmige Schatten auf. Sie trugen glühende Kugeln mit sich. Noch weiter draußen bewegten sich andere Dinge: geheimnisvolle Leuchterscheinungen und wallende Nebel.
Alles sah unwirklich aus. Auch der Boden, den Saedelaeres Füße berührten, war durchsichtig.
Als der Transmittergeschädigte die Arme ausstreckte, stellte er fest, daß sein eigener Körper ebenfalls transparent zu werden begann. Erschrocken blickte Saedelaere zu den anderen hinüber und stellte fest, daß bei ihnen ein ähnlicher Effekt eintrat. Noch immer wurde das Schiff geschüttelt.
Alaska stellte fest, daß er weder einen Orientierungssinn noch einen Zeitbegriff besaß. Alles schien jetzt zu geschehen. Vergangenes und Zukünftiges waren ohne Bedeutung. Es fiel dem Mann mit der Maske auch schwer, räumliche Begriffe auf seine Umgebung anzuwenden. Nur gewaltsam gelang es ihm, den Schiffsboden als den unteren Bereich zu akzeptieren.
Wo sind wir? dachte er. Sein zweiter klarer Gedanke war: Wie kommen wir wieder hier weg?
Er wandte den Kopf und blickte zu Kosum hinüber. Der Emotionaut sah wie ein gläserner Mensch aus. Er erwiderte Saedelaeres Blick und gab ihm ein Zeichen.
Offenbar konnte auch er nicht sprechen. Da die Handbewegung des Raumfahrers zeitlupenhaft wirkte, vermochte Alaska nicht zu erkennen, was der andere damit andeuten wollte.
Saedelaere begriff, daß sie sich nicht mehr im Einsteinuniversum befanden. Wie die Sextadim-Physiker befürchtet hatten, war die GEVARI in ein fremdes Kontinuum gerissen worden. Die Frage war jetzt, ob die feindliche Umgebung das Schiff festhalten oder wieder ausstoßen würde. Das hing nicht zuletzt davon ab, ob der Energieschlauch zwischen den Dimensionen noch immer bestand. Wenn er inzwischen zusammengefallen war, gab es für die GEVARI keine Hoffnung mehr.
Auf den Bildschirmen der INTERSOLAR und der GOOD HOPE II war die Strukturlücke im Schmiegeschirm des Schwarms deutlich zu sehen. Rhodan und Atlan hatten aufgeregt zugesehen, wie die GEVARI in einen energetischen Sog geraten und dann plötzlich verschwunden war. Der Energieschock hatte auch die beiden großen Schiffe erreicht und durchgeschüttelt. Die Positronik hatte zuvor alle empfindlichen Geräte ausgeschaltet, so daß es nicht zu Schäden gekommen war. Inzwischen arbeiteten alle Geräte wieder. Noch immer strahlte die
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