Silberband 071 - Das Erbe der Yulocs
wiedergefunden. Die Schmerzimpulse, die der Vroteschkörper in sein Gehirn schickte, störten ihn nicht. Sie würden vorübergehen.
Der Körper, den er gewählt hatte, war zwar unauffällig, aber schwach. Torytrae war entschlossen, ihn gegen einen anderen einzutauschen, wenn die Jagd auf das Ceynach-Gehirn sich wider Erwarten ausdehnen sollte.
Es bereitete dem Yuloc eine tiefe Befriedigung, diesen Fall wie ein vollendetes Kunstwerk überblicken zu können. Fast alle Ereignisse waren von diesem seltsamen Ceynach gesteuert oder zumindest heraufbeschworen worden. So unglaublich es erschien, aber dem Fremden war es gelungen, planetenumspannende Geschehnisse in Gang zu bringen. Es war nicht ausgeschlossen, daß er diese Tätigkeit jetzt im Weltraum ausübte.
Torytrae ertappte sich dabei, daß er dem Unbekannten eine gewisse Bewunderung entgegenbrachte. Alles, was der Jäger über den Ceynach erfahren hatte, ließ darauf schließen, daß dieses Wesen sich in einer völlig fremden Umgebung befand. Deshalb hatte es zunächst einmal seinen Standort herauszufinden versucht. Nun war es offenbar dabei, sich eine Position auszubauen, von der aus es bestimmte Vorkehrungen treffen konnte.
Dabei hatten sich sogar Persönlichkeiten wie Doynschto der Sanfte oder Hactschyten als zu schwach erwiesen, um dem Fremden ernsthaften Widerstand leisten zu können. Der genialste Schachzug des Unheimlichen jedoch war die Irreführung des GOK. Sie war zwar mit Hilfe Doynschtos geschehen, aber das minderte nicht den Eindruck, den sie auf den Yuloc machte.
Torytrae begann zu bedauern, daß der Fremde nichts von seiner Existenz wußte. Dem Jäger hätte es großes Vergnügen bereitet, ein Ceynach-Gehirn zu jagen, das von der Existenz eines Verfolgers wußte. Das hätte diesen Fall kompliziert.
Der Ceynach würde jedoch erst unmittelbar vor seinem Ende von der Tätigkeit des Jägers erfahren. Torytrae fand, daß dies seinen bevorstehenden Triumph beeinträchtigen würde.
Er überlegte, ob es nicht angebracht sein würde, dem Gehetzten eine Nachricht zu übermitteln und ihn zu warnen.
Der Gedanke ließ Torytrae lächeln. Das wäre ein Vorgehen so richtig nach seiner Vorstellung gewesen. Er mußte darüber nachdenken, ob sich dieser Plan nicht verwirklichen ließ.
Der Ceynach würde, sobald er von der Existenz des Jägers erfuhr, reagieren. Er würde nicht länger benachteiligt sein. Torytrae war viel zu nüchtern, um nicht klar zu erkennen, daß das alles vorläufig Spiele der Phantasie waren.
Zunächst einmal mußte er feststellen, wohin der Hactschytenkörper mit dem Ceynach-Gehirn geflohen war. Der Organhändler Hactschyten hatte in der Altstadt von Nopaloor gelebt. Dort würde der Jäger am ehesten Informationen bekommen.
Zuerst jedoch mußte er mit dem Tschatro sprechen.
Vor einer öffentlichen Bildsprechanlage in der Nähe von Doynschtos Klinik blieb Torytrae stehen und sah sich um. Er wurde nicht verfolgt. Er hatte auch nicht damit gerechnet, doch er wollte sichergehen.
Nach mehreren Versuchen gelang es ihm, eine Verbindung zum Yaanzardoscht herzustellen. Er drückte die nur wenigen Personen bekannten Impulszeichen des Tschatros und wartete, daß der Bildschirm sich erhellen würde. Seine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt, denn er mußte über eine Stunde warten, bis der Regierungschef sich meldete.
Torytrae spürte sofort, daß mit dem Tschatro eine Veränderung vorgegangen war, denn der alte Yaanztroner begrüßte ihn sehr reserviert.
»Es steht jetzt fest, daß das Ceynach-Gehirn noch am Leben ist«, berichtete der Jäger. »Es befindet sich im Körper des Organhändlers Hactschyten und ist in den Weltraum geflohen.«
»Doynschto hat uns belogen und das GOK hintergangen!« rief der Tschatro wütend. »Ich werde sofort veranlassen, daß man ihn verhaftet.«
»Bitte bleiben Sie ruhig«, sagte Torytrae. »Doynschto ist eine Schlüsselfigur. Es ist besser für uns und für ihn, wenn er in seiner Klinik bleibt. Bei ihm muß lediglich eine Gedächtniskorrektur vorgenommen werden. Er weiß, wer ich bin, und kennt das Geheimnis des Ceynach-Suchkommandos.«
»Was?« brachte der Tschatro hervor. Dann schloß er die Augen und stieß ungläubig hervor: »Eboyschan!«
»Sie haben logisch gedacht!« anerkannte der Yuloc.
»Ich habe bereits eine Suchmeldung aufgegeben«, verkündete der Regierungschef. »Eboyschan wird nicht mehr lange Gelegenheit haben, Geheimnisse der Regierung zu verraten.«
Torytrae lächelte. »Sie
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