Silberband 067 - Die Para-Bank
vermischt mit ebenso bizarr anmutenden Pflanzen.
Ralf hatte mit seiner Bemerkung Betty Toufry und Wuriu Sengu gemeint. Betty und Wuriu waren vor rund zweieinhalb Stunden Standardzeit in das Netz der PEW-Adern eingedrungen, die den gesamten Planetoiden durchzogen. Sie sollten feststellen, ob es in der Nähe des PEW-Bezugstransdeformators Aktivitäten gab, die auf eine Invasion des Solsystems hindeuteten.
Nach den vorangegangenen Ereignissen war mit einer solchen Aktion der Paramags zu rechnen. Sie unterlagen noch immer dem Irrtum, innerhalb des Solsystems gäbe es einen Planeten, dessen Inneres von einem dichten Netz aus PEW-Metalladern durchzogen sei.
Da wir im Solsystem niemals PEW-Metall gefunden hatten, enthielten die Trümmer Zeuts entweder keines – oder es kam nur auf einigen wenigen noch unerforschten Planetoiden vor. Falls die Paramags also tatsächlich ins Solsystem vorstießen, um das vermeintliche Paradies zu erobern, so würde das Ergebnis in keinem vernünftigen Verhältnis zu den Opfern stehen, die eine Invasion beiden Seiten abverlangen mußte.
Ich drehte mich um und musterte die Eintrittsstelle, durch die Betty und Wuriu sich in die PEW-Adern von Wabe 1 eingefädelt hatten. Zwischen uns war vereinbart worden, daß sie nach spätestens zwei Stunden zurückkehren sollten. Kein Wunder, daß Ralf unruhig geworden war.
Ich selbst war es nicht minder. Vor allem Betty bedeutete sehr viel für mich. Wenn sie stürbe, würde mein Leben viel von seinem Sinn verlieren.
Deshalb atmete ich auf, als Betty und Wuriu plötzlich materialisierten. Ich eilte ihnen entgegen und ergriff Bettys Hand, wobei es mir völlig gleichgültig war, daß es die Hand eines Paramags war.
»Ihr wart lange fort«, sagte ich leise. »Gab es Gefahren?«
Betty erwiderte meinen Händedruck. »Nicht mehr als sonst auch, Tako. Aber der Transdeformator war stärker als sonst bewacht. Deshalb hatten wir Schwierigkeiten, in die Innenzone einzudringen.«
Wuriu Sengu lachte humorlos. »Betty untertreibt wieder einmal, Tako. Der Transdeformator ist lückenlos durch Abfangweichen gesperrt. Wir mußten erst einmal die geheimen Überbrückungsadern finden, bevor wir bis zum Außenrand der Innenzone kamen.«
»Und?« erkundigte sich Tama Yokida, der aus dem Nebenraum zu uns gekommen war.
Bettys Paramag-Gesicht wurde hart. »Der gesamte Innensektor stellt das Aufmarschgebiet einer Armee dar. Wir beobachteten, wie zahlreiche Paramags in kleinen Trupps in Richtung auf die großen Paratransaugen verschwanden. Sie führten militärisches Gerät bei sich.«
Wir sahen uns an.
»Du mußt sofort telepathische Verbindung mit Gucky aufnehmen und ihm berichten, was ihr beobachtet habt, Betty«, sagte ich. Der Mausbiber befand sich nach wie vor an Bord der MARCO POLO und stellte derzeit unsere einzige Verbindung zum Flaggschiff des Großadministrators dar, das sich am Außenrand des Trümmersystems befand.
»Genau das hatte ich vor«, versetzte Betty.
»Gut«, sagte ich. »Dann werde ich in der Zwischenzeit selber einen kleinen Erkundungsgang unternehmen, wenn ihr nichts dagegen habt.«
Weder Wuriu noch Betty, noch Tama hatten Einwände. Unsere anderen drei Leidensgefährten konnten sich nicht äußern; sie befanden sich in einer besonderen Mission in den PEW-Adern der Außenhülle von Wabe 1. Dort lagen die Verteidigungsanlagen.
»Ich werde dich begleiten, Tako«, meinte Tama.
»Das ist nicht nötig«, wehrte ich ab.
»Ich halte es für angebracht, daß Tama dich begleitet«, warf Betty ein. »In der gegenwärtigen Lage sollte überhaupt keiner von uns einen Alleingang unternehmen.«
Das leuchtete mir ein. Außerdem hatten Bettys Worte Gewicht. Ihre Autorität wurde von uns stillschweigend anerkannt.
Tama und ich reichten uns die Hände, damit wir uns in dem komplizierten Gewirr des PEW-Adernetzes von Wabe 1 nicht verloren. Danach fädelten wir uns ein. So nannte man jedenfalls den Vorgang, bei dem ein Lebewesen zum Bestandteil dieses unheimlichen Verkehrsnetzes wurde.
Körperlos jagten wir in den ›Schienen‹ aus PEW-Metall durch den Planetoiden, orientierten uns an den verschiedenartigen Ausstrahlungen, nahmen die Umgebung mit unerklärlichen Sinnen wahr und materialisierten schließlich in einer künstlichen Höhle, in der zahlreiche bläuliche, regelmäßig geformte Blöcke aufgeschichtet waren.
Die Blöcke leuchteten von innen heraus und schienen zu pulsieren. Wir, die acht Altmutanten, hatten bis jetzt nicht herausgefunden, welche
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