Silberband 075 - Die Laren
in der Gaimor wie eine Spinne im Netz hockte und auf sein Opfer wartete.
Was hatte es für einen Sinn, wenn er sich über Hotrenor-Taaks Manipulationen beklagte? Bereits der Kampf zwischen Spanger und ihm war unter irregulären Bedingungen verlaufen, diesmal würde es noch schlimmer sein. Hotrenor-Taak hatte ihm nur eine winzige Chance gelassen. Bei gleichen Bedingungen auf neutralem Gelände hätte Leticron Nos Gaimor besiegen können, doch jetzt war es sehr fraglich, ob er die ersten Minuten an Bord von Gaimors Schiff überhaupt überstehen konnte.
Leticrons Hoffnung war, daß Gaimors krankhafter Stolz eine Annahme von Hotrenor-Taaks ›Geschenk‹ verhindern würde. Vielleicht schuf Gaimor von sich aus günstigere Bedingungen. Aber auch Gaimor würde niemals so verrückt sein und einen einmal errungenen Vorteil völlig aufgeben.
Leticron untersuchte die beiden Verletzungen. Sie waren von den Laren behandelt worden und bereiteten ihm keine Schwierigkeiten mehr.
Waffen besaß er nicht. Er konnte auch nicht hoffen, sich an Bord dieses Schiffes welche zu besorgen, denn seine beiden larischen Begleiter ließen ihn nicht aus den Augen.
Leticron wurde in seinen Gedanken unterbrochen, als das Kleinstraumschiff ein paar hundert Meter vor Gaimors Riesenwalze stoppte. »Schließen Sie Ihren Raumanzug und steigen Sie aus!« ordnete einer der beiden Laren an.
Leticron ergriff seinen Helm. »Was soll ich tun, wenn er mich von seiner Station aus unter Beschuß nimmt, solange ich noch im Weltraum bin?«
»Das wäre gegen die Abmachungen«, antwortete der Lare. »Gaimor weiß, daß er sich daran halten muß, wenn er Erster Hetran werden will. Er darf Sie nicht angreifen, bevor Sie nicht an Bord des Raumschiffes angekommen sind.«
»Wie tröstlich«, sagte Leticron sarkastisch. »Dann knallt er mich eben ab, wenn ich aus einer Schleusenkammer komme.«
»Er darf keine Feuerwaffen einsetzen, weil Sie ebenfalls nicht im Besitz solcher Waffen sind.«
»Hm!« machte Leticron. »Kann ich mich darauf verlassen, daß Hotrenor-Taak auf der Einhaltung dieser Bedingungen besteht?«
»Auf jeden Fall.«
Das gab Leticron die Spur einer Chance. Nos Gaimor mußte sich auf die eigenen Körperkräfte und den Verstand verlassen. Trotzdem hatte er im Vergleich zu Leticron einen unschätzbaren Vorteil: Er kannte sich an Bord seines Raumschiffes aus und war in der Lage, das technische Instrumentarium des Schiffes als Waffe einzusetzen.
»Fertig?« fragte der Lare.
Leticron nickte und klappte den Helm zu. Als er aus der Schleuse schwebte, schien der Weltraum um ihn herumzuwirbeln. Dann sah er einen rechteckigen schwarzen Ausschnitt: Gaimors Schiff. Leticron justierte sein Energieaggregat und flog auf das Riesengebilde zu. Er hatte keine andere Wahl. Einen Augenblick dachte er daran, den Kurs zu ändern und zu versuchen, eines seiner Schiffe zu erreichen, doch dann verwarf er diesen Plan wieder. Erstens war zweifelhaft, ob er sich verwirklichen ließ, und zweitens wäre eine Flucht der Aufgabe des Anspruchs auf die Position des Ersten Hetrans gleichgekommen. Diesen Gefallen jedoch wollte er weder Nos Gaimor noch Hotrenor-Taak tun.
»Ich warne Sie!« rief Hotrenor-Taak. »Er besitzt eine Reihe parapsychischer Eigenschaften, die wir noch nicht genau erforscht haben. Sie dürfen ihn nicht unterschätzen.«
Nos Gaimor blickte nachdenklich auf den Bildschirm. »Sie scheinen mir den Sieg zu wünschen«, stellte er fest. »Warum entscheiden Sie dann nicht einfach, daß er verloren hat, und schicken ihn weg?«
»Sie wissen, daß das unmöglich ist. Ich kann ihn jetzt nicht wegschicken und Sie als Ersten Hetran ausrufen. Er würde zeit seines Lebens Jagd auf Sie machen.«
»Das ist nicht der Grund«, sagte Gaimor. »Dieser Kampf macht Ihnen Spaß. Sie lassen ihn stattfinden, weil Sie glauben, der Sieger stünde bereits fest.«
»Wenn Sie vorsichtig sind!«
Gaimor blickte auf einen anderen Bildschirm. »Ich mache jetzt Schluß«, erklärte er. »Leticron hat das Beiboot verlassen und fliegt direkt auf die Tonne zu. Ich muß alles für seinen Empfang vorbereiten.«
Hotrenor-Taak zögerte einen Augenblick, dann erneuerte er seine Warnung. »Unterschätzen Sie ihn nicht.«
»Ich kenne ihn besser als Sie!«
»Gut«, sagte der larische Raumfahrer. »Dann besiegen Sie ihn.«
Die Verbindung brach ab. Ein paar Sekunden saß Gaimor bewegungslos da und hing seinen Gedanken nach. Plötzlich gab er sich einen Ruck und stand auf. Sein unförmiger Körper
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