Silberband 060 - Die Cynos
er entschloß sich, auf seinen Plan zu verzichten.
Nach einigen Anstrengungen gelang es ihnen, sich durch das Geflecht der Wurzeln zu zwängen. Ein durchdringender Geruch ging von ihnen aus. Die Berührung mit den Pflanzen war Alaska unangenehm, sie schienen wie Schlangen über seinen Körper zu gleiten.
Als sie wieder im freien Gang standen, blickte Saedelaere aufatmend zurück. Dann leuchtete er dem Knöchernen in das totenkopfähnliche Gesicht.
»Wer oder was sind die Greisen?«
»Sie gehören einem Volk an, das aus Verbindungen der Eingeborenen mit den Lacoons hervorging. Es sind halbe Symbionten, die ihre frühe Kindheit in Wurzeln verbringen, wie wir sie soeben gesehen haben.«
Alaska hielt das für reine Phantasterei, aber er schwieg dazu, um den Begleiter nicht zu beleidigen.
Zwei Stunden lang kamen sie ohne Aufenthalt weiter. Alaska vermutete, daß sie das Felsenmeer längst hinter sich gelassen hatten. Sie mußten ganz nahe bei der Küste sein. Die Luft, die in den Höhlengang strömte, schien Alaska zunehmend frischer zu werden.
Ab und zu sprach er mit dem Knöchernen und stellte ihm Fragen. Der Götze Cryt Y'Torymona schien der uneingeschränkte Herr über die auf dieser Welt lebenden Wesen zu sein. Irgendwo mußte es riesige industrielle Ballungszentren geben. Dort wurden Raumschiffe und Waffen hergestellt. Der Planet – Alaska nannte ihn Gepla II – war die fünfte von insgesamt vierzehn Welten, die um eine rote Riesensonne kreisten. Die Schwerkraft lag 0,21 Gravos über dem Standard, die Achsenrotation betrug 29 Stunden. Als Alaska im Käfigtransmitter rematerialisiert war, hatte gerade der Tag begonnen.
Auf Gepla II gab es sieben Kontinente. Der größte davon war Kreiqti, dort befanden sich auch die Werften für Kampfraumschiffe. Fast alle Industrien, erfuhr Alaska, arbeiteten vollautomatisiert.
Das wichtigste Volk auf Gepla II waren die Lacoons. Sie waren auf Veranlassung des Götzen vor Jahrtausenden menschlicher Zeitrechnung auf diesen Planeten gebracht worden. Die Kampftruppen des Götzen bestanden fast ausschließlich aus Lacoons.
Das Gespräch der beiden Flüchtlinge wurde unterbrochen, als sie vor sich einen schwachen Lichtschimmer bemerkten. Sie beschleunigten ihre Gangart und entdeckten bald darauf das Ende der Höhle.
Benommen von der Helligkeit des Tages, standen Alaska und Konasco-Cy an einem steilen Abhang. Die Höhle hörte wie abgeschnitten direkt an der Steilküste auf. Alaska blickte einen etwa fünfhundert Meter tiefen Abhang hinab. Weit unter ihnen lag eine Bucht, in der er Gebäude und Hafenanlagen erkannte. Das Meer besaß eine bleigraue Farbe, es war aufgewühlt und warf sich in langen Brechern auf die Felsen tief unter den beiden Flüchtlingen.
»Atschanischto!« rief Konasco-Cy und deutete zur Hafenstadt hinab.
Der Transmittergeschädigte sah zahlreiche Schiffe im Hafen liegen. Sein Herz schlug schneller.
»Wo liegt Nimquo?« fragte er seinen Verbündeten.
»Hoch oben im Norden«, erklärte der Knöcherne. »Unmittelbar am Pol. Niemand, der nicht die Zustimmung des Heiligen Dämons besitzt, gelangt dorthin.«
Alaska schloß sekundenlang die Augen und lauschte auf das Rauschen des Meeres. Als er sie wieder öffnete, hatte der Knöcherne sich bereits an den Abstieg gemacht.
Es war nicht ungefährlich, die Steilküste hinabzuklettern, aber wegen der Ortungsgefahr wagte Alaska nicht, den Antigravprojektor einzuschalten.
In der Nähe der Stadt flogen ein paar Gleiter. Saedelaere glaubte nicht, daß nach ihnen gesucht wurde. Trotzdem mußten sie damit rechnen, daß die Verantwortlichen in Atschanischto gewarnt waren. Ohne besondere Vorsicht konnten sie sich nicht in die Stadt wagen. Man würde sie sofort gefangennehmen oder töten.
Auf einem schmalen Plateau legte der Knöcherne eine Pause ein. Ein paar Dutzend Meter unter ihnen verlief die Küstenstraße.
»Sie führt nach Tarschten«, erklärte der Knöcherne. »Dort befinden sich Großlabors und eine Energiestation. Es ist für uns eine völlig uninteressante Stadt.«
»Welche Pläne hast du?« wollte Alaska wissen.
»Ich will nach Kellsonqua«, eröffnete ihm sein Begleiter. »Auf diesem Kontinent leben besonders viele Lacoons. Sie werden dort in Kasernen für ihre Aufgabe als Kämpfer ausgebildet.«
»Und warum?« fragte Saedelaere irritiert, »willst du dorthin?«
»In Kellsonqua leben auch viele Angehörige meines Volkes. Ich kann bei ihnen Unterschlupf finden, bis die Sache bereinigt ist.
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