Silberband 075 - Die Laren
meteorologischer Posten.«
Die Karte bestand aus einem breiten Filmstreifen, der in einer winzigen Kassette abrollte. Auf dem Filmband glitt ein Abtastknopf, der seitlich verschoben werden konnte. Durch eine Leitung wurde eine dreihundertfache Farbvergrößerung auf den stereoskopischen Bildschirm übertragen. Jede Untiefe, jedes Riff und jede einzelne Tonne war so deutlich zu sehen, daß es kaum noch eine Perfektion einer solchen Seekarte geben konnte.
»Petoa Ta'Ci liegt auch im Einflußbereich?« erkundigte sich der Spezialist für das Submarin-Sonar.
»Es kann alles innerhalb dieser Zone liegen. Kümmern wir uns nicht darum. Wir müssen suchen und nochmals suchen. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
Der Steuermann murmelte düster: »Das kann man sagen. Der Vorrat an Wundern nimmt auch Tag um Tag ab. Diesmal werden sie es schaffen! Diesmal vernichten sie uns.«
Antal Manander warf ihm einen langen und prüfenden Blick zu. Nein, Sedith, der Samoaner mit dem herkulischen Körper und den auffallend weißen Zähnen, der sein langes schwarzes Haar im Nacken zu einem Knoten gebunden hatte und über einer weißen Leinenhose nur ein dünnes Hemd trug, würde nicht durchdrehen. Aber ihm, Antal, wurde es jedesmal richtiggehend schlecht, dachte er an das Ultimatum der Laren.
»Aaachtung!« schrie der Steuermann.
Sie duckten sich unter dem Sprühregen der Gischt, als das Boot eine enge Kurve drehte und genau auf die Lücke in der Brandungswelle zusteuerte, die sich dem Land entgegenrollte und sich an den weißen Korallenresten brach und in salzigen Wasserstaub zerfetzt wurde.
Das Boot schoß auf seinen Tragflügeln durch den Durchlaß, fuhr geradeaus und sank dann mit dem gesamten Boden ins Wasser. Es war noch immer schnell, eine mächtige Bugwelle erschien. Gerade hier, in der erdbebengefährdeten Zone mit all ihren Bodenspalten und unterseeischen Vulkanen, mit den Resten oder den intakten Anlagen untermeerischer Lemurerstädte – gerade hier war die Wahrscheinlichkeit am größten, daß die Laren ihre Weltuntergangsbombe hier versteckt hatten.
»Vorsicht, wir landen an!« brummte der Samoaner und steuerte das Schiff, nachdem er die herausragenden Tragflügel eingezogen hatte, auf den flachen weißen Sandstrand zu. Mit einem knirschenden Laut schleifte der scharfe Bug über den Sand.
»Wir untersuchen die Insel. Rundgang; es wird nicht lange dauern. Sedith wird mit mir kommen!« rief Antal Manander und schwang sich auf das Vordeck. Von dort sprang er mit einem großen Satz in den feuchten Sand und ließ sich die Geräte nachreichen. Alle Männer waren bewaffnet, und an der Vorderkabine des Schiffes schwankte eine große Peitschenantenne.
»Geht in Ordnung, Käpt'n!« rief Kveton, der Taucher der kleinen Crew. Dieses kleine Kommando, das nach einer Bombe suchte, die sie nicht kannten, war nur eines von Tausenden, die in diesem Gebiet eingesetzt worden waren. In den restlichen vierzehn Tagen – oder dreizehn, um genauer zu sein – würde sich die Menge der Suchenden auf einige Millionen erhöht haben. Wenn nicht … wenn nicht das Wunder geschah.
Das Team kletterte auf dem Sand hinauf zu der Grenze der Grünfläche; es war der Streifen von hochgeschleudertem Schwemmgut, hinter dem die Büsche begannen. Dahinter erhoben sich der Mangrovendschungel und der Wald aus Palmbäumen. Die kleine Gruppe verschwand in westlicher Richtung auf dem Sand. Antal nickte Sedith zu und knurrte: »Vermutlich finden wir alle möglichen Dinge …«
»… aber auf keinen Fall die Bombe!« seufzte Sedith. Nebeneinander gingen sie auf den schmalen Pfad zu und drangen in das Wäldchen ein, das sich auf der Kuppe der Insel ausbreitete. Hierher schien seit der Zeit des Magalhäes niemand mehr gekommen zu sein. Es gab nur eine Insel im Naturzustand, mitten im fünfunddreißigsten Jahrhundert. Es war das Zeichen dafür, daß es die Menschheit im letzten Augenblick geschafft hatte, ihren Planeten nicht zu ruinieren, sondern ihn zu einer Art Paradies umzugestalten. Und dieses Paradies, mit Schmerzen und Tränen erbaut, sollte in zwei Wochen vernichtet werden, zusammen mit den anderen solaren Planeten.
Es gab weder angeschwemmten Zivilisationsmüll noch verrostende Maschinen. Die beiden Männer liefen langsam eine Anhöhe hinauf und sahen dort das kleine, flache Haus aus Fertigteilen, das vollständig überwuchert und versteckt war. Nur die großen Frontscheiben waren frei und blickten nach Westen. Eine schmale Treppe führte hinauf zu
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